Mehr als 735 Millionen Menschen waren im Jahr 2022 weltweit von Hunger betroffen. Dies geht aus dem jüngsten Welternährungsbericht (State of Food Security and Nutrition in the World - SOFI) hervor, der am Mittwoch gemeinsam von fünf Organisationen der Vereinten Nationen veröffentlicht wurde. Die neuen Schätzungen zeigen, dass der Hunger auf globaler Ebene nicht mehr zunimmt, aber immer noch weit über dem Niveau vor der Pandemie liegt und weit davon entfernt ist, das zweite Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG, Sustainable Development Goal) zu erreichen.
Aus der Ausgabe 2023 des Berichts geht hervor, dass im Jahr 2022 zwischen 691 und 783 Millionen Menschen mit Hunger konfrontiert waren, wobei der mittlere Wert bei 735 Millionen liegt. Die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, stagniert seit 2020. Im vergangenen Jahr ist sie im Vergleich zu 2021, als zwischen 702 und 828 Millionen Menschen von Hunger betroffen waren, sogar leicht zurückgegangen.
Doch verglichen mit 2019 - vor der COVID-19-Pandemie - litten 122 Millionen Menschen mehr an Nahrungsmangel, bedingt durch die Pandemie, Wetterschocks und Konflikte, darunter der Krieg in der Ukraine.
Dem Bericht zufolge lag der Anteil der Weltbevölkerung, der von chronischem Hunger betroffen war, im Jahr 2022 bei 9,2 Prozent, verglichen mit 7,9 Prozent im Jahr 2019. Nach einem starken Anstieg im Jahr 2020 inmitten der globalen Pandemie und einem langsameren Anstieg im Jahr 2021 auf 9,3 Prozent stieg die Prävalenz der Unterernährung von 2021 bis 2022 nicht mehr an.
Obwohl die Zahl der Hungernden im Jahr 2022 weltweit leicht zurückgegangen ist, gibt es viele Orte auf der Welt, an denen sich die Ernährungskrisen verschärfen. Von 2021 bis 2022 wurden in Asien und Lateinamerika Fortschritte bei der Verringerung des Hungers beobachtet, während der Hunger in Westasien, der Karibik und in allen Unterregionen Afrikas weiter anstieg. Afrika ist nach wie vor die am stärksten betroffene Region: Jeder fünfte Mensch auf dem Kontinent ist von Hunger betroffen, mehr als doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt.
Die Ernährungssicherheit und die Ernährungslage waren auch im Jahr 2022 unverändert düster. Dem Bericht zufolge hatten etwa 29,6 Prozent der Weltbevölkerung, d. h. 2,4 Milliarden Menschen, keinen ständigen Zugang zu Nahrungsmitteln, gemessen an der Häufigkeit von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit.
Millionen von Kindern unter fünf Jahren litten weiterhin an Unterernährung: Im Jahr 2022 waren 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren (22,3 Prozent) unterentwickelt (stunted), 45 Millionen (6,8 Prozent) waren ausgezehrt (wasted).
Stunting, das eine für das Alter zu geringe Körpergröße bedeutet, beeinträchtigt die körperliche und kognitive Entwicklung von Kindern. Wasting, die Auszehrung von Kindern, ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der durch unzureichende Nährstoffaufnahme, schlechte Nährstoffabsorption oder häufige oder längere Krankheiten verursacht wird. Betroffene Kinder sind gefährlich dünn, haben ein geschwächtes Immunsystem und ein höheres Sterberisiko.
Die UN-Organisationen warnen, dass das Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG), den Hunger bis 2030 zu beenden, nicht erreicht werden kann, wenn die Trends so bleiben wie bisher. Der SOFI-Bericht geht davon aus, dass im Jahr 2030 fast 600 Millionen Menschen chronisch unterernährt sein werden. Die Verwirklichung des Ziels für nachhaltigen Entwicklung, den Hunger bis dahin zu beseitigen, stellt damit eine gewaltige Herausforderung dar.
Die Ausgabe 2023 des Berichts "The State of Food Security and Nutrition in the World (SOFI)" liefert aktuelle Informationen über die weltweite Ernährungssicherheit und Ernährungssituation. Der Bericht wurde gemeinsam von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: The State of Food Security and Nutrition in the World 2023, Bericht von FAO, IFAD, UNICEF, WFP und WHO, veröffentlicht am 12. Juli 2023 (in Englisch)
https://www.fao.org/documents/card/en/c/cc3017en