
Das Land
Der Libanon ist ein Land im Nahen Osten, das 1943 seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte. Das Land grenzt an das Mittelmeer, Israel und Syrien. Seine Hauptstadt ist Beirut. Der Libanon erstreckt sich über eine Fläche von 10,400 Quadratkilometern. Im Jahr 2024 leben in dem Land schätzungsweise zwischen 5,3 und 6,8 Millionen Menschen.
Die humanitäre Lage
Im September 2024 wurden die Kampfhandlungen im Libanon durch Israel massiv verschärft, mit Tausenden von Luftangriffen, die auf dem gesamten libanesischen Territorium ausgeführt wurden. Am 27. November trat ein brüchiges Waffenstillstandsabkommen in Kraft. Die Eskalation des Krieges hat zu erheblichen zivilen Todesopfern und Verletzten geführt und Massenvertreibungen ausgelöst, so dass mehr als 1,7 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen wurden. Vor der jüngsten Verschlechterung der Lage im gesamten Libanon befand sich das Land bereits in einer lang anhaltenden humanitären Krise.
Mehr als 1,6 Millionen Menschen wurden nach der jüngsten israelischen Militäroffensive im Libanon neu vertrieben. Dies kam zu den mehr als 111.000 Menschen hinzu, die seit Oktober 2023 aus dem Südlibanon fliehen mussten.
Mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Bewegung unterzeichneten Israel und der Libanon im November nach mehr als 13 Monaten Konflikt ein Waffenstillstandsabkommen. Gemäß dem Abkommen, das am 27. November in Kraft trat, sollten Hisbollah-Truppen nördlich des Litani-Flusses abziehen und israelische Truppen sich aus dem Südlibanon zurückziehen.
Israel verstößt jedoch weiterhin gegen den Waffenstillstand durch anhaltende Luftangriffe, Bodenoperationen und die faktische Besetzung libanesischen Territoriums. Das Abkommen sah eine zunächst zweimonatige Einstellung der Feindseligkeiten vor. Tausende libanesische Soldaten und Blauhelmsoldaten der UN-Beobachtermission sowie ein internationales Gremium überwachen die Umsetzung des Abkommens.
Das Waffenstillstandsabkommen wurde bis zum 18. Februar verlängert. Trotz einer deutlichen Verringerung der Feindseligkeiten seit November letzten Jahres sind weiterhin Zivilisten am stärksten von der Krise betroffen. Landesweit sind mehr als 980.000 Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden, inzwischen an ihren Herkunftsort zurückgekehrt, während mehr als 82.000 Menschen weiterhin vertrieben sind (Stand: Juni 2025).
Obwohl die Waffenruhe weiterhin in Kraft ist, werden täglich Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen gemeldet. Ungeachtet der Waffenruhe sind die Zivilisten im Libanon weiterhin von israelischen Militäroperationen betroffen, was die Sicherheitslage verschärft, die sichere Rückkehr der Vertriebenen behindert und den Zugang humanitärer Hilfe erschwert.
Seit Juni 2025 sind die anhaltenden Militäroperationen Israels im Libanon nach wie vor ein Hauptgrund für den humanitären Bedarf, insbesondere im Süden. Auf dem Höhepunkt der jüngsten Krise waren mindestens 1,4 Millionen Menschen betroffen, darunter fast 900.000 Binnenvertriebene. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) flohen nach dem 23. September mehr als 560.000 Menschen aus dem Libanon nach Syrien.
Humanitäre Organisationen warnen, dass aufgrund des Ausmaßes der Schäden und der Zahl der Rückkehrer und Vertriebenen der humanitäre Bedarf weiter steigen wird und gleichzeitig dringender Bedarf an Wiederaufbau und Wiederherstellung besteht.
Nach mehr als zwei Monaten heftiger Kämpfe brachte die Ankündigung des Waffenstillstands den Zivilisten im gesamten Nahostland, die die Hauptlast des Konflikts getragen haben, Hoffnung.
