Die Vereinten Nationen haben einen russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Sumy am Sonntag verurteilt, bei dem Berichten zufolge mindestens 35 Menschen, darunter zwei Kinder, getötet und mindestens 117 weitere Personen, darunter 15 Kinder, verletzt wurden. Die beiden Raketen trafen eine belebte Straße im Stadtzentrum und beschädigten Wohngebäude, eine Bildungseinrichtung und zivile Fahrzeuge, während die Menschen gerade den Palmsonntag feierten, einen wichtigen religiösen Feiertag in der Ukraine.
Nach Angaben der ukrainischen Behörden trafen die Raketen am Sonntagvormittag eine belebte Straße im Stadtzentrum, zerstörten auch einen öffentlichen Bus, in dem sich Menschen befanden, und beschädigten die Universität der Stadt. Der zweite Angriff richtete sich Berichten zufolge gegen diejenigen, die den Opfern des ersten Angriffs zu Hilfe kamen.
Der humanitäre Koordinator in der Ukraine, Matthias Schmale, sagte am Sonntag, er sei „zutiefst entsetzt“ über die Angriffe der russischen Streitkräfte im Herzen von Sumy.
„Im Namen der humanitären Gemeinschaft und des Länderteams der Vereinten Nationen verurteile ich diesen Angriff auf das Schärfste und spreche den Familien, deren Leben eine Tragödie widerfahren ist, mein tief empfundenes Beileid aus“, sagte Schmale in einer Stellungnahme.
„Das humanitäre Völkerrecht verbietet Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastrukturen strikt. Diese Regeln dienen dem Schutz von Menschenleben und der Menschenwürde – und sie müssen jederzeit eingehalten werden.“
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) bekräftigte diesen Punkt und betonte, dass Kinder immer geschützt werden müssen und dass „Kinder vor allem ein Ende dieses Krieges brauchen“.
„Ich bin erschüttert über die Berichte, dass heute bei einem Angriff in Sumy im Nordosten der Ukraine zwei weitere Kinder getötet und 15 weitere verletzt wurden“, sagte Munir Mammadzade, UNICEF-Vertreter in der Ukraine, in einer Erklärung.
„Es waren Kinder und Familien, die sich an einem geschäftigen Sonntag im Stadtzentrum auf den Beginn der Osterfeierlichkeiten in der Ukraine vorbereiteten.“
Mammadzade sagte, dass es keine Rechtfertigung für einen solch einen grausamen Angriff am Palmsonntag oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt geben könne, bei dem Kinder mitten in einem Wohngebiet getötet oder verletzt werden.
„Kinder sind nicht für den Krieg verantwortlich, doch mit jedem Tag, an dem dieses Grauen weitergeht, werden mehr junge Leben ausgelöscht und zerstört“, sagte er.
„Die heutige Zerstörung ereignet sich nur drei Wochen, nachdem bei einem anderen Angriff auf Sumy 24 Kinder verletzt wurden und bei dem Angriff letzte Woche in Krywyj Rih neun Kinder getötet wurden.“
UN-Generalsekretär António Guterres sei zutiefst beunruhigt und schockiert über den Angriff vom Sonntag, teilte sein Sprecher Stéphane Dujarric in einer Erklärung mit.
„Der Angriff am Palmsonntag und zu Beginn der Karwoche setzt ein verheerendes Muster ähnlicher Angriffe auf ukrainische Städte und Gemeinden in den letzten Wochen fort, die zu zivilen Opfern und großflächigen Zerstörungen führen“, sagte Dujarric.
Der Palmsonntag ist ein christlicher Feiertag, der jedes Jahr vor Ostern begangen wird. Er markiert den Beginn der Karwoche, der letzten Woche der Fastenzeit vor dem Ostersonntag.
Durch seinen Sprecher erneuerte Guterres seinen Aufruf zu einem dauerhaften Waffenstillstand in der Ukraine und bekräftigte die Unterstützung der Vereinten Nationen für „sinnvolle Bemühungen um einen gerechten, dauerhaften und umfassenden Frieden“, der die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität der Ukraine in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen, dem Völkerrecht und den einschlägigen Resolutionen der Vereinten Nationen uneingeschränkt achte.
Russische Luftangriffe führen weiterhin zum Tod und zur Verstümmelung von Zivilisten, darunter von Kindern, und zur Zerstörung ziviler Infrastruktur, einschließlich Gesundheitseinrichtungen, Wohnblöcken, Schulen und Kinderspielplätzen.
