Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in der vergangenen Woche mehr als 100.000 Menschen bei Zusammenstößen zwischen den kongolesischen Streitkräften und der Rebellengruppe Mouvement du 23 mars (M23) in der Provinz Nord-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) vertrieben. Seit Anfang März hat die Rebellengruppe der Alliierten Demokratischen Kräfte (ADF) Berichten zufolge mindestens 97 Zivilisten in der Region Beni, ebenfalls in der Provinz Nord-Kivu, getötet.
Unter Berufung auf humanitäre Quellen sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Mittwoch, dass mehr als 50.000 Menschen aus dem Rutshuru-Gebiet Schutz in Kibirizi gefunden hätten, während etwa 55.000 Menschen aus dem Masisi-Gebiet in nahe gelegene Dörfer sowie in die regionale Hauptstadt Goma und nach Minova in der benachbarten Provinz Süd-Kivu geflohen seien.
"Unsere Kolleginnen und Kollegen der Friedenstruppen im Land berichten, dass sie 95 Kinder in ihrem Stützpunkt in Sake untergebracht haben, darunter 50 Kinder aus einem Waisenhaus. Dies geschah, nachdem es am Wochenende in dieser Gegend zu Zusammenstößen zwischen den kongolesischen Streitkräften und der bewaffneten Gruppe M23 gekommen war", so Dujarric.
Nach Angaben des Sprechers starben bei den Zusammenstößen vier Zivilisten, mindestens fünf weitere wurden verletzt. Friedenstruppen der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) versorgten die Verletzten auf ihrem Stützpunkt medizinisch und evakuierten sie später nach Goma. Auch die Kinder wurden in ein Kinderzentrum in Goma gebracht.
Seit Anfang März hat die Rebellengruppe ADF nach Angaben der MONUSCO mindestens 97 Zivilisten im Gebiet Beni in der Provinz Nord-Kivu getötet.
"Aufgrund der laufenden gemeinsamen Operationen der ugandischen und kongolesischen Verteidigungskräfte haben die UN-Friedenstruppen keinen Zugang zu dem Gebiet südlich von Beni, wo die mutmaßlichen ADF-Mitglieder diese Angriffe verübt haben", sagte Dujarric.
"Gemeinsam mit unseren humanitären Partnern stellen wir Tausenden von Menschen in Beni und den umliegenden Gebieten medizinische Versorgung, Bildung, Nahrungsmittel, Wasser und sanitäre Einrichtungen sowie andere dringend benötigte Versorgungsleistungen zur Verfügung. Wir arbeiten auch an einer Ausweitung unserer Hilfe. "
Im vergangenen Jahr wurden durch das Wiederaufflammen der Gewalt in der Region mehr als 800.000 Menschen vertrieben, auch in die Provinzen Süd-Kivu und Ituri. Allein im Februar flohen fast 300.000 Menschen aus den Gebieten Rutshuru und Masisi in der Provinz Nord-Kivu.
Im Osten der DRK sind mehrere bewaffnete Gruppen aktiv, darunter die M23-Rebellen und die ADF-Rebellen. Im März 2022 kam es zu einem dramatischen Wiederaufflammen der Zusammenstöße zwischen der M23 und den Streitkräften der DR Kongo (FARDC). Die humanitäre Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) hat sich aufgrund der Eskalation des Konflikts in der Provinz Nord-Kivu drastisch verschlechtert.
Die Demokratische Republik Kongo ist mit einer der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt konfrontiert, und die Situation im Land ist eine der am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen weltweit. Seit Jahrzehnten leidet das Land unter mehreren, sich überschneidenden Notsituationen, die vor allem durch Konflikte und Zwangsvertreibungen verursacht werden. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass in diesem Jahr 26,4 Millionen Menschen in dem Land humanitäre Hilfe benötigen.
Mit 7,1 Millionen Vertriebenen hat die DR Kongo mehr Vertriebene als jedes andere Land in Afrika. Etwa 6,1 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene innerhalb des Landes, vor allem in den östlichen Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu und Ituri, während 1 Million Flüchtlinge und Asylbewerber aus der DR Kongo in den Nachbarländern untergebracht sind.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Tägliches Pressebriefing des Büros des Sprechers des UN-Generalsekretärs, Mitschrift, 15. März 2023 (in Englisch)
https://press.un.org/en/2023/db230315.doc.htm