Mehr als 528.000 Libanesen und Syrer waren aus Verzweiflung aus dem Libanon nach Syrien geflohen, während die israelischen Luftangriffe andauerten. Mehr als 33.000 weitere Menschen waren in den Irak geflohen. Das Welternährungsprogramm (WFP) und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hatten ihre Unterstützung für die wachsende Zahl von Vertriebenen aufgestockt. Nach Schätzungen der Behörden sind bis Dezember etwa 90.000 Menschen aus Syrien in den Libanon gekommen.
Im Libanon selbst lebten etwa 190.000 Vertriebene in mehr als 1.100 Notunterkünften, von denen 85 Prozent voll belegt waren. Die Zahl der Vertriebenen überstieg bei Weitem die bereitgestellte Hilfe, und der Bedarf an lebensnotwendigen Hilfsgütern in Sammelunterkünften stieg. Viermal so viele Vertriebene lebten außerhalb offizieller Unterkünfte, viele von ihnen waren stark gefährdet und von Obdachlosigkeit und prekären Wohnverhältnissen bedroht.
Seit Oktober 2023 wurden mehr als 4.260 Libanesen, darunter Hunderte von Kindern, getötet und mehr als 17.500 Menschen verletzt, die meisten davon innerhalb von zwei Monaten. Seit dem 23. September hatte Israel seine wahllosen und groß angelegten Luftangriffe auf den Libanon intensiviert und ausgeweitet, bei denen Berichten zufolge mehr als 3.300 Menschen getötet und mehr als 14.600 verletzt wurden. Israelische Streitkräfte führten unerbittliche Luftangriffe im gesamten Libanon, einschließlich Beirut, durch. Am 1. Oktober begann Israel eine Bodenoffensive im Südlibanon.
Nach Angaben der Weltbank wurden fast 100.000 Wohnhäuser in den Konfliktgebieten durch israelische Angriffe vollständig zerstört oder teilweise beschädigt.
Die jüngste Eskalation entlang der Blue Line, einer Demarkationslinie, hatte zu weitreichenden Zerstörungen in Städten und Dörfern im Südlibanon geführt. Grundlegende Versorgungsleistungen, darunter auch die Gesundheitsversorgung, waren stark beeinträchtigt, es kam zu zunehmenden Engpässen bei medizinischen Hilfsgütern und zu Schwierigkeiten beim Zugang humanitärer Helfer aufgrund von Sicherheitsbedenken.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Gesundheitsdienste durch den Krieg schwer beeinträchtigt. Mindestens 160 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und -personal wurden registriert, bei denen mehr als 240 Gesundheitsfachkräfte getötet und fast 300 verletzt wurden. Der Krieg hatte verheerende Auswirkungen auf die Gesundheitsinfrastruktur, da jedes zehnte Krankenhaus von Angriffen betroffen war.
Aufgrund der unsicheren Lage wurden acht Krankenhäuser vollständig geschlossen und sieben nur noch teilweise betrieben, während fast die Hälfte – 98 von 207 primären Gesundheitszentren und Kliniken in den Konfliktgebieten – geschlossen wurden, was den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsdiensten weiter erschwerte und es für die Zivilbevölkerung in den umliegenden Gebieten noch schwieriger machte, eine grundlegende Gesundheitsversorgung zu erhalten.
Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) waren Kinder zunehmend von Gesundheitsproblemen bedroht, da die Grundversorgung durch die Bombenangriffe unterbrochen wurde. Es wurde von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Durchfall berichtet, die durch die Beschädigung von mindestens 45 Wasserversorgungseinrichtungen, von denen fast 500.000 Menschen betroffen waren, noch verschlimmert wurden.
Angesichts von 400.000 vertriebenen Kindern bestand die reale Gefahr, dass sich Krankheiten in überfüllten Notunterkünften ausbreiten, was den dringenden Bedarf an humanitärer Hilfe unterstrich, da die Familien ohne angemessene Unterkünfte und Hygienebedarf zu kämpfen hatten.