In vielen Teilen des Landes, darunter die Regionen Donezk, Cherson, Charkiw, Odessa, Dnipro und Saporischschja, dauern die Feindseligkeiten an. Laut Angaben der örtlichen Behörden wurden in diesen Regionen zwischen dem 11. und 14. April Dutzende Zivilisten getötet und viele weitere verletzt. Auch Wohnhäuser und zivile Infrastruktur, darunter Schulen und Gesundheitseinrichtungen, wurden beschädigt.
Anfang April forderte ein massiver Angriff auf die dicht besiedelte Stadt Krywyj Rih in der Region Dnipro zahlreiche zivile Opfer – der zweite tödliche Angriff auf die Stadt innerhalb einer Woche. Nach offiziellen Angaben wurden 20 Zivilisten getötet, darunter 9 Kinder, und 74 weitere verletzt, darunter 12 Kinder, als ein Kinderspielplatz und ein nahe gelegenes Wohngebiet getroffen wurden.
Das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte (OHCHR), das viele der Opfer in der Ukraine verifiziert hat, gab an, dass es sich hierbei um den tödlichsten Einzelangriff auf Kinder seit Februar 2022 handelte.
Am 24. Februar 2025 jährte sich der Beginn der russischen Invasion in der Ukraine zum dritten Mal. Russland eskalierte den Konflikt mit der Ukraine, indem es 2023 an mehreren Fronten in das Land einfiel, was mehr als 43.600 zivile Tote und Verletzte zur Folge hatte.
Zwischen dem 24. Februar 2022 und dem 31. März 2025 bestätigte das OHCHR den Tod von mehr als 12.900 Zivilisten, darunter 682 Kinder, und fast 30.700 Verletzte in der gesamten Ukraine. Die meisten dieser Opfer gehen auf Beschuss, Artillerie- und Raketenangriffe zurück.
Da es sich hierbei um von den Vereinten Nationen verifizierte Zahlen handelt, wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl noch viel höher ist.
Menschenrechtsbeobachtern zufolge werden viele Berichte, insbesondere aus bestimmten Orten – wie Mariupol und Lysychansk – und aus der Zeit unmittelbar nach dem 24. Februar vor drei Jahren, aufgrund der großen Anzahl von Berichten noch immer überprüft oder konnten aufgrund des fehlenden Zugangs zu den einschlägigen Gebieten nicht überprüft werden.
Nach wie vor besteht im ganzen Land ein dringender Bedarf an humanitärer Hilfe, während Angriffe auf die zivile Infrastruktur Leben und Gemeinschaften zerstören. Im Jahr 2025 benötigen 12,7 Millionen Menschen in der Ukraine humanitäre Hilfe, wobei die Mehrheit von diesen Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen sind.
Zivilisten sind nach wie vor den unerbittlichen russischen Angriffen ausgesetzt, vor allem entlang der östlichen und südlichen Frontlinien. Schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechtsnormen, darunter Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sind bei den andauernden bewaffneten Angriffen an der Tagesordnung.
Trotz der laufenden internationalen Diskussionen über Friedensgespräche bleibt die Lage in der Ukraine äußerst instabil, und die Menschen in der Ukraine werden weiterhin durch die Gewalt getötet, verwundet und zutiefst traumatisiert.
Der bewaffnete Konflikt hat die größte Vertreibungskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Mehr als 10,6 Millionen Menschen sind immer noch aus ihrer Heimat vertrieben und es kommt aufgrund der Kampfhandlungen zu neuen Vertreibungswellen im Nordosten des Landes. Mit Stand vom März 2025 waren etwa 6,9 Millionen Menschen gezwungen, ins Ausland zu fliehen, hauptsächlich in die Russische Föderation, nach Polen und Deutschland, während 3,7 Millionen Menschen Binnenvertriebene waren.
Schwere Kämpfe schränken den Zugang für humanitäre Hilfe weiterhin ein und erschweren die Bereitstellung lebensrettender Hilfe für die am stärksten gefährdeten Menschen. Trotz dieser und anderer Herausforderungen konnten humanitäre Hilfsorganisationen in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 1,6 Millionen Menschen mit lebenswichtiger Hilfe und Versorgungsleistungen erreichen.