Die äthiopische Bundesregierung und die Tigray Peoples' Liberation Front (TPLF) haben nach zehntägigen Friedensgesprächen in Südafrika einen Waffenstillstand für den Konflikt im Norden Äthiopiens angekündigt. Der ehemalige nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo, der die von der Afrikanischen Union geleiteten Gespräche vermittelte, gab die Wendung am Mittwoch in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria bekannt. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, die Kriegsparteien seien übereingekommen, "die Waffen zum Schweigen zu bringen und den seit zwei Jahren andauernden Konflikt in Nordäthiopien zu beenden".
Der Waffenstillstand würde einen zweijährigen Bürgerkrieg beenden, der große Teile Nordäthiopiens verwüstet hat. Der Krieg zwischen der äthiopischen Regierung und der TPLF begann im November 2020, wobei sich beide Seiten gegenseitig beschuldigten, die Gewalt ausgelöst zu haben. Keine der beiden Parteien hat die Zahl von Todesopfern bestätigt, aber Beobachter befürchten, dass dem Konflikt Hunderttausende von Menschen zum Opfer gefallen sind.
"Die beiden Konfliktparteien in Äthiopien haben sich formell auf die Einstellung der Feindseligkeiten sowie auf eine systematische, geordnete, reibungslose und koordinierte Entwaffnung, die Wiederherstellung von Recht und Ordnung, die Wiederherstellung von Versorgungsleistungen, den ungehinderten Zugang zu humanitären Hilfsgütern, den Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere von Frauen, Kindern und anderen gefährdeten Gruppen, und andere Bereiche geeinigt. Das Abkommen sorgt auch für die Gewährleistung der Sicherheit aller Beteiligten innerhalb und außerhalb Äthiopiens", sagte Obasanjo.
Humanitäre Hilfe konnte die Region bisher kaum erreichen, obgleich Millionen von Menschen in Tigray und den angrenzenden Regionen auf Nothilfe angewiesen sind. Im März 2022 wurde ein humanitärer Waffenstillstand vereinbart, der jedoch im August wieder gebrochen wurde. Schon vor der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten benötigten 13 Millionen Menschen in den Regionen Tigray, Amhara und Afar Nahrungsmittel und andere Unterstützung. Die Lieferungen von humanitärer Hilfe nach Tigray sind seit mehr als acht Wochen unterbrochen, und auch die Hilfe für Amhara und Afar wurde beeinträchtigt.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Gemeinsame Erklärung zwischen der Regierung der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien und der Tigray Peoples' Liberation Front (TPLF), 2. November 2022, veröffentlicht vom Südafrikanischen Ministerium für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit (in Englisch)
http://www.dirco.gov.za/docs/2022/ethi1102.pdf
Vollständiger Text: Erklärung von Olusegun Obasanjo, Hoher Repräsentant des AU-Vorsitzenden für das Horn von Afrika, anlässlich der Unterzeichnung der Friedensvereinbarung, 2. November 2022, veröffentlicht vom Südafrikanischen Ministerium für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit (in Englisch)
http://www.dirco.gov.za/docs/speeches/2022/obas1102.htm