Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnt, dass die von Krieg heimgesuchten Gemeinden im Sudan weiterhin von einer sehr realen Hungersnot bedroht sind, und appelliert an die Geber, mehr Mittel zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs und zur Förderung des langfristigen Wiederaufbaus im ganzen Land bereitzustellen. Der Appell erfolgt angesichts von Finanzierungslücken, welche die Arbeit des WFP im Sudan behindern, wo in mehreren Gebieten Hungersnot herrscht und weitere Landstriche gefährdet sind.
Der UN-Organisation fehlen mehr als 500 Millionen US-Dollar für die Bereitstellung von Nothilfegütern in den kommenden sechs Monaten, bzw. 700 Millionen US-Dollar, wenn alle Programmaktivitäten berücksichtigt werden.
„In den letzten sechs Monaten hat das WFP seine Hilfe ausgeweitet und versorgt nun fast eine Million Sudanesen in Khartum mit Nahrungsmitteln und Ernährungshilfe“, sagte Laurent Bukera, WFP-Länderdirektor im Sudan, am Dienstag gegenüber Journalisten in Genf.
„Diese Dynamik muss anhalten, denn mehrere Gebiete im Süden sind von einer Hungersnot bedroht.“
In einem aktuellen Lagebericht aus Port Sudan teilte Bukera mit, dass bei einer Mission in die Hauptstadt Khartum viele Stadtteile verlassen und schwer beschädigt vorgefunden wurden, sodass sie wie „Geisterstädte“ wirkten. Er betonte, dass der Druck auf die überlasteten Ressourcen nur noch zunehmen werde.
Während der Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) – ausgelöst durch das Scheitern des Übergangs zur Zivilregierung im Jahr 2023 – weiter tobt, erklärte der erfahrene Mitarbeiter der Hilfsorganisation, dass die Gemeinschaften an der Front „am Rande des Zusammenbruchs“ stehen und nicht mehr in der Lage sind, vertriebene Familien zu versorgen.
„Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, indem sie die Mittel aufstockt, um die Hungersnot in den am stärksten betroffenen Gebieten zu stoppen, und um in den Wiederaufbau des Sudan zu investieren“, betonte der WFP-Vertreter.
„Wir müssen auch die Achtung der Sicherheit und den Schutz der sudanesischen Bevölkerung und der humanitären Helfer einfordern.“
Bukera warnte, dass willkürliche – und inakzeptable – Angriffe auf humanitäre Helfer und Einsätze eskalierten, darunter ein Angriff auf einen Konvoi des WFP und UNICEF, der sich in der vergangenen Woche der Stadt El Fasher näherte. Bei dem Angriff wurden fünf humanitäre Helfer getötet und weitere verletzt. Er forderte dringend ein sofortiges Ende solcher Angriffe.
Mehr als zwei Jahre Krieg haben die zivile Infrastruktur zerstört und Gemeinden ohne grundlegende Versorgung wie sauberes Wasser zurückgelassen. Diese Bedingungen haben zusammen mit wochenlangen starken Regenfällen zu einem tödlichen Cholera-Ausbruch und Berichten über verwesende Leichen im Nil in Omdurman geführt. Omdurman ist die größte Stadt des Landes und bildet gemeinsam mit den Städten Khartum und Al-Chartum Bahri eine sogenannte Dreistadt am Zusammenfluss des Weißen und des Blauen Nils.
In der vergangenen Woche berichtete das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), dass die kriegsbedingte Vertreibung und die Ausbreitung der Cholera den Bedarf im gesamten Sudan weiter erhöhen.
„Wir sind zutiefst besorgt, und die Deckung der Grundbedürfnisse, insbesondere der Versorgung mit Nahrungsmitteln, ist von entscheidender Bedeutung und dringend erforderlich“, sagte WFP-Vertreter Bukera.
„Es sind dringend Maßnahmen erforderlich, um die Grundversorgung wiederherzustellen und den Wiederaufbau durch koordinierte Anstrengungen mit lokalen Behörden, nationalen NGOs [Nichtregierungsorganisationen], UN-Organisationen und humanitären Partnern zu beschleunigen.“
Der Mangel an internationaler Unterstützung hat diese lebensrettenden Maßnahmen verhindert und das WFP gezwungen, den Umfang und die Bandbreite der Hilfsgüter zu reduzieren.
„Finanzierungslücken beeinträchtigen bereits einen Teil der Hilfe, die wir in den Bundesstaaten Khartum, Blauer Nil, Al Jazirah und Sennar leisten“, so der hochrangige WFP-Vertreter weiter.