Die Vereinten Nationen und humanitäre Partner hatten am 1. Oktober gemeinsam mit der libanesischen Regierung einen dringenden Hilfsaufruf gestartet, um den schnell wachsenden humanitären Bedarf im Land zu decken. Der Aufruf in Höhe von 426 Millionen US-Dollar zielte darauf ab, bis zum Jahresende 1 Million Menschen humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.
Die israelischen Luftangriffe hatten nicht nur zugenommen, sondern sich auch auf zuvor nicht betroffene Gebiete ausgeweitet und zielten auf kritische zivile Infrastruktur ab. Die dicht besiedelte Hauptstadt Beirut war zunehmend Ziel israelischer Luftangriffe geworden. Es gab wiederholt Berichte über Angriffe auf wesentliche zivile Infrastruktur, darunter Krankenhäuser, Kliniken, Krankenwagen, Schulen und Wohngebäude, die zerstört oder beschädigt wurden. Laut Weltbank wurden 99.000 Wohneinheiten beschädigt oder vollständig zerstört.
Seit Ende 2019 ist der Libanon mit einer komplexen humanitären Krise konfrontiert, die auf mehrere große sozioökonomische Schocks, anhaltende politische Instabilität und den rapiden Verfall der Wirtschaft zurückzuführen ist. Hyperinflation, die Abwertung des libanesischen Pfunds (LBP) und fehlende Möglichkeiten für den Lebensunterhalt haben die Armut massiv vergrößert und den Hunger vergrößert. Der Libanon ist nach wie vor das Land, das pro Kopf der Bevölkerung die meisten Flüchtlinge aufnimmt.
Mehr als 14 Jahre nach Beginn der Syrienkrise schätzt die libanesische Regierung, dass sich 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Land aufhalten (722.000 sind registriert), womit der Libanon nach der Türkei das zweitgrößte Aufnahmeland ist. Seit dem Zusammenbruch der Assad-Regierung am 8. Dezember ist die Sicherheitslage und humanitäre Situation in Syrien weiterhin instabil und dynamisch, und es bleibt unklar, wie sich die Lage kurz- und mittelfristig entwickeln wird. Seit dem 8. Dezember 2024 sind nach Schätzungen des UNHCR etwa 174.000 Syrer über den Libanon oder aus dem Libanon zurück nach Syrien geflohen. Allerdings wurden auch etwa 106.000 Neuankömmlinge aus Syrien im Libanon registriert.
Nach Angaben des UNHCR hat der sozioökonomische Abschwung im Land zu einem exponentiellen Anstieg der extremen Armut und der Schutzrisiken für syrische Flüchtlinge im Libanon geführt. 90 Prozent dieser Flüchtlinge leben in extremer Armut. Darüber hinaus gibt es 209.000 registrierte palästinensische Flüchtlinge im Land, darunter 180.000 palästinensische Flüchtlinge im Libanon und 31.000 palästinensische Flüchtlinge aus Syrien.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise des Landes ist nach Angaben der Weltbank einer der schwersten wirtschaftlichen Zusammenbrüche weltweit seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Die politische und wirtschaftliche Krise im Libanon hat zu weit verbreiteter Armut in der Bevölkerung, zum Zusammenbruch der öffentlichen Dienste und zu wachsenden Spannungen geführt, die durch den Krieg gegen die Ukraine und die weltweite Nahrungsmittelkrise noch verschärft werden.
Armut ist die Hauptursache für den Hunger in dem Land im Nahen Osten. Mehr als 80 Prozent der Menschen im Libanon leben in mehrdimensionaler Armut, die sich in unterschiedlichen Bereichen wie Gesundheitsversorgung, Elektrizität, Wasser, Sanitäranlagen, Transport, Vernetzung und Einkommensmöglichkeiten widerspiegelt.
