Weltweit gibt es Millionen Menschen, die unter humanitären Krisen leiden. Viele dieser Menschen sind dringend auf internationale Unterstützung angewiesen, um zu überleben. Die meisten dieser Menschen leiden verborgen vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Zu Anfang des Jahres 2024 benötigten nach Schätzungen der Vereinten Nationen 300 Millionen Menschen humanitäre Hilfe und Schutz.
DONARE möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einige der schlimmsten humanitären Krisen der Welt lenken. Sie finden auf den folgenden Seiten Steckbriefe über humanitäre Krisensituationen auf der ganzen Welt. Die Kurzprofile enthalten Hintergrundinformationen, eine Zusammenfassung der aktuellen humanitären Lage und Sicherheitslage sowie Verweise zu zweckgebundenen Spendenaufrufen von Organisationen der Vereinten Nationen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, die sich auf Nothilfe konzentrieren.
Krise im Sudan
Das Ausmaß der humanitären Katastrophe, die sich im Sudan abspielt, ist beispiellos. Am 15. April 2023 entbrannte ein Konflikt zwischen den paramilitärischen Rapid Support Forces und den sudanesischen Streitkräften, der zu weitreichenden Vertreibungen führte und die humanitäre Notlage im ganzen Land verschärfte. m Laufe von fünfzehn Monaten wurden infolge des andauernden Krieges mehr als 10,4 Millionen Menschen vertrieben. Die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, beläuft sich inzwischen auf 24,8 Millionen - die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung.
Palästina-Krise
Die humanitäre Lage in den besetzten palästinensischen Gebieten ist durch eine langwierige politische Krise geprägt, die durch 56 Jahre israelische Militärbesatzung gekennzeichnet ist. Die humanitäre Krise wird durch Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, die Missachtung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte und die wiederholte Eskalation der Feindseligkeiten zwischen israelischen Sicherheitskräften und bewaffneten palästinensischen Gruppen verschärft. Seit Oktober 2023 hat sich die humanitäre Lage im Gazastreifen aufgrund der Angriffe des israelischen Militärs infolge der von bewaffneten palästinensischen Gruppen in Israel begangenen Gräueltaten dramatisch verschlechtert. Der Gazastreifen ist zum Schauplatz einer beispiellosen humanitären Katastrophe geworden, wo die Menschen verhungern und eine Hungersnot unmittelbar bevorsteht.
Krise im Jemen
Der seit mehr als neun Jahren andauernde bewaffnete Konflikt im Jemen hat Zehntausende von zivilen Opfern gefordert und Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen, was den Jemen zu einer der größten humanitären Krisen weltweit gemacht hat, für viele sogar zur schlimmsten humanitären Krise der Welt. Seit Beginn des Konflikts wurden mehr als 11.000 Kinder getötet oder verstümmelt, und Tausende weitere wurden als Kindersoldaten rekrutiert. Der Krieg im Jemen hat ein armes Land in eine humanitäre Katastrophe verwandelt.
Krise in Äthiopien
Die allgemeine humanitäre Lage Äthiopien hat sich im vergangenen Jahr deutlich verbessert, dennoch werden mehr als 21 Millionen Menschen im Jahr 2024 weiterhin auf Nothilfe angewiesen sein. Millionen von Äthiopier sind nach wie vor durch Konflikte, Unsicherheit und klimabedingte Schocks wie Dürren und Überflutungen vertrieben. Äthiopien ist mit mehreren Ursachen für Instabilität konfrontiert. Jahrelange Dürre und Konflikte haben dazu geführt, dass Millionen von Äthiopiern nicht genug zu essen haben. Viele Menschen haben weder Wasser noch Medikamente, Nahrungsmittel oder Unterkünfte und fürchten um ihr Leben.
