Globale Solidarität ist dringend erforderlich, um den bedürftigen Menschen am Horn von Afrika dabei zu helfen, die sich rasch ausbreitende humanitäre Katastrophe zu überleben, die durch die längste und schwerste Dürre in der jüngeren Geschichte ausgelöst wurde, erklärten UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) am Montag in einer gemeinsamen Stellungnahme. Da die Dürre bis weit ins Jahr 2023 andauern wird, müssen sich Hilfsorganisationen umgehend darauf vorbereiten, ihre lebensrettende Arbeit in Somalia, Äthiopien und Kenia fortzusetzen, um auf den extrem hohen Bedarf an humanitärer Hilfe bis zum nächsten Jahr zu reagieren.
Bereits jetzt sind 20,9 Millionen Menschen am Horn von Afrika von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, darunter 3,4 Millionen Menschen in Kenia und Somalia, die sich in einer akuten Notsituation befinden, und mehr als 300.000 Menschen in Somalia, die von einer Hungerkatastrophe betroffen sind. Die Organisationen berichten, dass in der gesamten Region ein deutlicher Anstieg der Einweisungen in Programme zur Behandlung von schwerer akuter Unterernährung zu verzeichnen ist. Insgesamt sind Schätzungen zufolge 7,46 Millionen Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung betroffen, davon 1,85 Millionen in ihrer schwersten Form. Es wurde auch ein Anstieg der Todesfälle bei Kindern beobachtet.
Laut Angaben der humanitären Organisationen sind etwa 23,8 Millionen Menschen täglich am Horn von Afrika mit unsicherer Wasserversorgung in ihren Haushalten konfrontiert. Dies erhöht ihre Anfälligkeit für Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, und zwingt Frauen und Kinder, weite Strecken zum Wasserholen zurückzulegen, wodurch sie einem erhöhten Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt sind. Angesichts des stark eingeschränkten Zugangs zu Nahrungsmitteln, Wasser und anderen Ressourcen sind seit Anfang 2022 1,77 Millionen Menschen aus ihren Häusern geflohen und zu Binnenvertriebenen geworden, und mehr als 40.000 haben in Nachbarländern Zuflucht gesucht.
Die Lage am Horn von Afrika verschlechtert sich derzeit aufgrund des ungünstigen Beginns der Oktober- bis Dezember-Regenfälle, insbesondere in Kenia und Südsomalia. Meteorologen warnen, dass für den Rest der Regenperiode mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin unterdurchschnittliche Niederschläge zu erwarten sind, was zu einer noch nie dagewesenen fünften Jahreszeit in Folge mit unzureichenden Niederschlägen führen würde.
Während der Dürre 2011 starben in Somalia 260.000 Menschen, wobei die meisten Todesfälle eintraten, bevor eine Hungersnot ausgerufen wurde. Nach Ansicht der humanitären Organisationen darf sich so etwas wie 2011 nicht wiederholen und die Welt muss jetzt handeln, bevor eine Hungersnot ausgerufen werden muss. Die Hilfspläne zur Bekämpfung der Dürre in Äthiopien, Kenia und Somalia sind trotz des steigenden Bedarfs nur zu 50 Prozent finanziert, was die Reaktionsfähigkeit der humanitären Organisationen stark einschränkt. Die UN Organisationen und NGOs fordern, dass sofort mehr Mittel bereitgestellt werden, um Leben zu retten, bevor es zu spät ist.
Zu den Unterzeichnern gehören
- Famine Early Warning System Network (FEWS NET)
- Finn Church Aid
- Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
- Integrated Food Security Phase Classification (IPC)
- Islamic Relief
- Mercy Corps
- UN-Kinderhilfswerk (UNICEF)
- UN-Hochkommissar für Flüchtlinge (UNHCR)
- UN-Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA)
- Welternährungsprogramm (WFP)
- Weltgesundheitsorganisation (WHO)
- Weltorganisation für Meteorologie (WMO)
- World Vision
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Sofortige globale Maßnahmen zur Verhinderung der Hungersnot am Horn von Afrika erforderlich, gemeinsame Erklärung von UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen, veröffentlicht am 7. November 2022 (in Englisch)
https://reliefweb.int/attachments/9aa8040f-14fe-4ffe-9ced-c70d912b259c/Joint_Statement_on_the_Ongoing_Drought_in_the_Horn_of_Africa.pdf