Laut der jüngsten Analyse der Integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheit (IPC) werden zwischen April und Juni 2025 1,17 Millionen Menschen – 21 Prozent der Bevölkerung – im Libanon weiterhin unter akuter Ernährungsunsicherheit (IPC-Phase 3 oder schlechter) leiden. Davon sind rund 55.000 Menschen in IPC-Phase 4 (Notlage) und 1,1 Millionen Menschen in IPC-Phase 3 (Krise) eingestuft.
Laut IPC sind von dieser Situation libanesische Einwohner, syrische Flüchtlinge und palästinensische Flüchtlinge betroffen. Die Hauptursachen sind die anhaltenden Auswirkungen des Krieges, die fortdauernde Vertreibung und der Rückgang der humanitären Hilfe zur Ernährungssicherung.
Gefährdete Bevölkerungsgruppen benötigen dringend humanitäre Hilfe, da sie große Lücken in der Nahrungsmittelversorgung aufweisen, die sich in einer sehr hohen akuten Unterernährung widerspiegeln. Die hohe Ernährungsunsicherheit wird durch eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, die Abwertung des libanesischen Pfunds, anhaltende Inflation und unzureichende humanitäre Hilfe noch verschärft.
Mit Stand vom Januar 2025 benötigen rund 3,7 Millionen Menschen - die Mehrheit der Bevölkerung - im Libanon humanitäre Hilfe.
Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge benötigten im Jahr 2023 2,3 Millionen Menschen im Libanon humanitäre Hilfe, darunter 2 Millionen Libanesen, 209.000 palästinensische Flüchtlinge und 90.000 Migranten. Darüber hinaus benötigten rund 90 Prozent der 1,5 Millionen syrischen Flüchtlinge im Land humanitäre Hilfe. Insgesamt benötigten daher im Jahr 2023 3,65 Millionen Männer, Frauen und Kinder, die im Land lebten, humanitäre Hilfe.
Die humanitären Organisationen konzentrieren sich darauf, den am stärksten von der Wirtschaftskrise betroffenen Menschen kurzfristig lebensnotwendige Hilfe zu leisten, um ihren dringendsten Bedarf in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Ernährung, Bildung und Wasserversorgung zu decken.
Nach Angaben des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wurden dringend mindestens 426 Millionen US-Dollar benötigt, um die laufenden humanitären Maßnahmen aufrechtzuerhalten und den durch die Eskalation entstandenen neuen Bedarf zu decken. Am 31. Dezember waren 78 Prozent des Nothilfeaufrufs für den Libanon finanziert.
Anfang Januar 2025 starteten die Vereinten Nationen eine Verlängerung des Nothilfeaufrufs für den Libanon in Höhe von 371,4 Millionen US-Dollar, um lebensrettende Hilfe für Zivilisten zu leisten, die von den jüngsten Konflikten und der anhaltenden humanitären Krise betroffen sind. Der Aufruf zielte auf eine Million Libanesen, Syrer, palästinensische Flüchtlinge im Libanon, palästinensische Flüchtlinge aus Syrien und Migranten für weitere drei Monate ab.
Der Nothilfeaufruf für den Libanon war ursprünglich am 1. Oktober 2024 für den Zeitraum bis Dezember 2024 gestartet worden, nachdem die israelischen Angriffe im September letzten Jahres zu einem Krieg eskaliert waren. Der Nothilfeaufruf ergänzte den Libanon-Reaktionsplan (LRP) 2025, der weiterhin den primären Planungsrahmen für humanitäre Hilfe und Stabilisierungsmaßnahmen im Land bildet.
Hilfsorganisationen im Land benötigen dringend Mittel, um lebenswichtige Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Medikamente und Unterkünfte für die Soforthilfe im Libanon bereitzustellen und die bestehenden Hilfsdienste für die betroffene Bevölkerung zu unterstützen. Trotz der Waffenruhe benötigen viele Menschen – darunter Libanesen, Migranten und Flüchtlinge aus dem Südlibanon – dringend Hilfe, wobei Frauen und Mädchen überproportional betroffen sind. Die humanitären Organisationen stehen vor vielfältigen Herausforderungen, da das Land mit weitreichenden Zerstörungen und überlasteten öffentlichen Versorgungsdiensten zu kämpfen hat.
Am 16. Oktober 2024 bestätigte das libanesische Gesundheitsministerium einen Fall von Cholera und wies damit auf die eskalierenden Gesundheitsrisiken hin. Es handelt sich um den ersten Fall seit dem Ende des Ausbruchs zwischen Oktober 2022 und Juni 2023.
Der Ausbruch von 2022 bis 2023 war der erste im Libanon seit mehr als 30 Jahren und wurde durch den wirtschaftlichen Niedergang und den unzureichenden Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen verursacht. Er führte zu 8.007 Verdachtsfällen, 671 laborbestätigten Fällen und 23 Todesfällen.
Die Sicherheitslage
Seit seiner Unabhängigkeit hat der Libanon mehrere Perioden politischer Unruhen erlebt, die von Wohlstand unterbrochen wurden, der auf seiner historischen Position als regionales Finanz- und Handelszentrum beruhte. Dieser Status ist gleichwohl seit Beginn der libanesischen Wirtschaftskrise im Jahr 2019, die gleichzeitige Währungs-, Schulden- und Bankenkrisen umfasst, erheblich geschwächt.
Auf den Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 folgten Jahre der sozialen und politischen Instabilität. Das Konfessionsdenken ist ein Schlüsselelement des politischen Lebens im Libanon. Der Libanon ist eine parlamentarische Republik auf der Grundlage des Nationalpakts von 1943, der die Regierungsgewalt zwischen einem christlichen Präsidenten, einem schiitischen Sprecher der Abgeordnetenkammer (Parlament) und einem sunnitischen Premierminister aufteilt.
Der Syrienkonflikt hat das Land wirtschaftlich und gesellschaftlich in Mitleidenschaft gezogen. In den vergangenen 14 Jahren hat der Konflikt die ohnehin schon schwache Infrastruktur des Landes und seine Fähigkeit, soziale Dienstleistungen zu erbringen, weiter belastet. Das Nachbarland Syrien hat in der Vergangenheit die Außen- und Innenpolitik des Libanon beeinflusst, und sein Militär besetzte den Libanon von 1976 bis 2005. Die Hisbollah - eine wichtige politische Partei und Miliz im Libanon - und Israel setzten ihre Angriffe und Gegenangriffe nach dem Rückzug Syriens fort und lieferten sich 2006 einen kurzen Krieg.
Seit dem 7. Oktober 2023 hatten die Feindseligkeiten entlang der israelisch-libanesischen Grenze zwischen bewaffneten Gruppen – darunter die Hisbollah – und dem israelischen Militär verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Vor September 2024 waren mehr als 110.000 Menschen im Libanon durch die Kämpfe aus dem Süden vertrieben worden; mindestens 60.000 Menschen wurden im Norden Israels aufgrund anhaltender Gewalt und Raketenangriffe durch libanesische bewaffnete Gruppen vertrieben.
In den frühen Morgenstunden des 23. September kam es bei einer groß angelegten Militäroperation Israels im Libanon zum tödlichsten Beschuss über die Blue Line seit Oktober 2023. Die israelischen Angriffe erstreckten sich auf Regionen, die bisher vom Konflikt verschont geblieben waren, darunter Luftangriffe im Nordlibanon. Die Eskalation der Feindseligkeiten hat verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung.
Am 23. September erlebte der Libanon den blutigsten Tag seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1990. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums beläuft sich die Zahl der Todesopfer durch israelische Angriffe seit dem 8. Oktober 2023 auf über 4.200, während mehr als 17.600 Menschen verletzt wurden. Die meisten Todesfälle und Verwundungen wurden innerhalb eines Zeitraums von zehn Wochen verzeichnet.
Seit Oktober 2023 waren die Hisbollah und Israel in Feindseligkeiten verwickelt, die sich hauptsächlich auf den Südlibanon und den Norden Israels beschränkten, nachdem bewaffnete palästinensische Gruppen israelisches Gebiet angegriffen hatten. Bis zum 10. September war die Zahl der Todesopfer durch israelische Angriffe im Libanon auf 589 gestiegen, und es gab mehr als 2.500 Verletzte.
Die jüngste Verschärfung der Gewalt folgte auf einen Anstieg des grenzüberschreitenden Beschusses zwischen der Hisbollah und israelischen Streitkräften entlang der Demarkationslinie Blue Line und auf zwei aufeinanderfolgende Tage mit Terroranschlägen im Libanon, bei denen durch tödliche Explosionen von drahtlosen Geräten mindestens 37 Menschen getötet und mehr als 3.400 Menschen verstümmelt oder verletzt wurden.
Nach dem wochenlangen Krieg zwischen Israel und dem Libanon im Jahr 2006, der im gesamten Libanon weitreichende Zerstörungen anrichtete und etwa 1.100 Menschenleben forderte, verabschiedete der UN-Sicherheitsrat einstimmig die Resolution 1701. Sie legte eine Pufferzone zwischen der Blue Line im Südlibanon, einer Demarkationslinie zwischen dem Libanon und Israel und den Golanhöhen, und dem Litani-Fluss in Israel fest. Unter anderem wurden sowohl Israel als auch der Libanon in der Resolution 1701 dazu aufgefordert, einen dauerhaften Waffenstillstand und eine umfassende Lösung der Krise zu unterstützen.
Seit dem 10. Oktober wurden mehrere Blauhelmsoldaten der UN-Interimstruppe im Libanon (UNIFIL) verletzt, nachdem sie von den israelischen Streitkräften (IDF) gezielt angegriffen wurden. Der vorsätzliche Angriff auf Personal, Einrichtungen, Material, Einheiten oder Fahrzeuge, die an einer Friedensmission beteiligt sind, ist ein Kriegsverbrechen.
Anfang Juni äußerte sich das OCHA besorgt über die Auswirkungen der andauernden Militäraktionen im Libanon auf die Zivilbevölkerung, insbesondere nach den jüngsten israelischen Luftangriffen auf die südlichen Vororte von Beirut. Nach Angaben des OCHA handelte es sich dabei um den vierten Angriff auf Beirut seit Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens im November 2024.
Unterdessen dauern die Feindseligkeiten entlang der Blue Line fast täglich an, darunter Artilleriefeuer, Zerstörungen und Luftangriffe, insbesondere in Gebieten, in denen die israelische Armee militärisch präsent ist.
Vor dem Ausbruch des Krieges hatte der beispiellose wirtschaftliche Zusammenbruch und die schwache Regierungsführung im Libanon hatten bereits zu einer Zunahme von Spannungen und Sicherheitsvorfällen geführt, die häufig durch den Wettbewerb um grundlegende Versorgungsleistungen und Güter ausgelöst wurden.
Die Kriminalitätsrate ist nach wie vor hoch, und Berichten zufolge haben Hassreden und die Stigmatisierung von Gemeinschaften zugenommen. Die staatlichen Institutionen und Dienste, die bereits vor der verschärften Krise unter jahrelangen Unterinvestitionen litten, stehen nun kurz vor dem Zusammenbruch.
Aus dem Libanon wird von erheblichen Menschenrechtsproblemen berichtet, darunter schwerwiegende politische Eingriffe in die Justiz, schwerwiegende Einschränkungen der freien Meinungsäußerung und der Medien, Gewalt, Androhung von Gewalt oder ungerechtfertigte Verhaftungen oder strafrechtliche Verfolgung von Journalisten, Zensur und Gesetze, die Verleumdung unter Strafe stellen, sowie schwerwiegende Einschränkungen der Internetfreiheit.
Darüber hinaus gibt es Berichte über die Abschiebung von Flüchtlingen in ein Land, in dem ihr Leben oder ihre Freiheit bedroht sind, über schwerwiegende und weit verbreitete Korruption auf hoher Ebene, über das Bestehen oder die Anwendung von Gesetzen, die einvernehmliche gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen kriminalisieren, über Gewaltverbrechen oder Gewaltandrohungen gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, queeren oder intersexuellen Personen sowie über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit.
