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  1. Humanitäre Nachrichten

Krise in Südsudan: UN Kommission fordert Afrikanische Union und UN-Sicherheitsrat zum Handeln auf

Von Simon D. Kist, 14 Oktober, 2025

Die UN-Kommission für Menschenrechte im Südsudan hat eine deutliche Warnung hinsichtlich der sich verschärfenden politischen Krise im Land ausgesprochen und die Afrikanische Union sowie den UN-Sicherheitsrat dazu aufgefordert, schnell zu handeln, bevor der Südsudan erneut in einen totalen Krieg abgleitet. In einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme hob die Kommission die anhaltende bewaffnete Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und die Vertreibung von Zivilisten hervor, welche die ohnehin schon dramatische humanitäre Lage im Südsudan weiter verschlimmert haben.

Die Kommission, ein unabhängiges Gremium, das vom UN-Menschenrechtsrat mandatiert wurde, wirft den Führern des Südsudans vor, den Fortschritt in Richtung Frieden und Übergang bewusst zu blockieren, indem sie Straflosigkeit, Korruption und politische Unnachgiebigkeit zulassen, die den Konflikt und die Instabilität schüren. Sie warnt, dass die jüngste politische Zerrüttung bewaffnete Gruppen ermutigt und neue Konflikte ausgelöst hat, durch die Tausende Menschen vertrieben wurden.

Die Auseinandersetzungen erreichen ein Ausmaß, wie es seit der Einstellung der Feindseligkeiten im Jahr 2017 nicht mehr zu beobachten war, und die Zivilbevölkerung leidet am stärksten unter Menschenrechtsverletzungen und Vertreibung. Die eskalierende Krise hat Tausende Südsudanesen zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen. Allein im Jahr 2025 flohen Schätzungen zufolge 300.000 Menschen aus dem Land.

Von den mehr als 4,5 Millionen Südsudanesen, die bereits vertrieben sind, haben die Nachbarländer insgesamt über 2,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Im Jahr 2025 kamen 148.000 Neuankömmlinge in den Sudan, 50.000 nach Äthiopien, 50.000 nach Uganda, 30.000 in die Demokratische Republik Kongo und 25.000 nach Kenia.

Der Südsudan selbst verzeichnet über 2 Millionen Binnenvertriebene sowie weitere 1,2 Millionen Menschen – südsudanesische Rückkehrer und Sudanesen –, die vor dem Krieg im Sudan fliehen. Frauen sind überproportional von der Vertreibung betroffen und tragen die größte Last und die größten Risiken.

„Die anhaltende politische Krise, die zunehmenden Kämpfe und die ungebremste, systemische Korruption sind allesamt Symptome des Versagens der Führung und des Konsenses bei der Umsetzung der Verpflichtungen aus dem Friedensabkommen und dem politischen Übergang“, sagte Kommissar Barney Afako.

„Ohne ein sofortiges, nachhaltiges und koordiniertes politisches Engagement der Region läuft der Südsudan Gefahr, in einen umfassenden Konflikt zurückzufallen, mit unvorstellbaren Folgen für die Menschenrechte seiner Bevölkerung und der gesamten Region.“

Er fügte hinzu, dass die Südsudanesen auf die Afrikanische Union und die Region hoffen, „sie vor einem vermeidbaren Schicksal zu bewahren“.

Die Kommission forderte die AU auf, Übergangsjustizmechanismen einzurichten, insbesondere den vorgeschlagenen Hybridgerichtshof, um vergangene Verbrechen aufzuklären und die Justizbehörden des Südsudans zu stärken.

„Gerechtigkeit ist für den Südsudan wichtiger denn je“, sagte Yasmin Sooka, Vorsitzende der Kommission. „Die Versprechen, die den Opfern vor Jahren gegeben wurden, sind nach wie vor nicht erfüllt.“

Unterdessen warnte Kommissar Carlos Castresana Fernández, dass die zunehmenden bewaffneten Auseinandersetzungen, Massenvertreibungen und die Zerrüttung des vor sieben Jahren unterzeichneten Friedensabkommens zeigen, dass der Südsudan ohne Stabilität und Gerechtigkeit nicht wieder aufgebaut werden kann.

„Es sind glaubwürdige und unabhängige Mechanismen für Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht erforderlich, um die wiederholten Zyklen von Gräueltaten zu verhindern, den Kreislauf der Straflosigkeit zu durchbrechen und die Wunden des Krieges zu heilen“, betonte er.

Fernández fügte hinzu, dass die AU und ihre regionalen Partner dringend handeln müssen, „nicht nur um einen weiteren Krieg zu verhindern, sondern um die Grundlagen für einen gerechten Frieden auf der Grundlage der Rechtsstaatlichkeit zu schaffen“.

Die Kommission betonte die Notwendigkeit verstärkter regionaler Bemühungen, um die politischen Spannungen zu deeskalieren und die bewaffneten Konflikte im Südsudan zu lösen.

Sooka unterstrich, dass die Krise im Südsudan das Ergebnis „bewusster Entscheidungen“ der politischen Führung sei, „ihre eigenen Interessen über die ihres Volkes zu stellen“.

„Die Region und die internationale Gemeinschaft müssen nun die Führer des Südsudans dazu bewegen, eine andere Entscheidung zu treffen – eine, die ihr Volk an erste Stelle setzt“, sagte sie.

Seit März dieses Jahres haben politische Instabilität und zunehmende Feindseligkeiten zwischen bewaffneten Gruppen zu Zusammenstößen im Bundesstaat Upper Nile und anderen Regionen geführt. Diese Auseinandersetzungen haben Todesopfer, Verletzte und die Zerstörung ziviler Infrastruktur zur Folge gehabt und viele Menschen, die bereits vertrieben wurden, unter Krankheiten leiden und mit Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind, erneut zur Flucht gezwungen.

