Die US-Amerikanerin Cindy McCain hat am Mittwoch ihr Amt als Leiterin des Welternährungsprogramms (WFP) angetreten. In ihrer ersten Stellungnahme erklärte die neue Exekutivdirektorin, ihre Prioritäten für die UN-Organisation seien die Aufstockung der Ressourcen, die Verbesserung der Wirksamkeit und die Ausweitung von Partnerschaften und Innovationen, um den Hunger weltweit zu bekämpfen.
McCain übernimmt das Ruder der weltweit größten humanitären Organisation, die im vergangenen Jahr eine Rekordzahl von 158 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt hat. Die Ernährungsunsicherheit bleibt auch 2023 auf einem noch nie dagewesenen Niveau, da Konflikte, wirtschaftliche Schocks, Klimaextreme und steigende Düngemittelpreise die Nahrungsmittelproduktion weltweit weiterhin beeinträchtigen.
"Der Hunger steigt rasant an, die Ressourcen werden gefährlich knapp und die Rationen werden gekürzt, wenn wir nicht das Geld haben, um die Bedürftigen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Ohne diese Mittel können wir einfach nicht so viele Menschen ernähren", sagte McCain.
"Meine Prioritäten sind klar: Wir müssen unsere Mittel aufstocken, unsere Effizienz verbessern und Partnerschaften und Innovationen ausbauen, um den Bedürftigsten moderne Lösungen zu bieten."
Nach Schätzungen des Welternährungsprogramms (WFP) sind im Jahr 2023 weltweit mehr als 345 Millionen Menschen von einer krisenhaften Ernährungsunsicherheit betroffen, was einem Anstieg von fast 200 Millionen Menschen seit Anfang 2020 entspricht. Von diesen Menschen sind 43 Millionen nur einen Schritt von einer Hungersnot entfernt.
Die neue Exekutivdirektorin betonte, dass keine Organisation den Hunger in der Welt allein lösen kann und dass die globale Zusammenarbeit entscheidend ist, um die Millionen von Menschenleben zu retten, die in Gefahr sind. Eine ihrer ersten Maßnahmen als WFP-Chefin wird die Einrichtung einer Innovations-Taskforce sein, die die besten Köpfe aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammenbringen soll, um messbare Schritte zur Bekämpfung des Hungers zu empfehlen.
"Wir brauchen eine noch engere Zusammenarbeit mit unseren Partnern, um diese beispiellose Krise zu überwinden", sagte McCain. "Heute bitten wir neue Freunde - vor allem aus der Privatwirtschaft -, sich uns anzuschließen. Die Welt darf sich nicht von den Hungernden abwenden".
Die neue Exekutivdirektorin tritt ihr Amt zu einer Zeit an, in der die Ressourcen des Welternährungsprogramms nicht ausreichen, um Millionen von Menschen, die unter schwerstem Hunger leiden, Hilfe zu leisten. Kürzlich gab die UN-Organisation bekannt, dass sie aufgrund fehlender Mittel gezwungen war, die lebenswichtige Hilfe für bedürftige Menschen in Afghanistan drastisch zu kürzen. Im März halbierte das WFP die Lebensmittelrationen in dem südasiatischen Land für vier Millionen Menschen.
McCain war seit 2021 als US-Botschafterin bei den drei UN-Organisationen für Ernährung und Landwirtschaft in Rom tätig. Sie ist die Witwe des ehemaligen US-Senators John McCain. Die neue WFP-Chefin löst den ehemaligen Gouverneur von South Carolina, David Beasley, ab, der von 2017 bis zuletzt Exekutivdirektor war.
Das Welternährungsprogramm ist die größte humanitäre Organisation der Welt. Die UN-Organisation, die 2020 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, rettet in Notsituationen Leben und unterstützt Menschen mit Nahrungsmittelhilfe bei der Bewältigung von Konflikten, Katastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels. Das Welternährungsprogramm ist in über 120 Ländern und Gebieten tätig. Für Millionen von Menschen weltweit kann die Hilfe des WFP den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Botschafterin Cindy McCain übernimmt das Ruder beim WFP zu einem kritischen Zeitpunkt für die weltweite Ernährungssicherheit, WFP-Pressemitteilung, 5. April 2023 (in Englisch)
https://www.wfp.org/news/ambassador-cindy-mccain-takes-helm-wfp-critical-moment-global-food-security