Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ist äußerst besorgt über die verheerenden Folgen, die die wiederholten Angriffe bewaffneter Gruppen in der Demokratischen Republik Kongo (DRK, DR Kongo) für Vertriebene haben, und ruft zur dringenden Unterstützung der humanitären Bemühungen auf. Mit 7,5 Millionen vertriebenen Frauen, Kindern und Männern ist die Lage in der DR Kongo eine der komplexesten und am längsten andauernden humanitären Krisen der Welt.
Mindestens 6,2 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene, während mehr als 1,3 Millionen Kongolesen in den Nachbarländern Zuflucht gesucht haben. In der östlichen Provinz Nord-Kivu waren seit März 2022, als die Zusammenstöße zwischen bewaffneten Gruppen - vorwiegend Rebellen der Mouvement du 23 mars (M23) - und Regierungstruppen wieder aufflammten, 1,2 Millionen Menschen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen.
Nach Angaben des UNHCR leben Hunderttausende, die vor der Gewalt geflohen sind, unter katastrophalen Bedingungen in rudimentären Unterkünften in der Provinzhauptstadt von Nord-Kivu, Goma, und im Bezirk Kanyaruchinya am Rande der Stadt.
"In der dritten Aprilwoche trafen hochrangige UNHCR-Beamte in Nord- und Süd-Kivu ein, um die Stimmen der Vertriebenen zu hören. Die Familien sehnen sich nach Frieden in ihren Herkunftsorten, damit sie in ihre Häuser zurückkehren und ihre Lebensgrundlage wiederherstellen können", sagte Elizabeth Tan, UNHCR-Direktorin für internationalen Schutz, bei einer Pressekonferenz am Freitag in Genf.
Tan sagte, dass überall eine erhebliche Überbelegung und unzureichende Unterkünfte festzustellen seien; außerdem gebe es besorgniserregende Berichte über Masern und die Gefahr von Cholera.
Spontane Flüchtlingslager, die manchmal nur wenige Kilometer von den Frontlinien des Konflikts zwischen nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen und den Streitkräften der Demokratischen Republik Kongo in Nord-Kivu entfernt sind, bieten den Menschen, die vor der Gewalt fliehen mussten, relative Sicherheit.
Nach Angaben der UN-Organisation sind in den Außenbezirken der Zwei-Millionen-Stadt Goma und im angrenzenden Gebiet von Nyiragongo noch immer 564.000 Menschen als Vertriebene untergebracht. Der Mangel an Infrastruktur und sanitären Einrichtungen hat zu erheblichen Gesundheitsgefahren geführt. Die Monsunzeit der letzten Monate hat den dringenden Bedarf an angemessenen Unterkünften noch verstärkt.
In Buchagara, einem offiziellen Lager für Binnenvertriebene am Stadtrand von Goma, das mehr als 15.500 Menschen beherbergt, sind gefährdete Einzelpersonen und Familien nun in 3.000 Notunterkünften untergebracht, die durch kürzlich eingerichtete Gemeinschaftsküchen sowie Wasser- und Sanitäreinrichtungen ergänzt werden.
"Derzeit decken die bereitgestellten Notunterkünfte nur 3 Prozent des geschätzten Bedarfs ab. Frauen und Jugendliche sind besonders gefährdet, unter anderem durch geschlechtsspezifische Gewalt. Schutzmaßnahmen zur Unterstützung von Frauen und Jugendlichen sind entscheidend, um ihr Leid zu lindern und Missbrauch und Ausbeutung zu verhindern", sagte die UNHCR-Vertreterin.
Die Vertriebenen in Buchagara forderten mehr Unterkünfte für die Notleidenden und Maßnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts in der Landwirtschaft oder in kleinen Unternehmen, um ihre Einkommenslosigkeit zu lindern. Angemessene Unterkünfte seien der Schlüssel zur Wiederherstellung der persönlichen Sicherheit und Würde.
Nach Angaben des UNHCR haben auch Gespräche mit den lokalen Aufnahmegemeinschaften die Notwendigkeit einer angemessenen Unterkunft unterstrichen. Mehr als 180.000 Vertriebene sind vor kurzem im Gebiet von Kalehe angekommen, Zehntausende von ihnen sind in der Stadt Minova untergebracht, die zwei Autostunden südlich von Goma liegt. Die lokalen Aufnahmegemeinschaften haben ihre begrenzten Ressourcen bisher großzügig mit den Vertriebenen geteilt, stehen aber unter enormem Druck.
"Nachdem die Zusammenstöße in den letzten Wochen nach einem brüchigen Waffenstillstand in Nord-Kivu abgeflaut sind, haben einige Vertriebene versucht, in ihre Häuser zurückzukehren. Viele dieser Rückkehrer sind jedoch durch die katastrophalen Bedingungen angetrieben, unter denen sie leben, und durch das Bestreben, trotz der anhaltenden Unsicherheit in ihre Häuser zu gelangen, um ihre Felder zu bestellen", sagte Tan.
Das UNHCR hat mit finanzieller Unterstützung der internationalen Gemeinschaft seine Maßnahmen in den Bereichen Unterkünfte, Standortmanagement und Schutz aufgestockt. Aber obwohl der Bedarf enorm ist, zählt die Demokratische Republik Kongo zu den am stärksten unterfinanzierten humanitären Krisen weltweit. Das UN-Flüchtlingshilfswerk benötigt in diesem Jahr 233 Millionen US-Dollar, um die Versorgung der Vertriebenen in der Demokratischen Republik Kongo zu gewährleisten, hat aber bisher nur 15 Prozent dieser Mittel erhalten.
Im Osten der DR Kongo sind mehrere bewaffnete Gruppen aktiv, darunter die M23-Rebellen, die Rebellen der Alliierten Demokratischen Kräfte (ADF), die bewaffnete Gruppe CODECO und die militante Gruppe Zaïre. Im März 2022 kam es zu einem dramatischen Wiederaufflammen der Zusammenstöße zwischen der M23 und den Streitkräften der DR Kongo. Die humanitäre Lage im Osten des Landes hat sich aufgrund der Eskalation des Konflikts in der Provinz Nord-Kivu drastisch verschlechtert.
Die Demokratische Republik Kongo ist mit einer der schwersten humanitären Notlagen der Welt konfrontiert, und die Situation in dem Land ist eine der am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen der Welt. Seit Jahrzehnten leidet das Land unter mehreren, sich überschneidenden Notsituationen, die vor allem durch Konflikte und Zwangsvertreibungen verursacht werden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in diesem Jahr 26,4 Millionen Menschen in dem Land humanitäre Hilfe benötigen.
Aufgrund der anhaltenden Gewalt leidet die DRK bereits unter einer der größten Vertreibungskrisen in Afrika. 7,5 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo waren gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen. Darunter befinden sich 6,2 Binnenvertriebene und 1,3 Millionen Flüchtlinge, die in den Nachbarländern Schutz gesucht haben.
Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge ist eine Organisation der Vereinten Nationen, die den Auftrag hat, Flüchtlinge, Vertriebene und Staatenlose zu unterstützen und zu schützen. Die Organisation ist auch unter der Kurzbezeichnung UN-Flüchtlingshilfswerk bekannt. Das UNHCR wurde am 14. Dezember 1950 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen gegründet, um den Flüchtlingen des Zweiten Weltkriegs Hilfe zu leisten. Am 1. Januar 1951 nahm das UNHCR seine Arbeit auf. Jedes Jahr hilft das UN-Flüchtlingshilfswerk Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen weltweit. Das UNHCR hat seinen Hauptsitz in Genf, Schweiz, und unterhält Büros in 134 Ländern.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: UNHCR warnt vor steigendem Bedarf in der DR Kongo, während die Vertreibung anhält, UNHCR-Briefing Notizen, 5. Mai 2023 (in Englisch)
https://www.unhcr.org/news/unhcr-warns-mounting-needs-dr-congo-forced-displacement-continues