Krise in der Ukraine
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hat innerhalb weniger Wochen eine der größten humanitären Krisen der Welt ausgelöst. Bis Juli 2024 wurden mehr als 35.000 Zivilisten infolge der russischen Intervention in der Ukraine getötet oder verwundet, während 42.000 Menschen als vermisst gelten. Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsnormen im Zuge des laufenden bewaffneten Angriffs sind weit verbreitet. Millionen von Zivilisten fürchten um ihr Leben. Die Menschen in der Ukraine werden weiterhin getötet, verwundet und durch die Gewalt zutiefst traumatisiert. Zivile Infrastruktur, von der die Menschen abhängig sind, wird weiterhin zerstört oder beschädigt.
Krise in Myanmar
Myanmar ist mit einer Vielzahl sich überlagernder humanitärer Nöte konfrontiert, die durch Völkermord, Verfolgung, langwierige bewaffnete Konflikte, Gewalt zwischen den Volksgruppen und Naturkatastrophen verursacht werden. Der Bedarf an humanitärer Hilfe in Myanmar hat aufgrund der anhaltenden bewaffneten Konflikte und der politischen Unruhen seit dem Militärputsch im Februar 2021 weiter zugenommen. Myanmar ist außerdem eines der am stärksten von Naturkatastrophen bedrohten Länder Südostasiens, das zahlreichen Gefahren wie Überschwemmungen, Zyklonen und Erdbeben ausgesetzt ist.
Krise in der Demokratischen Republik Kongo
Die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) leiden unter einer der komplexesten und langwierigsten humanitären Krisen der Welt. Im Jahr 2024 werden 25,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Gleichzeitig ist die DR Kongo mit mehr als 8,4 Millionen Frauen, Kindern und Männern im Land, die gezwungen waren, aus ihrer Heimat zu fliehen, mit einer der am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen der Welt konfrontiert. Seit Jahrzehnten erlebt die DR Kongo mehrere sich überschneidende Krisen, die vor allem durch Konflikte und Vertreibungen ausgelöst werden - beides mit verheerenden Folgen.
Krise in Syrien
Der Syrienkonflikt ist eine der größten und komplexesten humanitären Krisen weltweit. Die Krise verursacht weiterhin enormes menschliches Leid für die Menschen innerhalb und außerhalb des Landes. Seit 2011 wurden Hunderttausende Syrerinnen und Syrer getötet und verstümmelt, und Millionen waren gezwungen zu fliehen. Die Menschen in Syrien sind massiven und systematischen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht und Menschenrechtsverstößen ausgesetzt. Derweil der andauernde Konflikt in einigen Teilen des Landes, rekordhohe Lebensmittelpreise, eine Wirtschaftskrise, anhaltende Vertreibung, Klimaschocks und Krankheiten den Bedarf an humanitärer Hilfe weiter verschärfen, sind mehr als zwei Drittel der syrischen Bevölkerung auf Hilfe angewiesen.
Krise in Somalia
Die Menschen in Somalia sind mit einer der komplexesten humanitären Krisen der Welt konfrontiert. Auslöser der Krise sind Konflikte, Vertreibung, Ernährungsunsicherheit, politische Instabilität, Klimaschocks, Armut und wirtschaftlicher Niedergang. Im Jahr 2022 hatte eine verheerende Dürre im Land, die im Jahr 2020 begann, ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Fünf aufeinanderfolgende Regenzeiten waren zuvor ausgefallen, die längste und schwerste Dürre in der jüngeren Geschichte Somalias. Zwar ist der Bedarf an humanitärer Hilfe in Somalia nach wie vor hoch, doch hat der verbesserte Zugang zu Wasser und Weideland seit 2023 die Auswirkungen der schweren und langwierigen historischen Dürre gemildert.
Krise in Afghanistan
Drei Jahre nach dem Fall von Kabul befindet sich Afghanistan immer noch in einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Millionen von Menschen in Afghanistan leiden inmitten jahrzehntelanger Konflikte unter Elend und Hunger. Die kumulativen Auswirkungen von gewaltsamen Konflikten, Binnenvertreibung, Dürre und anderen Naturkatastrophen haben den Bedarf an humanitärer Hilfe in ganz Afghanistan drastisch erhöht. Das Land ist anfällig für Naturkatastrophen, darunter Überschwemmungen und Erdbeben.
