Das kommende Jahr wird einen neuen Rekord für den Bedarf an humanitärer Hilfe markieren: 339 Millionen Menschen in 69 Ländern benötigen Hilfe, was einen Anstieg von 65 Millionen Menschen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet, teilten die Vereinten Nationen und humanitäre Partnerorganisationen heute mit. Die geschätzten Kosten für die humanitäre Hilfe im Jahr 2023 belaufen sich auf 51,5 Mrd. US-Dollar (49,3 Mrd. Euro), was einem Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Beginn des Jahres 2022 entspricht.
Bis Ende 2022 werden mindestens 222 Millionen Menschen in 53 Ländern von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein, während 45 Millionen Menschen in 37 Ländern vom Hungertod bedroht sind. Im Jahr 2023 wollen die Vereinten Nationen und ihre Partnerorganisationen 230 Millionen Bedürftige in 69 Ländern unterstützen.
"Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist schockierend hoch, da die extremen Ereignisse dieses Jahres bis ins Jahr 2023 hineinreichen", sagte der Nothilfekoordinator Martin Griffiths. "Tödliche Dürren und Überschwemmungen richten in Gemeinden von Pakistan bis zum Horn von Afrika verheerende Schäden an. Der Krieg in der Ukraine hat einen Teil von Europa in ein Schlachtfeld verwandelt. Mehr als 100 Millionen Menschen sind jetzt weltweit auf der Flucht. Und das alles zusätzlich zu den Verwüstungen, die die Pandemie bei den Ärmsten der Welt angerichtet hat", sagte Griffiths. "Für die Menschen, die am Rande des Abgrunds stehen, ist dieser Appell eine Rettungsleine. Für die internationale Gemeinschaft ist er eine Strategie, um das Versprechen einzulösen, niemanden zurückzulassen".
Die Vereinten Nationen haben heute in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und anderen humanitären Partnern den Global Humanitarian Overview (GHO, Globaler Überblick über humanitäre Hilfe) 2023 vorgestellt. Die Reaktionspläne in der jährlichen Bewertung des globalen humanitären Bedarfs zeigen auf, wie Hilfsorganisationen, die in bestimmten Bereichen wie Unterkunft, Ernährung, Kinderernährung und Schutz zusammenarbeiten, das Leben von Millionen von Menschen weltweit retten und unterstützen können.
Nach Angaben des UN-Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) haben humanitäre Organisationen im Jahr 2022 bereits 157 Millionen Menschen in ihrer dringendsten Not geholfen. Dazu gehören Nahrungsmittelhilfe für 127 Millionen Menschen, ausreichende Versorgung mit sauberem Wasser für fast 26 Millionen Menschen, Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts für 24 Millionen Menschen, psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung für 13 Millionen Kinder und Betreuer, Gesundheitsberatung für 5,2 Millionen Mütter und Gesundheitsdienste für 5,8 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende.
Die internationalen Geber haben bis Mitte November 2022 24 Milliarden US-Dollar bereitgestellt, aber der Bedarf steigt schneller als die finanzielle Unterstützung. Laut OCHA war die Finanzierungslücke für humanitäre Einsätze noch nie so groß und liegt derzeit bei 53 Prozent (27,6 Milliarden Dollar). Die humanitären Organisationen sind daher gezwungen, zu entscheiden, wem sie die knappen verfügbaren Mittel zukommen lassen.
Der Global Humanitarian Overview (Globaler Überblick über humanitäre Hilfe) ist eine umfassende und faktengestützte Bewertung des globalen humanitären Bedarfs. Er bietet eine Momentaufnahme aktueller und zukünftiger Trends in der humanitären Hilfe für groß angelegte Maßnahmen zur Ressourcenmobilisierung. Der GHO 2023 enthält länderspezifische humanitäre Reaktionspläne für Afghanistan, Burkina Faso, Burundi, Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kolumbien, die Demokratische Republik Kongo, El Salvador, Äthiopien, Guatemala, Haiti, Honduras, Mali, Mosambik, Myanmar, Niger, Nigeria, die besetzten palästinensischen Gebiete, Somalia, Südsudan, Sudan, Syrien, Ukraine, Venezuela und Jemen.
Die GHO 2023 umfasst außerdem Soforthilfeaufrufe und weitere Pläne für Kenia, Libanon, Madagaskar und Pakistan. Regionale organisationsübergreifende Pläne für die Nachbarländer sind auch für die Krisen in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, dem Horn von Afrika und Jemen, Rohingya, Südsudan, Syrien, Ukraine und Venezuela enthalten.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Global Humanitarian Overview 2023, Vereinte Nationen, gekürzter Bericht, veröffentlicht am 1. Dezember 2022 (in Englisch)
https://reliefweb.int/attachments/e5564153-e77d-4615-8c4a-a4f82c07eab9/GHO-2023-Abridged-EN_final.pdf
Webseite: Global Humanitarian Overview 2023 (in Englisch)
https://humanitarianaction.info/