„Unsere Rationen sowie das Öl und die Hülsenfrüchte im Lebensmittelkorb mussten aufgrund fehlender Ressourcen gestrichen werden.“
Darüber hinaus sagte er, dass in der sudanesischen Hauptstadt Khartum lebensrettende Nahrungsergänzungsmittel für Kleinkinder sowie schwangere und stillende Mütter aufgrund fehlender Ressourcen „nicht mehr verfügbar“ seien.
Trotz der zahlreichen Herausforderungen erreicht die UN-Organisation mittlerweile jeden Monat vier Millionen Menschen im Sudan. Das sind fast viermal mehr als zu Beginn des Jahres 2024, da der Zugang für humanitäre Hilfe auf zuvor nicht erreichbare Gebiete, darunter auch Khartum, ausgeweitet wurde.
Das WFP unterstützt die Gemeinden auch langfristig durch Bargeldhilfen zur Unterstützung lokaler Märkte sowie durch Hilfe für Bäckereien und kleine Unternehmen, die eine Wiedereröffnung planen.
„Wir haben unsere Maßnahmen rasch ausgeweitet, um den steigenden Bedarf zu decken“, sagte Bukera und betonte, dass die UN-Organisation monatlich sieben Millionen Menschen erreichen will, wobei diejenigen Vorrang haben, die von Hungersnot bedroht sind oder in extrem gefährdeten Gebieten leben, wie beispielsweise Menschen in der Region Darfur, in der Region Kordofan und im Bundesstaat Al Jazirah.
Auf Fragen von Journalisten antwortete Bukera, dass die USA nach wie vor der größte Geber für das Welternährungsprogramm im Sudan seien und diese Mittel nicht gekürzt worden seien. Die UN-Organisation danke für diese Großzügigkeit und bemühe sich gleichzeitig intensiv um eine Erweiterung der Geberbasis.
Er betonte, dass das WFP auf weitere Unterstützung der USA für seine Operationen im Sudan hoffe.
Die neue US-Regierung, die Ende Januar 2025 ihr Amt antrat, hat den größten Teil der humanitären Hilfe für das Ausland gestrichen, was zu einer globalen Krise von beispiellosem Ausmaß geführt hat. Diese Finanzierungskrise hat bereits eine unbekannte Zahl von Menschenleben gekostet und gefährdet weltweit das Leben von Millionen weiteren Menschen.
Die Nahrungsmittelsoforthilfe des WFP im Sudan ist eine der wenigen Ausnahmen, die von den Vereinigten Staaten nicht zusammengestrichen wurden.
Seit dem 15. April 2023 liefern sich die Rapid Support Forces und die sudanesischen Streitkräfte einen brutalen Krieg, der eine beispiellose humanitäre Katastrophe verursacht hat. Mehr als 30 Millionen Menschen, darunter über 16 Millionen Kinder, benötigen dringend Hilfe in der derzeit größten humanitären Notlage der Welt.
Aufgrund des Krieges ist der Sudan auch von der weltweit größten Hungerkrise betroffen. Im ganzen Land leiden etwa 25 Millionen Menschen – fast die Hälfte der Bevölkerung – unter akutem Hunger, während fast 5 Millionen Kinder und stillende Mütter akut unterernährt sind.
Das Land ist der einzige Ort auf der Welt, an dem in mehreren Gebieten eine Hungersnot bestätigt wurde und sich weiter ausbreitet. Zehn Orte wurden zu Hungersnotgebieten erklärt: acht im Bundesstaat Nord-Darfur und zwei in den westlichen Nuba-Bergen. Siebzehn weitere Gebiete, darunter Teile von Darfur, den Nuba-Bergen, Khartum und Al-Jazira, sind von Hungersnot bedroht.
Der Sudan ist außerdem mit der weltweit größten Vertreibungskrise konfrontiert. Seit Beginn des Krieges im April 2023 mussten über 13 Millionen Menschen aus ihrer Heimat fliehen. Über 4 Millionen der Vertriebenen haben in Nachbarländern wie dem Tschad, Ägypten, Äthiopien, Libyen, dem Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik Zuflucht gesucht.
In den vergangenen Monaten sind über eine Million Binnenvertriebene in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrt, wodurch die Gesamtzahl der Vertriebenen seit Kriegsbeginn auf unter 13 Millionen gesunken ist. Dennoch suchen immer mehr Menschen weiterhin Zuflucht jenseits der Grenzen.