Die drastische Verschlechterung der politischen und sicherheitspolitischen Lage des Landes droht die bisher erzielten Friedensfortschritte zu untergraben und das Land erneut in einen Kriegszustand zu stürzen. Die Spannungen wurden durch Konflikte innerhalb der Regierung verschärft, namentlich zwischen den Kräften, die Präsident Salva Kiir loyal gegenüberstehen, und denen, die mit Vizepräsident Riek Machar verbündet sind.

Der Südsudan erlebt eine der schwersten humanitären Krisen weltweit

Der Südsudan erlebt derzeit eine der schwersten humanitären Krisen weltweit und steht vor einer der düstersten Aussichten seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 2011, wobei 9,3 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen vom Juni gehört das Land zu den fünf Ländern weltweit, in denen der Hunger am gravierendsten ist und die Menschen unter extremen Hunger, Verhungern und Tod leiden.

Der andauernde Krieg im benachbarten Sudan schürt die Instabilität und verschärft die humanitäre Krise im Südsudan. Die humanitären Hilfsorganisationen, die bereits an ihre Grenzen stoßen, tun alles in ihrer Macht Stehende, um die über 1,2 Millionen Flüchtlinge und Rückkehrer zu unterstützen, die seit April 2023 vor dem Konflikt im Sudan geflohen sind und nun im Südsudan leben.

Landesweit sind 7,7 Millionen Menschen – 57 Prozent der Bevölkerung – von Ernährungsunsicherheit in Krisen-, Not- oder Katastrophenstufen betroffen. Davon leiden 83.000 Menschen unter katastrophalem Hunger (IPC5) und rund 2,4 Millionen unter einer Notlage (IPC4).

Eine Rekordzahl von 2,3 Millionen Kindern unter fünf Jahren ist von Unterernährung bedroht. Von diesen Kindern leiden über 714.000 an schwerer akuter Unterernährung (SAM) und benötigen dringend medizinische Hilfe.

Der weltweite Rückgang der Finanzmittel verschärft die ohnehin schon dramatische humanitäre Lage, da die Menschen ohne lebenswichtige Hilfe auskommen müssen und die Hilfsorganisationen daran gehindert werden, ihre Notfallmaßnahmen auszuweiten, Vorräte anzulegen und ihre Operationen aufrechtzuerhalten.

Trotz des wachsenden Bedarfs sind bisher nur 30 Prozent der Mittel für den Humanitären Bedarfs- und Reaktionsplane (HNRP) 2025 bereitgestellt worden, der 1,7 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung von fast 5,4 Millionen der am stärksten gefährdeten Menschen des Landes vorsieht.

Der Südsudan leidet außerdem unter zahlreichen Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die durch eine begrenzte Impfquote, unterbrochene Impfdienste und weit verbreitete Vertreibungen noch verschärft werden. Der unzureichende Zugang zu lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung trägt zum nahezu vollständigen Zusammenbruch der Lebensgrundlagen bei.

Darüber hinaus ist der Südsudan eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder und hat mehrere Jahre in Folge Rekordüberschwemmungen erlebt, die zu weit verbreiteten Vertreibungen, dem Verlust von landwirtschaftlichen Flächen und der Zerstörung von Lebensgrundlagen geführt haben. Im Jahr 2024 waren etwa 1,4 Millionen Menschen im ganzen Land von schweren Überschwemmungen betroffen.

Aktuelle Überschwemmungen betreffen fast 900.000 Menschen

Am Montag berichtete das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), dass die diesjähringen Überschwemmungen im Südsudan aufgrund starker Regenfälle und steigender Wasserstände entlang des Nils anhalten. In den letzten drei Wochen hat sich die Zahl der von den Überschwemmungen betroffenen Menschen mehr als verdoppelt: Mittlerweile sind etwa 890.000 Menschen in 26 Bezirken in sechs Bundesstaaten betroffen.

Über 91 Prozent der Betroffenen leben in den Bundesstaaten Jonglei und Unity, wobei fast ein Drittel der landesweit Betroffenen vertrieben wurde und auf höher gelegenem Gelände Zuflucht sucht.

Die Überschwemmungen haben umfangreiche Schäden an Häusern, Ernten, Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Straßen und anderen wichtigen Infrastrukturen verursacht und den Zugang für humanitäre Hilfe weiter erschwert. Einige überschwemmte Gebiete im Süden des Landes sind derzeit nur mit dem Kanu erreichbar.

OCHA warnt, dass besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen, darunter Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und Vertriebene, einem erhöhten Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sind, insbesondere in überfüllten Unterkünften und instabilen Umgebungen.

Wettervorhersagen sagen für den Zeitraum von September bis Dezember 2025 überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen voraus, wobei in diesen Monaten mit den verheerendsten Hochwasserständen zu rechnen ist. Es wird erwartet, dass die Zahl der Betroffenen mit anhaltenden Regenfällen weiter ansteigt. Zu den Hochrisikogebieten zählen Jonglei, Upper Nile, Unity, Warrap, Lakes sowie Teile der Bundesstaaten Northern Bahr el Ghazal und Central Equatoria.

Insgesamt sind in den bevorstehenden Monaten schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen im Südsudan durch Überschwemmungen gefährdet. Die diesjährigen Überschwemmungen verschärfen die bestehende humanitäre Krise zusätzlich und unterstreichen den dringenden Bedarf an zusätzlichen Ressourcen zur Unterstützung der am stärksten betroffenen Menschen.

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