Nach den jüngsten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen bewaffneten Gruppen im Verwaltungsgebiet Greater Pibor im Südsudan sind schätzungsweise 30.000 Menschen vertrieben worden. Die humanitäre Gemeinschaft des Landes und die internationale Gemeinschaft fordern eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) erklärte in einer heute veröffentlichten Mitteilung, dass bewaffnete junge Männer aus dem Bundesstaat Jonglei am 24. Dezember Gemeinden in Teilen von Greater Pibor angegriffen haben.
Laut OCHA hat die Gewalt zu Viehdiebstählen, der Zerstörung von Eigentum und der Vertreibung von Tausenden von Menschen geführt. Etwa 5.000 Binnenvertriebene, darunter Frauen und Kinder, sind in der Stadt Pibor angekommen, nachdem sie aus den Konfliktgebieten Gumuruk und Lekuangole geflohen waren.
"Die Menschen haben genug gelitten. Die Zivilbevölkerung - insbesondere die schwächsten Gruppen wie Frauen, Kinder, ältere Menschen und Behinderte - tragen die Hauptlast dieser anhaltenden Krise", erklärte Sara Beysolow Nyanti, Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Südsudan, in einer Stellungnahme.
Nach Angaben von OCHA leisten UN-Organisationen und ihre Partnerorganisationen dringend benötigte Hilfe für die von der jüngsten Gewalt betroffenen Menschen. Der Gewaltausbruch folgt auf eine weitere massive Vertreibung von etwa 50.000 Zivilisten, die Mitte November 2022 durch Kämpfe im Bezirk Fashoda im Bundesstaat Upper Nile ausgelöst wurde.
Bereits am Mittwoch forderte die Mission der Vereinten Nationen im Südsudan (UNMISS) gemeinsam mit internationalen Partnern ein sofortiges Ende der zunehmenden Gewalt in der Region Greater Pibor durch bewaffnete Jugendliche aus dem Bundesstaat Jonglei. Sie riefen die beteiligten Parteien auf, die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen, Zurückhaltung zu üben und die Menschenrechte zu achten.
UNMISS, die Mission der Afrikanischen Union im Südsudan (AUMISS), die Intergovernmental Authority on Development (IGAD), die Europäische Union (EU), die Troika-Länder (Vereinigte Staaten, Großbritannien und Norwegen) und die Kommission, die das von den Kriegsparteien im Südsudan unterzeichnete Friedensabkommen überwacht (Reconstituted Joint Monitoring and Evaluation Commission, R-JMEC), äußerten am Mittwoch in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre tiefe Besorgnis über die "eskalierende Gewalt, den Verlust von Menschenleben und Berichte über den angeblichen Einsatz schwerer Waffen".
UNMISS und die internationalen Partner riefen die südsudanesische Führung dazu auf, dringend einzugreifen, um die Kämpfe zu beenden und die Sicherheit der Zivilbevölkerung sowie den ungehinderten humanitären Zugang zu den von den Kämpfen betroffenen Menschen zu gewährleisten. Sie betonten auch die Notwendigkeit, alle am Konflikt beteiligten Akteure zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen, einschließlich derjenigen, die zur Gewalt anstiften und aufhetzen, sowie derjenigen, die für die Entführung von Frauen und Kindern verantwortlich sind.
UNMISS, AUMISS, IGAD, die Troika, die EU und die R-JMEC forderten nationale Politiker und traditionelle Führer nachdrücklich auf, die Jugend zur sofortigen Beendigung der Gewalt zu bewegen und einen dialogorientierten Ansatz zu verfolgen, der sich auf die Wiederherstellung der Ordnung und die friedliche Lösung der eigentlichen Konfliktursachen konzentriert.
Der Südsudan befindet sich inmitten einer katastrophalen humanitären Krise, die auf einen jahrelangen brutalen Bürgerkrieg zurückzuführen ist. Mit 4,6 Millionen gewaltsam vertriebenen Menschen hat der Südsudan den höchsten Anteil an Vertriebenen in Afrika (40 Prozent). Fast 2,5 Millionen Menschen sind in die Nachbarländer geflohen. Die anhaltende Unsicherheit in der Region Upper Nile zwingt immer noch Tausende von Zivilisten zur Flucht aus ihren Häusern. Der Südsudan ist nach wie vor die gewalttätigste Region weltweit für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, gefolgt von Afghanistan und Syrien.
Aufgrund von bewaffneten Konflikten, örtlich begrenzter Gewalt, dramatischen Überschwemmungen, zunehmender Ernährungsunsicherheit und wirtschaftlicher Destabilisierung ist das Land mit einer großen Hungerkrise konfrontiert. Derzeit leiden rund 6,6 Millionen Menschen - 57 % der südsudanesischen Bevölkerung - unter akuter Ernährungsunsicherheit. Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Jahr 2023 9,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen werden, was einem Anstieg um eine halbe Million Menschen gegenüber 2022 entspricht.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Gewaltsame Zusammenstöße im Südsudan verschärfen die humanitäre Lage, Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Pressemitteilung, veröffentlicht am 29. Dezember 2022 (in Englisch)
https://reliefweb.int/report/south-sudan/violent-clashes-south-sudan-intensify-humanitarian-situation
Vollständiger Text: UNMISS und internationale Partner ernsthaft besorgt über eskalierende Gewalt im Großraum Jonglei, UN-Mission im Südsudan, Pressemitteilung, veröffentlicht am 28. Dezember 2022 (in Englisch)
https://unmiss.unmissions.org/unmiss-and-international-partners-gravely-concerned-about-escalating-violence-greater-jonglei