Vielen Menschen ist es lieber, für einen bestimmten Zweck zu spenden. Sie wollen sicher gehen, dass ihre Unterstützung bei Menschen in Not ankommt und für eine bestimmte Aufgabe eingesetzt wird. Einen Spendenzweck zu benennen, wird als konkret und verbindlich erlebt. Hinter der Motivation steckt manches Mal ein Gefühl des Misstrauens gegenüber einer Hilfsorganisation.
Hilfsorganisationen dagegen ziehen es vor, wen sie nicht zweckgebundene Spenden (sogenannte „freie Spenden“) erhalten, die sie dort einsetzen können, wo es am nötigsten ist. Gleichwohl ist es aus Sicht einer Spendenorganisation viel leichter, um Spendenbeiträge zu werben, wenn Sie einen Aufruf mit einer aktuellen Krise verbindet, beispielsweise für die Hilfe der Menschen in der Ukraine. Auch Kinderpatenschaften zählen zu den zweckgebundenen Spenden.
Größter Vorteil der Spende mit Bindung: Das geschenkte Geld muss tatsächlich für den Zweck verwendet werden, dem es gewidmet wurde. Der Spender kann also sicher sein, dass seine Spende nicht anderweitig eingesetzt wird.
Größter Nachteil der zweckgebundenen Spende aus Perspektive der Hilfsorganisation: Das gespendete Geld muss tatsächlich für den Zweck verwendet werden, dem es gewidmet wurde. Andernfalls müssen die Empfänger den Spender, um Erlaubnis fragen, falls sie das Geld zweckfremd einsetzen wollen, oder die Spende gar zurückerstatten. Bei zweckgebundenen Spenden entstehen höhere Verwaltungsausgaben als bei freien Spenden, da sowohl die Einnahme als auch entsprechende Ausgaben buchhalterisch getrennt erfasst werden müssen. Dadurch mindert sich – wenn auch geringfügig – der Anteil der für die eigentliche Arbeit der Organisation eingesetzt werden kann.
Ein weiterer – oft gravierenderer - Nachteil kommt hinzu. Wenn für einen bestimmten Spendenzweck oder einen konkreten Spendenaufruf mehr Zuwendungen als benötigt eingehen, bekommt die Hilfsorganisation ein Problem, unter der Menschen konkret leiden, denen die Spenden ansonsten dringliche Hilfe bringen könnte. Denn die Organisation darf das Geld nicht dort, wo Not ist, ausgeben, sondern muss abwarten bis es seinem eigentlichen Zweck zugeführt werden kann.
Es gibt also gute Gründe, grundsätzlich freie Spenden zu empfehlen. Im Zweifel sollte man ohne Bindung an einen bestimmten Zweck spenden. Die freie Spende kommt insbesondere infrage, wenn die genaue Spendenverwendung für den Zuwendenden keine hohe Bedeutung hat, da er weiß, dass er die richtige Organisation ausgewählt hat und darauf vertraut, dass die Gabe in seinem Sinne eingesetzt werden wird. Auf Seiten der Hilfsorganisation stehen weniger Verwaltungsaufwand und höchste Flexibilität bei der Verwendung. Die Mittel können dort eingesetzt werden, wo sie nach Einschätzung der Hilfsorganisation am dringlichsten benötigt werden.
Die richtige Entscheidung kann die zweckgebundene Spende sein, wenn es für den Spender eine Herzensangelegenheit ist, genau für den bestimmten Zweck zu geben. Und ohne diesen Anreiz er das Interesse am Spenden verlöre und der Sinn der Gabe abhandenkäme.
So kann es sein, dass eine Hilfsorganisation sowohl im Inland als auch im Ausland tätig ist. Der Spender möchte aber, dass das Geld Bedürftigen im Ausland zugutekommt. Häufig setzen sich Hilfsorganisationen international sowohl für langfristige Entwicklungszusammenarbeit als auch kurzfristige humanitäre Katastrophenhilfe ein. Wenn für den Spender Letzteres höhere Bedeutung hat, sollte er oder sie auch über eine zweckgebundene Spende nachdenken.
Ein Tipp zum Schluss: Ungünstig für alle Beteiligten – Spender, Organisation, Empfänger der Hilfe - ist es, mit dem Strom zu schwimmen, also zu spenden für das, was viele andere gleichzeitig mit Spendenbeiträgen bedenken. Dann kann es durchaus sein, dass mehr Mittel für einen Zweck zusammenkommen als eine Hilfsorganisation kurzfristig einsetzen kann. Dann macht die kleine Spende in der Masse wenig Sinn, während sie für andere Krisen eingesetzt einen großen Unterschied machen könnte.