Sahel-Krise
Die Sahelzone ist eine der am schnellsten voranschreitenden humanitären Krisen der Welt. Gleichzeitig ist sie aber auch eine der am häufigsten vergessenen. Im Jahr 2024 werden 36 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Bewaffnete Konflikte, die Verschlechterung der Sicherheitslage, politische Instabilität und weit verbreitete Armut sind die Hauptursachen für den beispiellosen Bedarf an humanitärer Hilfe, insbesondere in der zentralen Sahelzone, zu der die Länder Burkina Faso, Mali und Niger gehören. Die Auswirkungen der Klimakrise und der weltweiten Nahrungsmittelknappheit verschärfen die humanitäre Notlage zusätzlich. Rasche Klimaveränderungen führen dazu, dass Naturkatastrophen immer häufiger und heftiger auftreten.
Krise in Haiti
In Haiti benötigen Millionen von Menschen humanitäre Hilfe zur Bekämpfung des Hungers, während sich die Sicherheitslage zunehmend verschärft. Bewaffnete Banden kontrollieren oder beeinflussen 90 Prozent der Hauptstadt. Das Land wird zudem seit langem von Naturkatastrophen heimgesucht und ist äußerst anfällig für Wirbelstürme, Erdbeben und Überschwemmungen. Im Januar 2010 wurde Haiti von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,0 heimgesucht. Schätzungen zufolge kamen über 300.000 Menschen ums Leben und etwa 1,5 Millionen wurden obdachlos.
Krise im Südsudan
Der Südsudan befindet sich inmitten einer verheerenden humanitären Krise, die auf einen jahrelangen brutalen Bürgerkrieg zurückzuführen ist. Fast 400.000 Südsudanesen starben infolge des Konflikts, der im Dezember 2013 seinen Anfang nahm. Gräueltaten und Angriffe auf die Zivilbevölkerung, einschließlich weit verbreiteter sexueller Gewalt, haben den Bürgerkrieg geprägt. Mehr als die Hälfte der südsudanesischen Bevölkerung ist von einer krisenhaften oder noch schlimmeren Hungersituation betroffen und benötigt dringend humanitäre Hilfe. Ausgedehnte Überschwemmungen, Gewalt und der Ausbruch von Krankheiten beeinträchtigen weiterhin die Menschen im ganzen Land.
Krise in der Zentralafrikanischen Republik
Die Zentralafrikanische Republik (ZAR) gehört seit vielen Jahren zu den am meisten vernachlässigten humanitären Krisen der Welt. Das Land wird seit 2012 von gewaltsamen Unruhen heimgesucht. Nahezu die Hälfte der Bevölkerung - 46 Prozent - benötigt im Jahr 2024 humanitäre Hilfe. Während Unsicherheit und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung die Zentralafrikaner weiterhin zur Flucht zwingen, helfen humanitäre und entwicklungspolitische Akteure vielen Binnenvertriebenen und Flüchtlingen dabei, nach mehreren Jahren der Vertreibung wieder ein normales Leben zu führen.
Krise in Kolumbien
Sieben Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) ist die humanitäre Lage in Kolumbien nach wie vor von massiven Binnenvertreibungen und Unsicherheit aufgrund bewaffneter Gewalt geprägt. Kolumbien hat ein halbes Jahrhundert intensiver bewaffneter Konflikte hinter sich, welche durch die weit verbreitete Drogenproduktion und die territoriale Kontrolle durch bewaffnete Gruppen aufrechterhalten werden.
