
Das Land
Der Sudan, der 1956 seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erlangte, ist ein Staat in Nordostafrika mit Zugang zum Roten Meer. Das Land teilt gemeinsame Grenzen mit Ägypten, Eritrea, Äthiopien, Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad und Libyen. Seine Hauptstadt ist Khartoum. Der Sudan erstreckt sich über eine Fläche von 1.861.484 Quadratkilometern. Im Jahr 2022 hatte das Land eine geschätzte Bevölkerung von rund 48 Millionen Menschen.
Die humanitäre Lage
Aufgrund der komplexen Krise im Sudan wird im Jahr 2023 ein Drittel der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen. Der wachsende Bedarf an humanitärer Hilfe im Land ist auf die politische Instabilität nach der Machtübernahme durch das Militär am 25. Oktober 2021, eine sozioökonomische Krise, Unsicherheit und Gewalt, Vertreibungen, Überschwemmungen, Dürre und den Ausbruch von Krankheiten zurückzuführen. Von den jüngsten sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen im Sudan waren etwa 349.000 Menschen betroffen.
Laut UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) beherbergt der Sudan rund 1,2 Millionen Flüchtlinge und gehört damit zu den größten Aufnahmeländern von Flüchtlingspopulationen auf dem afrikanischen Kontinent. Mehr als 70 % der Flüchtlinge im Sudan sind Südsudanesen (758.000), gefolgt von 135.000 eritreischen Flüchtlingen (11 %) und 131.000 Flüchtlingen aus Äthiopien (11 %). Mehr als 3,7 Millionen Sudanesen sind Binnenvertriebene im eigenen Land, vor allem in der Region Darfur, in der die Sicherheitslage seit 2003 äußerst instabil ist.
Seit Anfang 2022 mussten fast 300.000 Menschen aufgrund von Gewalt und Konflikten aus ihren Häusern fliehen, 896 Menschen wurden getötet und weitere 1.092 verletzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen befinden sich die meisten Binnenflüchtlinge in Blue Nile (127.961), West-Darfur (93.779) und West-Kordofan (30.272).
Im Jahr 2022 benötigten mindestens 14,3 Millionen Sudanesen humanitäre Hilfe. Schätzungen für den Zeitraum Juni-September 2022 zeigen, dass ein Viertel der sudanesischen Bevölkerung - 11,7 Millionen Menschen - stark von Ernährungsunsicherheit betroffen ist. Mehr als 3 Millionen Kinder unter 5 Jahren leiden derzeit an akuter Mangelernährung, wobei etwa 650.000 Kinder unter 5 Jahren an schwerer akuter Mangelernährung leiden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Jahr 2023 etwa 15,8 Millionen Menschen - ein Drittel der Bevölkerung - im Sudan humanitäre Hilfe benötigen werden.
Die Vereinten Nationen haben die Geberländer dazu aufgerufen, im Jahr 2022 1,94 Milliarden US-Dollar für die Krise im Sudan bereitzustellen. Bis Dezember 2022 sind nur 837 Millionen US-Dollar von den Gebern eingegangen (43% Deckung). Knappe finanzielle Mittel, Unsicherheit und Zugangsbeschränkungen beeinträchtigen die Möglichkeiten der Hilfsorganisationen, auf die humanitären Bedürfnisse im Sudan zu reagieren.
Die Sicherheitslage
Im April 2019 kam es zu einem Aufstand der Zivilbevölkerung, der sich aus Protesten gegen hohe Brotpreise, Treibstoffknappheit und andere wirtschaftliche Probleme entwickelte. Am 11. April stürzte das sudanesische Militär den langjährigen Präsidenten Omar al-Bashir mit Unterstützung einer vom Volk ausgehenden Massenerhebung. Die anschließende politische Unsicherheit trug zu verstärkter Besorgnis hinsichtlich der humanitären Sicherheit und des humanitären Schutzes bei. Im August 2019 wurden in einer unterzeichneten Verfassungserklärung Vorkehrungen für die Bildung einer zivil geführten Übergangsregierung für einen Zeitraum von 39 Monaten getroffen, wobei Abdalla Hamdouk zum Premierminister ernannt wurde.
