Weltweit gibt es Millionen Menschen, die unter humanitären Krisen leiden. Viele dieser Menschen sind dringend auf internationale Unterstützung angewiesen, um zu überleben. Die meisten dieser Menschen leiden verborgen vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Im Jahr 2023 wird nach Schätzungen der Vereinten Nationen eine Rekordzahl von 339 Millionen Menschen humanitäre Hilfe und Schutz benötigen - ein deutlicher Anstieg gegenüber 274 Millionen Menschen zu Beginn des Jahres 2022.
DONARE möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einige der schlimmsten humanitären Krisen der Welt lenken. Sie finden auf den folgenden Seiten Steckbriefe über humanitäre Krisensituationen auf der ganzen Welt. Die Kurzprofile enthalten Hintergrundinformationen, eine Zusammenfassung der aktuellen humanitären Lage und Sicherheitslage sowie Verweise zu zweckgebundenen Spendenaufrufen von Organisationen der Vereinten Nationen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, die sich auf Nothilfe konzentrieren.
Krise im Jemen
Der seit mehr als acht Jahren andauernde bewaffnete Konflikt im Jemen hat Zehntausende von zivilen Opfern gefordert und Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen, was den Jemen zu einer der größten humanitären Krisen weltweit gemacht hat, für viele sogar zur schlimmsten humanitären Krise der Welt. Seit Beginn des Konflikts wurden mehr als 11.000 Kinder getötet oder verstümmelt, und Tausende weitere wurden als Kindersoldaten rekrutiert. Der Krieg im Jemen hat ein armes Land in eine humanitäre Katastrophe verwandelt.
Krise in Äthiopien
Die allgemeine humanitäre Lage in Äthiopien hat sich im Jahr 2022 erheblich verschlechtert. Millionen von Äthiopier sind nach wie vor durch Konflikte, Unsicherheit und klimabedingte Schocks wie die anhaltende Dürre vertrieben. Äthiopien ist mit mehreren Ursachen für Instabilität konfrontiert. Jahrelange Dürre und Konflikte haben dazu geführt, dass Millionen von Äthiopiern nicht genug zu essen haben. Viele Menschen haben weder Wasser noch Medikamente, Nahrungsmittel oder Unterkünfte und fürchten um ihr Leben.
Krise in der Ukraine
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hat innerhalb weniger Wochen eine der größten humanitären Krisen der Welt ausgelöst. Bis März 2023 wurden mehr als 22.000 Zivilisten infolge der russischen Intervention in der Ukraine getötet oder verwundet. Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsnormen im Zuge des laufenden bewaffneten Angriffs sind weit verbreitet. Millionen von Zivilisten fürchten um ihr Leben. Die Menschen in der Ukraine werden weiterhin getötet, verwundet und durch die Gewalt zutiefst traumatisiert.
Krise in der Demokratischen Republik Kongo
Die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo leiden unter einer der komplexesten und langwierigsten globalen humanitären Krisen. Das Land ist gleichzeitig mit einer der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt konfrontiert und die Situation gilt als eine der am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen der Welt. Seit Jahrzehnten erlebt die DR Kongo mehrere sich überschneidende Krisen, die vor allem durch gewaltsame Konflikte und Vertreibungen ausgelöst werden; beide haben verheerende Folgen.
Krise in Syrien
Der Syrienkonflikt ist eine der größten und komplexesten humanitären Krisen weltweit. Die Krise verursacht weiterhin enormes menschliches Leid für die Menschen innerhalb und außerhalb des Landes. Seit 2011 wurden Hunderttausende Syrerinnen und Syrer getötet und verstümmelt, und Millionen waren gezwungen zu fliehen. Die Menschen in Syrien sind massiven und systematischen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht und Menschenrechtsverstößen ausgesetzt. Derweil der andauernde Konflikt in einigen Teilen des Landes, rekordhohe Lebensmittelpreise, eine Wirtschaftskrise, anhaltende Vertreibung, Klimaschocks und Krankheiten den Bedarf an humanitärer Hilfe weiter verschärfen, sind mehr als zwei Drittel der syrischen Bevölkerung auf Hilfe angewiesen.
Krise in Somalia
Die Menschen in Somalia sind mit einer der komplexesten humanitären Krisen der Welt konfrontiert. Auslöser der Krise sind Konflikte, politische Instabilität, Ernährungsunsicherheit, Klimaschocks und wirtschaftlicher Niedergang. Noch schlimmer ist jedoch die Tatsache, dass sich die humanitäre Krise in Somalia weiter verschärft. Die verheerende Dürre in dem Land hat in diesem Jahr ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht.
Krise in Afghanistan
Mehr als 18 Monate nach dem Fall von Kabul befindet sich Afghanistan nach wie vor in einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Millionen von Menschen in Afghanistan leiden inmitten eines jahrzehntelangen Konflikts unter Elend und Hunger. Die kumulativen Auswirkungen von gewaltsamen Konflikten, Binnenvertreibung, Dürre und anderen Naturkatastrophen haben den Bedarf an humanitärer Hilfe in ganz Afghanistan drastisch erhöht. Das Land ist anfällig für Naturkatastrophen, darunter Überschwemmungen und Erdbeben.
Sahel-Krise
Die Sahelzone ist eine der am schnellsten voranschreitenden humanitären Krisen der Welt. Gleichzeitig ist sie aber auch eine der am häufigsten vergessenen. Bewaffnete Konflikte, die Verschlechterung der Sicherheitslage, politische Instabilität und weit verbreitete Armut sind die Hauptursachen für den beispiellosen Bedarf an humanitärer Hilfe, insbesondere in der zentralen Sahelzone, zu der die Länder Burkina Faso, Mali und Niger gehören. Die Auswirkungen der Klimakrise und der weltweiten Nahrungsmittelknappheit verschärfen die humanitäre Notlage zusätzlich. Rasche Klimaveränderungen führen dazu, dass Naturkatastrophen immer häufiger und heftiger auftreten.
Krise in Haiti
In Haiti benötigen Millionen von Menschen humanitäre Hilfe zur Bekämpfung des Hungers. Das Land wird seit langem von Naturkatastrophen heimgesucht und ist äußerst anfällig für Wirbelstürme, Erdbeben und Überschwemmungen. Im Januar 2010 wurde Haiti von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,0 heimgesucht. Schätzungen zufolge kamen über 300.000 Menschen ums Leben und etwa 1,5 Millionen wurden obdachlos. Das Erdbeben wurde als das schlimmste in dieser Region in den letzten 200 Jahren bewertet. Am 14. August 2021 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,2 den Südwesten Haitis, das mehr als 2.200 Menschen tötete, über 800.000 Menschen in Mitleidenschaft zog und weitreichende Zerstörungen verursachte.
Krise im Südsudan
Der Südsudan befindet sich inmitten einer katastrophalen humanitären Krise, die auf einen jahrelangen brutalen Bürgerkrieg zurückzuführen ist. Fast 400.000 Südsudanesen starben infolge des Konflikts, der im Dezember 2013 seinen Anfang nahm. Gräueltaten und Angriffe auf die Zivilbevölkerung, einschließlich weit verbreiteter sexueller Gewalt, haben den Bürgerkrieg geprägt. Mehr als die Hälfte der südsudanesischen Bevölkerung leidet unter extremem Hunger und ist dringend auf Hilfe angewiesen. Ausgedehnte Überschwemmungen, Gewalt und der Ausbruch von Krankheiten beeinträchtigen weiterhin die Menschen im ganzen Land.
Krise in Myanmar
Myanmar ist mit einer Vielzahl sich überlagernder humanitärer Nöte konfrontiert, die durch Völkermord, Verfolgung, langwierige bewaffnete Konflikte, Gewalt zwischen den Volksgruppen und Naturkatastrophen verursacht werden. Der Bedarf an humanitärer Hilfe in Myanmar hat aufgrund der anhaltenden bewaffneten Konflikte und der politischen Unruhen seit dem Militärputsch im Februar 2021 weiter zugenommen. Myanmar ist außerdem eines der am stärksten von Naturkatastrophen bedrohten Länder Südostasiens, das zahlreichen Gefahren wie Überschwemmungen, Zyklonen und Erdbeben ausgesetzt ist.
Krise im Sudan
Aufgrund der komplexen Krise im Sudan wird im Jahr 2023 ein Drittel der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen. Der wachsende Bedarf an humanitärer Hilfe im Land ist auf die politische Instabilität nach der Machtübernahme durch das Militär am 25. Oktober 2021, eine sozioökonomische Krise, Unsicherheit und Gewalt, Vertreibungen, Überschwemmungen, Dürre und den Ausbruch von Krankheiten zurückzuführen. Von den jüngsten sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen im Sudan waren etwa 349.000 Menschen betroffen.
Krise in der Zentralafrikanischen Republik
Die Zentralafrikanische Republik gehört seit mehreren Jahren zu den am meisten vernachlässigten humanitären Krisen der Welt. Seit 2012 wird die ZAR von gewaltsamen Unruhen heimgesucht. 2021 und 2022 gab es in der Zentralafrikanischen Republik über 100.000 neue Vertreibungen, wodurch sich die Gesamtzahl der Vertriebenen auf fast 1,4 Millionen Menschen erhöhte, von denen über 737.000 in die Nachbarländer flohen und über 660.000 innerhalb des Landes vertrieben wurden.
Krise in Kolumbien
Sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) ist die humanitäre Lage in Kolumbien nach wie vor von massiven Binnenvertreibungen und Unsicherheit aufgrund bewaffneter Gewalt geprägt. Kolumbien hat ein halbes Jahrhundert intensiver bewaffneter Konflikte hinter sich, welche durch die weit verbreitete Drogenproduktion und die territoriale Kontrolle durch bewaffnete Gruppen aufrechterhalten werden.
Krise in Burundi
Die allgemeine humanitäre Lage in Burundi ist nach wie vor angespannt, und es kommt weiterhin zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Die burundische Bevölkerung ist mit einer humanitären Krise konfrontiert, die durch Ernährungsunsicherheit, Gewalt, Naturgefahren und wirtschaftlichen Niedergang gekennzeichnet ist. Die Menschen in Burundi sind einer dreifachen Belastung ausgesetzt: einem hohem Klimarisiko, weit verbreiteter Armut und Konflikten.
Krise in Venezuela
Politische Turbulenzen und der sozioökonomische Niedergang in Venezuela haben zur schlimmsten humanitären Krise in Südamerika und zu einer der größten Migrationskrisen der Welt geführt. Venezuela befindet sich in einer politischen und wirtschaftlichen Notlage, die durch Hyperinflation, Nahrungsmittelknappheit, Medikamentenknappheit, Gewaltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet ist. Seit 2014 sind mehr als 6 Millionen Venezolaner in lateinamerikanische und karibische Länder geflohen. Im Jahr 2023 sind in dem südamerikanischen Land 7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Krise in Mosambik
Die humanitäre Krise in Mosambiks nördlicher Provinz Cabo Delgado verschärft sich weiter. Die eskalierende Gewalt hat fast eine Million Menschen vertrieben. Schätzungen zufolge sind mindestens zwei Millionen Menschen in Cabo Delgado und den benachbarten Provinzen Niassa und Nampula auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen. Mosambik ist überdies anfällig für Klimaschocks und häufige Naturkatastrophen wie Dürre, Überschwemmungen und tropische Stürme.
Krise im Libanon
Seit Ende 2019 ist der Libanon mit einer komplexen humanitären Krise konfrontiert, die auf mehrere große sozioökonomische Schocks, anhaltende politische Instabilität und den rapiden Verfall der Wirtschaft zurückzuführen ist. Hyperinflation, die Abwertung des Libanesischen Pfunds (LBP) und fehlende Möglichkeiten für den Lebensunterhalt haben die Armut massiv vergrößert und den Hunger vergrößert. Der Libanon ist nach wie vor das Land, das pro Kopf der Bevölkerung die meisten Flüchtlinge aufnimmt.
Krise in Zentralamerika
Der Norden Zentralamerikas (North of Central America, NCA) - auch Nördliches Dreieck Zentralamerikas (Northern Triangle of Central America, NTCA) genannt - ist eine Teilregion, die El Salvador, Guatemala und Honduras umfasst und zu den gefährlichsten Gebieten der Erde gehört. Nicaragua grenzt an das Nördliche Dreieck. Bandengewalt, Drohungen, Erpressung, Verfolgung und sexuelle Gewalt haben Hunderttausende von Menschen gezwungen, auf der Suche nach Sicherheit aus ihrer Heimat zu fliehen. Mehr als 1,1 Millionen Menschen in Zentralamerika wurden aus ihren Häusern vertrieben, derweil etwa 3,6 Millionen Menschen in El Salvador, Guatemala und Honduras von akutem Hunger betroffen sind.
Palästina-Krise
Die humanitäre Lage in den besetzten palästinensischen Gebieten ist durch eine langwierige politische Krise geprägt, die durch 55 Jahre israelische Militärbesatzung gekennzeichnet ist. Die humanitäre Krise wird durch Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, die Missachtung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte, interne palästinensische Spaltungen und die wiederholte Eskalation der Feindseligkeiten zwischen israelischen Sicherheitskräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen verschärft. Millionen von Palästinensern kämpfen darum, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen und ein Leben in Würde zu führen.
Weitere Krisen
Die Welt wird von einer Reihe weiterer humanitärer Krisen heimgesucht, die weder vergessen noch vernachlässigt werden dürfen. Zu den Notsituationen gehören: die Krise in der Südtürkei und Nordsyrien nach den verheerenden Erdbeben von Anfang Februar 2023; die Krise in Pakistan nach den Rekordüberschwemmungen von 2022; die Krise in Kenia nach der längsten und schwersten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen; die Krise in Madagaskar aufgrund der anhaltenden Ernährungsunsicherheit und der Anfälligkeit für klimabedingte Katastrophen; und die Krise in Malawi nach dem tödlichsten Choleraausbruch in der Geschichte des Landes.