Mindestens 46 Menschen, die Hälfte von ihnen Kinder, wurden am frühen Montag bei einem Milizenangriff auf ein Vertriebenenlager in der nordöstlichen Provinz Ituri getötet - der jüngste in einer Reihe von Angriffen nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen auf Vertriebene in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo, DRK). UN-Einrichtungen haben den Angriff verurteilt und sich schockiert und entsetzt über seine Brutalität gezeigt.
Ersten Berichten zufolge wurden bei dem schrecklichen Angriff auf das Vertriebenenlager Lala mindestens 46 Menschen getötet, darunter 23 Kinder. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) wurden mindestens sieben weitere Personen verletzt, darunter drei Kinder.
"Die gezielten Angriffe auf diese ohnehin gefährdeten Zivilisten sind mehr als verachtenswert", sagte der UNICEF-Vertreter für die Demokratische Republik Kongo, Grant Leaity.
"Das Trauma, das diese Kinder durchleben, ist unvorstellbar. Es ist nicht hinnehmbar, dass diese Familien, die bereits aus ihren Häusern geflohen sind, erneut direkt Ziel von Gewalt werden."
Bei dem Angriff am 12. Juni nahmen bewaffnete Angreifer Zivilisten ins Visier und hinterließen eine Spur der Zerstörung und Verwüstung. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) setzte die bewaffnete Gruppe bei ihrem Angriff Gewehre und Macheten ein, was zum tragischen Tod von Dutzenden von Menschen, darunter Kinder und Frauen, führte. Mindestens 12 Menschen wurden bei lebendigem Leib verbrannt, als ihre Unterkünfte in Brand gesteckt wurden.
"Das UNHCR beklagt auf das Schärfste diese abscheulichen Angriffe auf die gefährdete Zivilbevölkerung", sagte Valentin Tapsoba, Direktor des UNHCR-Regionalbüros für das südliche Afrika.
"Dieser Kreislauf der Gewalt muss ein Ende haben. Wir fordern gemeinsame Anstrengungen zur Befriedung des Konflikts in der Provinz Ituri, damit die kongolesische Bevölkerung in ihre Häuser und ihre Lebensgrundlagen zurückkehren und in Frieden leben kann."
Neben den Toten und Verletzten haben die Angreifer mehr als 800 Unterkünfte in Brand gesetzt und Vieh gestohlen. UNICEF schätzt, dass 5.000 Kinder von dem Angriff betroffen sind, da sie Eltern, Geschwister, ihr Zuhause und ihr Hab und Gut verloren haben.
Der Ort Lala, an dem die Vertriebenen untergebracht sind, liegt etwa 75 Kilometer von Bunia entfernt, in der Provinz Ituri im Osten des Landes.
Die UN-Friedensmission in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) erklärte, dass nach ihren Informationen Mitglieder der CODECO-Miliz (Cooperative for Development of the Congo) für diesen gezielten Angriff auf gefährdete Vertriebene verantwortlich seien.
Unterdessen haben die Friedenstruppen in Zusammenarbeit mit den Provinzbehörden die Sicherheitsvorkehrungen in dem Gebiet verstärkt. In einer Mitteilung erklärte die MONUSCO, dass sie im Rahmen ihres Mandats keine Mühen scheuen werde, um diesen Angriffen ein Ende zu setzen und die Straflosigkeit zu bekämpfen.
Die Friedensmission bekräftigte auch ihr Engagement, mit den kongolesischen Verteidigungs- und Sicherheitskräften zusammenzuarbeiten, um die gemeinsamen Patrouillen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Vertriebenen in der Region zu verstärken.
Seit 2017 dauert der Konflikt in Ituri an, aber seit Anfang 2023 hat sich die Lage erheblich verschlechtert, da bewaffnete Gruppen Zivilisten, Schulen und Krankenhäuser angreifen. In den letzten sechs Monaten haben Kämpfer etwa 600 Zivilisten getötet und über 200 verletzt. Die mangelnde Sicherheit und der fehlende Schutz von Kindern werden zu einem immer dringlicheren Problem, und Ituri steht nun an zweiter Stelle der 26 Provinzen der DRK, was die Zahl der von den Vereinten Nationen bestätigten schweren Verstöße gegen Kinder angeht.
"Wir fordern die Regierung dringend auf, die Angreifer zur Rechenschaft zu ziehen und den Schutz von Kindern und ihren Familien zu verstärken", so Leaity.
Im Osten der DR Kongo sind mehrere bewaffnete Gruppen aktiv, darunter die bewaffnete Gruppe CODECO, die Rebellengruppe M23, die Rebellen der Alliierten Demokratischen Kräfte (ADF) und militante Kämpfer der Zaire-Gruppe.
Die Demokratische Republik Kongo ist mit einer der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt konfrontiert, und die Situation im Land ist eine der am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen weltweit. Seit Jahrzehnten leidet das Land unter mehreren, sich überschneidenden Notsituationen, die vor allem durch Konflikte und Zwangsvertreibungen verursacht werden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in diesem Jahr 26,4 Millionen Menschen im Lande humanitäre Hilfe benötigen.
Aufgrund der anhaltenden Gewalt leidet die DRK bereits unter der größten internen Vertreibungskrise in Afrika. 7,5 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo mussten aus ihren Häusern fliehen. Darunter sind 6,2 Binnenvertriebene und 1,3 Millionen Flüchtlinge, die in den Nachbarländern Schutz gesucht haben.
Während die DR Kongo weiterhin unter der Gewalt von mehr als 130 bewaffneten Gruppen leidet, die in den östlichen Regionen aktiv sind, ist die Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in der DR Kongo (MONUSCO) seit 1999 in den Regionen tätig und stellt die größte UN-Friedensmission der Welt dar.
Die UN-Mission ist ermächtigt, alle notwendigen Mittel einzusetzen, um ihr Mandat zum Schutz der Zivilbevölkerung, des humanitären Personals und der Menschenrechtsverteidiger, die unmittelbar von physischer Gewalt bedroht sind, zu erfüllen und die Regierung der Demokratischen Republik Kongo in ihren Bemühungen um Stabilisierung und Friedenskonsolidierung zu unterstützen.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: UNICEF verurteilt Angriff auf Vertriebenenlager im Osten der DRK, bei dem 23 Kinder getötet wurden, UNICEF-Pressemitteilung, 12. Juni 2023 (in Englisch)
https://www.unicef.org/press-releases/unicef-condemns-attack-camp-displaced-people-eastern-drc-kills-23-children-0
Vollständiger Text: UNHCR beklagt brutale Angriffe auf Vertriebene in der DR Kongo, UNHCR-Pressemitteilung, 12. Juni 2023 (in Englisch)
https://www.unhcr.org/news/unhcr-deplores-brutal-attacks-displaced-people-dr-congo