Am 25. Oktober 2021 übernahm jedoch das Militär die Regierung und verhaftete die zivile Führung. Am 21. November wurde Hamdouk im Rahmen eines Abkommens über die Teilung der Macht mit dem Militärführer Abdel Fattah al-Burhan wieder als Premierminister eingesetzt, doch trat Hamdouk bereits am 2. Januar 2022 zurück. Aufgrund des Militärputsches und der faktischen Aussetzung des Übergangs zur Zivilregierung befindet sich der Sudan nach wie vor in einer politischen Pattsituation.
Die Machtübernahme durch das Militär im Oktober 2021 hat den demokratischen Übergang im Sudan zum Scheitern gebracht und auch das Friedensabkommen von Juba aus dem Jahr 2020 zwischen der Übergangsregierung und den bewaffneten Gruppen im Lande in Frage gestellt. Die anschließende eskalierende Gewalt, insbesondere in der Region Darfur, hat im Jahr 2021 mehr als 700.000 Sudanesen vertrieben. Im Jahr 2022 hat die Zahl und Intensität der gewalttätigen Zwischenfälle im gesamten Sudan zugenommen. Ende Dezember 2022 waren 300.000 Menschen aufgrund von Konflikten neu vertrieben.
Am 5. Dezember 2022 unterzeichneten mehr als fünfzig sudanesische politische Kräfte, zivilgesellschaftliche Gruppen und die derzeitige Militärführung ein Abkommen zur Teilung der Macht, das die Hoffnung auf ein Ende der gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten belebte. In der Vereinbarung werden sofortige Sicherheits- und Militärreformen gefordert, zu denen auch die Zusammenlegung aller Milizen, einschließlich der paramilitärischen Sudan Rapid Support Forces, zu einer einheitlichen Armee gehört. In der Übereinkunft wird auch die Notwendigkeit betont, Fragen der Rechtsprechung im Land zu klären. Vertreter der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und der Europäischen Union beglückwünschten die sudanesischen Parteien zu der Einigung und forderten sie auf, einen echten Dialog aufzunehmen, um die verbleibenden Aufgaben zu erfüllen, die zur Bildung einer Übergangsregierung führen können.
Spenden
Ihre Spende für die Nothilfe im Sudan kann dazu beitragen, dass die Organisationen der Vereinten Nationen, internationale humanitäre Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und ihre Partner vor Ort den Menschen, die es am nötigsten brauchen, rasch Wasser, Nahrungsmittel, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter zur Verfügung stellen können.
- UN-Krisenhilfe: Sudan-Krise
https://crisisrelief.un.org/sudan-crisis - Welternährungsprogramm: Nothilfe Sudan
https://www.wfp.org/emergencies/sudan-emergency - UNICEF Deutschland: Sudan Spenden
https://www.unicef.de/informieren/projekte/afrika-2244/sudan-195518 - Welthungerhilfe: Spenden für den Sudan
https://www.welthungerhilfe.de/spenden-sudan/ - Plan International: Patenschaft für Kinder im Sudan
https://www.plan.de/patenschaft-afrika/patenschaft-sudan.html
Sie können auch eine nicht zweckgebundene Spende in Betracht ziehen an humanitäre Organisationen, welche im Sudan aktiv sind.
- Ärzte ohne Grenzen: Sudan
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/unsere-arbeit/einsatzlaender/sudan - CARE Deutschland: Sudan
https://www.care.de/schwerpunkte/einsatzorte/afrika/sudan/ - UNO-Flüchtlingshilfe: Sudan
https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/sudan
Weitere Organisationen, an die Sie spenden können, finden Sie unter: DONARE: Humanitäre Krisenhilfe , DONARE: Flucht und Vertreibung , DONARE: Kinder in Not sowie DONARE: Hunger und Ernährungsunsicherheit.
Weitere Informationen
- UN OCHA: Lagebericht Sudan (in Englisch)
https://reports.unocha.org/en/country/sudan/ - ACAPS: Komplexe Krise im Sudan (in Englisch)
https://www.acaps.org/country/sudan/crisis/complex-crisis - International Crisis Group: Sudan (in Englisch)
https://www.crisisgroup.org/africa/horn-africa/sudan - Human Rights Watch: World Report 2023: Sudan (in Englisch)
https://www.hrw.org/world-report/2023/country-chapters/sudan - European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations (ECHO): Sudan (in Englisch)
https://civil-protection-humanitarian-aid.ec.europa.eu/where/africa/sudan_en