Mehr als 2,5 Millionen Menschen in Nigeria benötigen humanitäre Hilfe und sind aufgrund der schwersten Überschwemmungen der vergangenen zehn Jahre einem erhöhten Risiko von durch Wasser übertragenen Krankheiten, Ertrinken und Unterernährung ausgesetzt, warnte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) am Freitag in einer Erklärung. Unter den von den Überflutungen betroffenen Menschen befinden sich mehr als 1,5 Millionen Kinder.
Nach Angaben der nigerianischen Behörden sind durch die Überschwemmungen mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen und 1,3 Millionen Menschen vertrieben worden, wobei 34 der 36 Bundesstaaten des Landes betroffen sind. Über 200.000 Häuser wurden teilweise oder vollständig beschädigt. UNICEF berichtet, dass die Zahl der Fälle von Durchfallerkrankungen, durch Wasser übertragenen Krankheiten, Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten bereits gestiegen ist. Allein in den nordöstlichen Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobe wurden bis zum 12. Oktober insgesamt 7.485 Fälle von Cholera und 319 damit verbundene Todesfälle gemeldet.
Nach Angaben von UNICEF sind Kinder und Jugendliche in den von den Überflutungen betroffenen Gebieten besonders gefährdet, da sie durch Krankheiten, die durch Wasser übertragen werden, sowie durch emotionale und psychologische Belastungen besonders gefährdet sind. Da die Regenfälle in Nigeria voraussichtlich noch mehrere Wochen andauern werden, wird der Bedarf an humanitärer Hilfe voraussichtlich noch steigen.
Durch die Überschwemmungen wird die ohnehin schon prekäre humanitäre Lage im Lande, insbesondere in den nordöstlichen und nordwestlichen Bundesstaaten, noch komplexer. Vor den Überflutungen waren mindestens 19 Millionen Menschen in ganz Nigeria von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen, und mehr als 8,4 Millionen Menschen in Nordnigeria benötigten humanitäre Hilfe. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass die Getreideproduktion aufgrund der Überschwemmungen, der unsicheren Lage und der höheren Kosten für die landwirtschaftliche Produktion voraussichtlich zurückgehen wird.
Laut dem Klima-Risiko-Index für Kinder (Children's Climate Risk Index, CCRI) von UNICEF ist Nigeria durch die Auswirkungen des Klimawandels "extrem hohem Risiko" ausgesetzt und steht damit an zweiter Stelle von 163 Ländern. Kinder in Ländern mit "extrem hohem Risiko" sind einer tödlichen Kombination aus einer Vielzahl von Klima- und Umweltschocks in Verbindung mit einem hohen Maß an Verwundbarkeit von Kindern ausgeliefert, die auf unzureichende grundlegende Dienstleistungen wie Wasser- und Sanitärversorgung, Gesundheitsversorgung und Bildung zurückzuführen ist.
UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, ist die Organisation der Vereinten Nationen, die für die Bereitstellung von humanitärer Hilfe und Entwicklungshilfe für Kinder weltweit zuständig ist. UNICEF wurde 1946 als „United Nations International Children's Emergency Fund“ gegründet und ist heute eine der größten humanitären Organisationen der Welt. UNICEF ist in über 190 Ländern und Territorien tätig, um die Rechte von Kindern zu schützen.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Mehr als 1,5 Millionen Kinder durch verheerende Überschwemmungen in Nigeria bedroht, UNICEF-Pressemitteilung, veröffentlicht am 21. Oktober 2022 (in Englisch)
https://www.unicef.org/press-releases/more-15-million-children-risk-devastating-floods-hit-nigeria
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