Angola ist erneut die Nummer eins unter den zehn vergessenen humanitären Krisen, die im vergangenen Jahr die geringste Medienaufmerksamkeit erhielten, so die internationale humanitäre Organisation CARE. Zum achten Mal hat CARE seinen Bericht "Breaking the Silence" veröffentlicht, um auf vergessene Krisen in der ganzen Welt aufmerksam zu machen, die im Laufe des Jahres am wenigsten beachtet werden.
"In einer Welt, in der die Nachrichtenzyklen immer kurzlebiger werden, ist es wichtiger denn je, dass wir uns gemeinsam daran erinnern, dass jede Krise, ob vergessen oder nicht, einen menschlichen Tribut fordert. Unsere Verpflichtung, diese Geschichten zu erzählen und Maßnahmen zu ergreifen, ist jetzt dringender denn je", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht.
CARE erklärt, dass man weiterhin entschlossen sei, diejenigen zu erreichen, die am dringendsten Hilfe benötigen, und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf vernachlässigte Krisen zu lenken, in der Hoffnung, dass andere sich ebenfalls engagieren werden.
"Der weltweite Bedarf an humanitärer Hilfe war noch nie so groß wie im Jahr 2023. Dies spiegelte sich in der internationalen Medienberichterstattung wider, als die Erdbeben in Syrien und der Türkei, der Krieg in der Ukraine und der eskalierende Konflikt im Nahen Osten die Schlagzeilen beherrschten", sagte Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich, in einer Mitteilung.
"Viele Krisen in Afrika bestehen schon lange, was es schwierig macht, Aufmerksamkeit zu erregen, während die internationale Berichterstattung teurer wird."
Die Hilfsorganisation berichtet, dass die Krise in Angola 2023 das zweite Jahr in Folge die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielt. Zum Beispiel gab es 2023 weltweit 273.279 Online-Artikel über den neuen Barbie-Film, aber nur 1.049 Artikel über die humanitäre Krise in Angola, so CARE. Dabei sind mehr als 7,3 Millionen Menschen in dem Land im südlichen Afrika dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen und haben unter Dürren, Überschwemmungen und Hunger zu leiden.
In Sambia, dem zweitplatzierten Land auf der Liste, sind 1,35 Millionen Menschen von Hunger betroffen, und das Land ist besonders von den Folgen des Klimawandels gezeichnet. Burundi, das an dritter Stelle der Liste steht, ist ebenfalls regelmäßig von klimabedingten Katastrophen wie Überschwemmungen betroffen. Fast 70.000 Menschen wurden in der Folge vertrieben. Unterernährung ist in Burundi ein großes Problem, insbesondere bei Kindern.
Wie im Jahr 2022 befinden sich alle zehn vergessenen Krisen in Afrika. Die folgenden Länder stehen 2023 auf der Liste der vernachlässigten Krisen: (1) Angola, (2) Sambia, (3) Burundi, (4) Senegal, (5) Mauretanien, (6) Zentralafrikanische Republik, (7) Kamerun, (8) Burkina Faso, (9) Uganda und (10) Simbabwe. In diesen Krisenländern leiden die Menschen unter schwerem Hunger, Millionen sind von extremer Armut und von klimabedingten Katastrophen betroffen.
"Wir dürfen nicht vergessen, dass der Hunger fast immer vom Menschen verursacht wird. Konflikte, wirtschaftliche Schocks, extreme Wetterbedingungen, Armut und Ungleichheit sind die Hauptursachen. Um Leben zu retten, brauchen wir mehr Aufmerksamkeit und ausreichende Mittel für die humanitäre Hilfe", sagte Deepmala Mahla, Direktorin für globale humanitäre Hilfe bei CARE.
Nach Angaben der Vereinten Nationen werden im Jahr 2024 weltweit rund 300 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen - fast die Hälfte davon in Afrika.
In Zusammenarbeit mit dem Medienbeobachtungsdienst Meltwater analysierte CARE humanitären Krisen, die im Jahr 2023 die geringste Medienaufmerksamkeit erhielten. Im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2023 wurden mehr als fünf Millionen Online-Artikel ausgewertet. CARE identifizierte jene Länder - 48 Krisen - in denen mindestens eine Million Menschen von Konflikten, Kriegen oder Naturkatastrophen betroffen waren. Die Medienanalyse basiert auf Online-Artikeln in Arabisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch.
CARE ist eine führende internationale humanitäre Organisation, die Soforthilfe leistet und langfristige internationale Entwicklungsprojekte unterstützt. C.A.R.E. steht heute für "Cooperative for Assistance and Relief Everywhere". Die 1945 als "Cooperative for American Remittances to Europe C.A.R.E." gegründete Nichtregierungsorganisation (NGO) ist eine der größten und ältesten humanitären Hilfsorganisationen, die sich auf die Bekämpfung der weltweiten Armut und sozialen Ungerechtigkeit konzentriert.
CARE International ist als weltweiter Zusammenschluss organisiert, der sich besonders für die Stärkung von Frauen und Mädchen einsetzt. Die NGO und ihr globales Netzwerk unabhängiger nationaler Organisationen sind in mehr als 100 Ländern tätig.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Breaking the Silence. The 10 most under-reported humanitarian crises of 2023, CARE International, Bericht, veröffentlicht am 10. Januar 2024 (in Englisch)
https://www.care-international.org/sites/default/files/2024-01/CIUK%20Breaking%20the%20silence%202023%20FINAL%20ENGLISH.pdf
Vollständiger Text: Breaking the Silence. Zehn humanitäre Krisen, die 2023 keine Schlagzeilen machten, CARE Deutschland, Bericht, veröffentlicht am 10. Januar 2024
https://www.care.de/media/websitedateien/care-allgemeines/publikationen/breaking-the-silence/care-deutschland-breaking-the-silence-2023.pdf