Krise in Burundi
Die allgemeine humanitäre Lage in Burundi ist nach wie vor angespannt, und es kommt weiterhin zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Die burundische Bevölkerung ist mit einer humanitären Krise konfrontiert, die durch Ernährungsunsicherheit, Gewalt, Naturgefahren und wirtschaftlichen Niedergang gekennzeichnet ist. Die Menschen in Burundi sind einer dreifachen Belastung ausgesetzt: einem hohen Klimarisiko, weit verbreiteter Armut und Konflikten.
Krise in Venezuela
Politische Turbulenzen und der sozioökonomische Niedergang in Venezuela haben zur schlimmsten humanitären Krise in Südamerika und zu einer der größten Migrationskrisen der Welt geführt. Venezuela befindet sich in einer politischen und wirtschaftlichen Notlage, die durch Hyperinflation, Nahrungsmittelknappheit, Medikamentenknappheit, Gewaltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet ist. Seit 2014 sind mehr als 6,5 Millionen Venezolaner in lateinamerikanische und karibische Länder geflohen, von den über 7,7 Millionen Venezolanern, die ihr Land verlassen haben. Im Jahr 2024 werden in dem südamerikanischen Land mindestens 7,6 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.
Krise in Mosambik
Trotz der teilweise verbesserten Sicherheitslage zwingt die humanitäre Krise in Mosambiks nördlicher Provinz Cabo Delgado die Menschen weiterhin zur Flucht aus ihrer Heimat. Die Gewalt durch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen hat fast eine Million Menschen vertrieben. Im Jahr 2024 werden 2,3 Millionen Kinder, Frauen und Männer in Mosambik humanitäre Hilfe benötigen, die meisten von ihnen in Cabo Delgado und den benachbarten Provinzen Niassa und Nampula. Mosambik - ebenfalls anfällig für Klimaschocks und häufige Naturkatastrophen wie Dürre, Überschwemmungen und tropische Stürme - wurde Anfang 2023 zweimal vom Zyklon Freddy heimgesucht.
Krise im Libanon
Seit Ende 2019 ist der Libanon mit einer komplexen humanitären Krise konfrontiert, die auf mehrere große sozioökonomische Schocks, anhaltende politische Instabilität und den rapiden Verfall der Wirtschaft zurückzuführen ist. Hyperinflation, die Abwertung des libanesischen Pfunds (LBP) und fehlende Möglichkeiten für den Lebensunterhalt haben die Armut massiv vergrößert und den Hunger vergrößert. Der Libanon ist nach wie vor das Land, das pro Kopf der Bevölkerung die meisten Flüchtlinge aufnimmt.
Krise in Zentralamerika
Der Norden Zentralamerikas (North of Central America, NCA) - auch Nördliches Dreieck Zentralamerikas (Northern Triangle of Central America, NTCA) genannt - ist eine Teilregion, die El Salvador, Guatemala und Honduras umfasst und zu den gefährlichsten Gebieten der Erde gehört. Nicaragua grenzt an das Nördliche Dreieck. Bandengewalt, Drohungen, Erpressung, Verfolgung und sexuelle Gewalt haben Hunderttausende von Menschen gezwungen, auf der Suche nach Sicherheit aus ihrer Heimat zu fliehen. Mehr als 1,2 Millionen Menschen in Zentralamerika wurden aus ihren Häusern vertrieben, derweil etwa 7,7 Millionen Menschen in El Salvador, Guatemala und Honduras von moderater bis schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sind.
Weitere Krisen
Die Welt wird von einer Reihe weiterer humanitärer Krisen heimgesucht, die weder vergessen noch vernachlässigt werden dürfen. Zu den Notsituationen gehören: die Krise in Madagaskar aufgrund der anhaltenden Ernährungsunsicherheit und der Anfälligkeit für klimabedingte Katastrophen; die Krise in Malawi aufgrund von Dürre und Überschwemmungen; die andauernde Krise in der Westsahara; die Krise in Libyen nach den Überflutungen im September 2023; die Krise in der Südtürkei und Nordsyrien nach den verheerenden Erdbeben von Anfang Februar 2023; und die Krise in Kenia nach der längsten und schwersten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen.