Millionen von Kindern sind vom Tod bedroht, wenn nicht unverzüglich Maßnahmen zur Bekämpfung der weltweiten Hunger- und Ernährungskrise ergriffen werden, warnen sechs der weltweit größten Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich für Kinder einsetzen. In einer gemeinsamen Stellungnahme heute erklärten Plan International, Save the Children International, World Vision International, SOS Children's Villages International, Terre des Hommes und ChildFund Alliance, dass Regierungen und Geber dringend handeln müssen, um den massiven Verlust von Menschenleben zu verhindern und Millionen von Kindern vor lebenslangen negativen Folgen zu schützen.
Nach Angaben der NGOs sind acht Millionen Kinder in 15 von der globalen Hungerkrise betroffenen Ländern vom Tod bedroht, wenn sie nicht sofort behandelt werden. Zu den 15 Ländern gehören: Äthiopien, Afghanistan, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Kenia, Haiti, Madagaskar, Mali, Niger, Nigeria, Somalia, Sudan, Südsudan, Tschad und Jemen.
Hier finden Sie die vollständige Stellungnahme der Vorsitzenden der internationalen Nichtregierungsorganisationen:
„Die Welt steht vor einer Hunger- und Ernährungskrise von noch nie dagewesenem Ausmaß: Mit jeder Minute leidet ein weiteres Kind an schwerer Mangelernährung und acht Millionen Kinder in 15 von der Krise betroffenen Ländern sind vom Tod bedroht. Insgesamt sind weltweit schon fast 50 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Nur entschlossenes Handeln kann angesichts dieser schrecklichen Zahl noch die verheerenden und lebenslangen Auswirkungen auf die Gesundheit, Ernährung, Bildung, den Schutz und das Überleben von Kindern abwenden.
Wir, die Verantwortlichen der sechs größten internationalen NGOs der Welt mit Kinderfokus haben uns in der Joining Forces Alliance zusammengeschlossen, um unsere gemeinsame Sorge über die verheerenden Auswirkungen auf Kinder zum Ausdruck zu bringen.
Hunger ist vermeidbar und hat im 21. Jahrhundert keinen Platz. 2017 haben wir gezeigt, dass unser gemeinsames Handeln die Hungersnot in Somalia abwenden konnte. Als internationale Gemeinschaft tragen wir eine kollektive Verantwortung dafür, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden, um den Tod von Hunderttausenden von Kindern zu verhindern. Wir können nicht warten, bis eine Hungersnot offiziell ausgerufen wird, bevor wir handeln. 260.000 Menschen haben 2011 bei der Hungersnot in Somalia dieses Abwarten mit ihrem Leben bezahlt. Die Hälfte aller Todesopfer waren Kinder unter fünf Jahren.
Als Organisationen, die direkt mit Kindern, Familien und Gemeinschaften auf der ganzen Welt arbeiten, sehen wir täglich, welch verheerenden Tribut die sich verstärkenden Auswirkungen von Konflikten, Klimawandel und Covid-19 sowie die Nachwirkungen des Konflikts in der Ukraine fordern. Die Hunger- und Ernährungskrise hat bereits jetzt tiefgreifende Folgen für Kinder: Sie bedroht das Überleben und den Schutz von Kindern und erhöht das Risiko schwerer und akuter Unterernährung. Kinder sind einem erhöhten Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt, weil sie die Schule abbrechen, Zwangsarbeit leisten, von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden und von ihren Familien getrennt werden. Kinder ohne elterliche Fürsorge sind besonders anfällig für Ernährungsunsicherheit und deren vielfältige Auswirkungen. Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratung, frühe Schwangerschaft, Schulabbruch, sexuelle Ausbeutung und Missbrauch gefährden vor allem Mädchen. Wenn Lebensmittel knapp sind, essen Mädchen und Frauen oft weniger und als letzte.
Die Rechte und Bedürfnisse von Kindern müssen bei der Bewältigung dieser Krise an erster Stelle stehen. Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Reaktion muss sich an den Bedürfnissen und Hoffnungen der Kinder orientieren und die jungen Menschen als Akteure des Wandels stärken. Regierungen und Geber müssen dringend handeln, um Menschenleben zu retten und Kinder vor lebenslangen negativen Folgen für Millionen von Kindern zu schützen. Ernährungssicherheit ist kein Privileg, sondern ein Recht, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 verankert ist. Internationale Führung und politischer Wille müssen sowohl eine sofortige Reaktion vorantreiben als auch die Ursachen des Hungers, wie Konflikte, wirtschaftliche Schocks, Klimawandel und ungleicher Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen, durch gemeinschaftliche und lokal betriebene Lösungen angehen.
Wir verpflichten uns, mit Regierungen und Gebern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse von Kindern durch eine geschlechtsspezifische, sektorübergreifende Reaktion in den Bereichen Ernährungssicherheit, Ernährung, Gesundheit, WASH, Bildung, Schutz und Sozialschutz vorrangig berücksichtigt werden. So können wir die Auswirkungen der Ernährungskrise bekämpfen und gleichzeitig Leben schützen und die Widerstandsfähigkeit gegen langwierige Krisen stärken.“
Joining Forces ist eine Allianz der sechs größten internationalen NGOs, die sich für Kinder einsetzen. Die Vereinigung wurde 2017 mit dem Ziel gegründet, die kollektive Macht der Nichtregierungsorganisationen zu nutzen, um Kindern ihre Rechte zu sichern und Gewalt gegen sie zu beenden. Die CEOs sind: Meg Gardinier, ChildFund Alliance; Stephen Omollo, Plan International; Inger Ashing, Save the Children International; Ingrid Johansen, SOS Children's Villages International; Valérie Ceccherini, Terre des Hommes; Andrew Morley, World Vision.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Hungerkrise: Millionen Kinder sind ohne entschlossenes Handeln vom Tod bedroht, Stellungnahme von Joining Forces, veröffentlicht am 17. August 2022
https://www.savethechildren.de/fileadmin/user_upload/Downloads_Dokumente/Pressemitteilungen/2022/2022-08-17-joining-forces-globale-hungerkrise-millionen-kinder-sind-ohne-entschlossenes-handeln-vom-tod-bedroht.pdf
Joining Forces (in Englisch)
https://joining-forces.org/
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