Spenden
Ihre Spende für die Nothilfe im Libanon kann den Organisationen der Vereinten Nationen, internationalen humanitären Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und ihren Partnern vor Ort dabei helfen, den Menschen, die es am nötigsten brauchen, rasch Wasser, Nahrungsmittel, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter zur Verfügung zu stellen.
- UN-Krisenhilfe: Krise im Libanon
https://crisisrelief.un.org/lebanon-crisis - UN-Krisenhilfe: Humanitärer Fonds für den Libanon
https://crisisrelief.un.org/t/lebanon - UNICEF Deutschland: Spenden Libanon
https://www.unicef.de/informieren/projekte/asien-4300/libanon-19414 - UNO-Flüchtlingshilfe: Spenden für den Libanon
https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/libanon - International Rescue Committee (IRC): Libanon
https://www.rescue.org/de/land/libanon - Welternährungsprogramm (WFP): Nothilfeaufruf für den Libanon
https://www.wfp.org/countries/lebanon - Malteser International: Multiple Krisen im Libanon
https://www.malteser-international.org/de/hilfe-weltweit/naher-osten/libanon/multiple-krisen-im-libanon.html - Welthungerhilfe: Für den Libanon spenden
https://www.welthungerhilfe.de/spenden-libanon
Sie können auch eine nicht zweckgebundene Spende an Organisationen in Erwägung ziehen, die in dem Land aktiv sind.
- Ärzte ohne Grenzen: Libanon
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/unsere-arbeit/einsatzlaender/libanon - CARE Deutschland: Libanon
https://www.care.de/schwerpunkte/einsatzorte/naher-und-mittlerer-osten/libanon/ - Deutsches Rotes Kreuz (DRK): Libanon: Hilfe in der Krise mit schwerer Hungersnot
https://www.drk.de/hilfe-weltweit/wo-wir-helfen/nahost/libanon-hilfe/ - Save the Children Deutschland: Libanon
https://www.savethechildren.de/informieren/einsatzorte/international/nahost-und-nordafrika-laenderuebersicht/libanon/
Weitere Organisationen, an die Sie spenden können, finden Sie unter: Humanitäre Krisenhilfe, Flucht und Vertreibung, Kinder in Not, Hunger und Ernährungsunsicherheit, Medizinische Nothilfe, Vulnerable Gruppen, Glaubensbasierte humanitäre Organisationen und Menschenrechtsorganisationen.
Weitere Informationen
- UN OCHA: Lebanon (in Englisch)
https://www.unocha.org/lebanon - ACAPS: Lebanon Socioeconomic crisis (in Englisch)
https://www.acaps.org/country/lebanon/crisis/socioeconomic-crisis - European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations (ECHO): Lebanon (in Englisch)
https://civil-protection-humanitarian-aid.ec.europa.eu/where/middle-east/lebanon_en - IPC: Lebanon Acute Food Insecurity Report April - October 2025 (in Englisch)
https://www.ipcinfo.org/fileadmin/user_upload/ipcinfo/docs/IPC_Lebanon_Acute_Food_Insecurity_Apr_Oct2025_Report.pdf - IFRC: Lebanon Complex Emergency (in Englisch)
https://www.ifrc.org/emergency/lebanon-complex-emergency - Human Rights Watch: World Report 2024: Lebanon (in Englisch)
https://www.hrw.org/world-report/2024/country-chapters/lebanon - Human Rights Watch: World Report 2025: Lebanon (in Englisch)
https://www.hrw.org/world-report/2025/country-chapters/lebanon - Amnesty International: Bericht 2024/2025: Menschenrechte im Libanon (in Englisch)
https://www.amnesty.org/en/location/middle-east-and-north-africa/middle-east/lebanon/report-lebanon/
Zuletzt aktualisiert: 13/06/2025