Die humanitäre Organisation International Rescue Committee (IRC) hat am Mittwoch ihre jährliche Emergency Watchlist (Notfallbeobachtungsliste) veröffentlicht, in der die 20 Länder aufgeführt sind, die im Jahr 2023 am stärksten von einer Verschärfung humanitärer Krisen bedroht sind. In diesem Jahr stehen Somalia, Äthiopien und Afghanistan ganz oben auf der Liste, da Ostafrika mit der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten konfrontiert ist und die wirtschaftlichen Turbulenzen die Not in Afghanistan weiter verschärfen.
Das IRC veröffentlicht jedes Jahr eine Liste mit den 20 humanitären Krisen, die sich im nächsten Jahr voraussichtlich am stärksten verschärfen werden. Der Analyse zufolge werden die folgenden zehn Länder im Jahr 2023 wahrscheinlich mit den schlimmsten humanitären Krisen zu kämpfen haben: (1) Somalia, (2) Äthiopien, (3) Afghanistan, (4) Demokratische Republik Kongo, (5) Jemen, (6) Syrien, (7) Südsudan, (8) Burkina Faso, (9) Haiti, (10) Ukraine. Auf der Liste der Länder, die von den schwersten humanitären Krisen betroffen sind, befinden sich außerdem: Libanon, Mali, Myanmar, Niger, Nigeria, Pakistan, Sudan, Tschad, Venezuela, und die Zentralafrikanische Republik. Diese Länder wurden vom IRC nicht in eine Rangliste aufgenommen.
Die IRC-Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Schutzmechanismen, die vor humanitären Krisen schützen sollen, weltweit durch drei Hauptfaktoren geschwächt und abgebaut werden: Konflikte, Klimawandel und wirtschaftliche Turbulenzen. Die menschlichen und wirtschaftlichen Kosten dieser Krisen und Katastrophen sind nicht gleichmäßig verteilt. In den zwanzig Ländern auf der Beobachtungsliste leben zwar nur 13 % der Weltbevölkerung, doch entfallen auf sie 90 % aller Menschen in humanitärer Not und 81 % der gewaltsam vertriebenen Menschen. Nach Angaben des IRC sind 100 % der Menschen, die von katastrophaler Ernährungsunsicherheit betroffen sind, in den Ländern der Emergency Watchlist zu finden.
Die humanitäre Organisation ruft dazu auf, den Kreislauf der Krisen zu durchbrechen, die Zivilbevölkerung in Konflikten zu schützen und den gemeinsamen globalen Risiken zu begegnen. "Die fast 340 Millionen Menschen, die im Jahr 2023 Hilfe benötigen, brauchen mehr humanitäre Mittel für größere und bessere Hilfsprogramme. Aber sie haben auch mehr verdient. Sie brauchen einen Plan, um den Kreislauf von ausufernden Krisen zu durchbrechen. Das bedeutet neue Instrumente zum Schutz von Menschen, die in Konflikte verwickelt sind, und ein neues Engagement, um gemeinsamen globalen Risiken zu begegnen - anstatt sie zu verstärken", sagte David Miliband, Präsident und Geschäftsführer des IRC, in einer Stellungnahme.
Ende 2022 waren weltweit mehr als 103 Millionen Menschen aufgrund von Verfolgung, Konflikten, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen oder Ereignissen, die die öffentliche Ordnung ernsthaft stören, gewaltsam vertrieben. Im Jahr 2023 wird eine Rekordzahl von 339 Millionen Menschen humanitäre Hilfe und Schutz benötigen - ein deutlicher Anstieg gegenüber 274 Millionen Menschen zu Beginn des Jahres 2022. Laut der IRC-Analyse befinden sich 90 % dieser bedürftigen Menschen in Ländern, die auf der Beobachtungsliste stehen.
Das International Rescue Committee (IRC) wurde 1933 mit dem Ziel gegründet, politisch Verfolgten zu helfen, und ist eine der größten Nichtregierungsorganisationen (NGO), die sich auf die Unterstützung von Flüchtlingen weltweit konzentriert. Die NGO leistet Soforthilfe und langfristige Unterstützung für Flüchtlinge und Menschen, die durch Krieg, Verfolgung oder Naturkatastrophen vertrieben wurden. Der internationale Hauptsitz der Organisation befindet sich in den Vereinigten Staaten. Das IRC hilft Menschen, die von humanitären Krisen betroffen sind, zu überleben und ihr Leben wiederaufzubauen. Das International Rescue Committee ist derzeit in über 40 Ländern tätig.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Emergency Watchlist Report 2023, International Rescue Committee (IRC), veröffentlicht am 14. Dezember 2022 (in Englisch)
https://www.rescue.org/sites/default/files/2022-12/CS2301_Watchlist%20Project_Report_Final.pdf
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