Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat am Dienstag berichtet, dass ein Erdrutsch, der am Sonntag das Dorf Tarsin in der Region Jebel Marra im Sudan heimgesucht hat, nach Angaben lokaler Quellen bis zu 1.000 Menschenleben gefordert haben soll. Die Tragödie ereignete sich gegen 13 Uhr an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Zentral- und Süd-Darfur, nachdem es in der Region Sharg Aj Jabal tagelang ununterbrochen geregnet hatte.
Die Lage ist weiterhin unübersichtlich. Sporadische Überschwemmungen und schlechte Straßenverhältnisse haben die Internetverbindung unterbrochen, was die Einschätzung der Lage weiter verzögert.
OCHA erklärte, dass aktualisierte Opferzahlen und detaillierte Einschätzungen veröffentlicht werden, sobald die Teams vor Ort besseren Zugang zum betroffenen Gebiet haben. In den kommenden Tagen wird eine organisationsübergreifende Bewertung durchgeführt, um verifizierte Statistiken zu liefern.
Laut lokalen Quellen hat der Erdrutsch schwerwiegende Auswirkungen gehabt. Am dringendsten benötigt werden Such- und Rettungsmaßnahmen, die derzeit von den Anwohnern als Ersthelfer durchgeführt werden. Auch Unterkünfte und medizinische Hilfe werden dringend benötigt.
Humanitäre Organisationen befürchten, dass die laufende Regenzeit weitere Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen könnte, die das Leid der Gemeinden im Sudan, die aufgrund des andauernden Konflikts ohnehin schon sehr gefährdet sind, noch weiter verschlimmern würden.
Jebel Marra, eine der abgelegensten und unzugänglichsten Regionen des Landes, beherbergt Menschen, die durch den anhaltenden Krieg in anderen Teilen des Landes vertrieben wurden, darunter auch Flüchtlinge aus dem Bundesstaat Nord-Darfur. Der Konflikt im Sudan, insbesondere in Darfur, hat Millionen Menschen vertrieben, die nun dringend Hilfe benötigen.
Das Dorf liegt in einer zerklüfteten, schwer erreichbaren Gegend, die bereits während der Regenzeit 2018 durch einen Erdrutsch verwüstet wurde. Starke Regenfälle lösten den Erdrutsch aus und behindern die Rettungs- und Hilfsmaßnahmen. Fahrzeuge können Tarsin nur über schmale Bergstraßen von Nyala nach Deribat-Soni erreichen, und viele Wege sind derzeit nur mit Eseln passierbar.
Erste Zahlen der Sudanesischen Befreiungsbewegung/Armee (SLM/A-AW), die die Region kontrolliert, deuten auf etwa 1.000 Todesopfer hin. Die vor Ort tätigen humanitären Organisationen melden jedoch deutlich niedrigere Zahlen und warnen, dass die tatsächliche Zahl möglicherweise schwer zu überprüfen ist, bis sich die Zugangsbedingungen verbessern.
OCHA koordiniert sich mit internationalen Hilfsorganisationen und lokalen Partnern, um den Bedarf zu ermitteln und Hilfe zu leisten. Luca Renda, der amtierende humanitäre Koordinator im Sudan, sprach sein Beileid aus und bekräftigte, dass die Vereinten Nationen sich rasch mobilisieren, um die betroffene Bevölkerung zu unterstützen.
„Lokalen Quellen zufolge könnten zwischen 300 und 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein“, sagte Renda in einer Stellungnahme.
„Die humanitäre Gemeinschaft steht in Solidarität mit der Bevölkerung des Sudan und wird keine Mühen scheuen, um sicherzustellen, dass die Hilfe die Bedürftigen unverzüglich erreicht.“
Bei einem Treffen zur Koordinierung der humanitären Hilfe am Dienstag wurde das Unglück analysiert und Strategien zur Unterstützung der laufenden Hilfsmaßnahmen skizziert. Die Teilnehmer einigten sich darauf, am Donnerstag eine organisationsübergreifende Bewertung des Gebiets durchzuführen.
Im Rahmen der ersten Hilfsmaßnahmen wird das Bewertungsteam die betroffene Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern versorgen, darunter medizinische und reproduktive Gesundheitsartikel, Lebensmittel, Wasser sowie Hygieneartikel.
Sowohl die sudanesische Regierung als auch die SLM/A-AW haben Erklärungen abgegeben, in denen sie zu sofortiger humanitärer Hilfe aufrufen und die Notwendigkeit eines ungehinderten Zugangs zu der Region betonen. Starke Regenfälle gefährden weiterhin die Rettungsmaßnahmen und die gesamte humanitäre Versorgungskette.
OCHA erklärte, dass es mit allen relevanten Akteuren zusammenarbeitet, um die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten und administrative Hürden zu beseitigen, die die Hilfslieferungen verzögern könnten. Hilfsorganisationen fordern die internationale Gemeinschaft auf, das Dorf Tarsin und die umliegenden Gemeinden schnell mit Ressourcen wie Lebensmitteln, Wasser, Unterkünften und medizinischen Hilfsgütern zu versorgen.
Verschärfung der humanitären Krise in El Fasher
Laut einer ebenfalls heute erschienenen Mitteilung des humanitären Amtes der Vereinten Nationen ist dieses weiterhin ernsthaft besorgt über die sich verschärfende humanitäre Krise in El Fasher, der Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur. In den vergangenen drei Wochen haben die Vereinten Nationen mindestens 130 zivile Todesopfer in der Region dokumentiert, darunter auch summarische Hinrichtungen, wobei die tatsächliche Zahl der Todesopfer wahrscheinlich höher liegt.
El Fasher ist seit mehr als 500 Tagen belagert, wobei Hunderttausende Zivilisten in dem Gebiet gefangen sind. Von humanitärer Hilfe und Schutz abgeschnitten, sind die Zivilisten täglich mit der Kriegswaffe Hunger sowie wahllosen Bombardierungen konfrontiert, die zu Todesfällen, Verletzten und sexueller Gewalt geführt haben.
Berichten zufolge wurden in den letzten Tagen durch anhaltende Bombardierungen weitere Zivilisten getötet und Dutzende verletzt, darunter wiederholte tödliche Übergriffe auf das Flüchtlingslager Abu Shouk, wo eine Hungersnot ausgerufen wurde. Da es keinen sicheren Fluchtweg für diejenigen gibt, die der Gewalt entkommen wollen, sind die Zivilisten weiterhin in der belagerten Stadt gefangen.
Laut OCHA zeigen aktuelle Satellitenbilder, dass die Stadt von mehr als 30 Kilometern Erdwällen umgeben ist, die die Bewegungsfreiheit der Zivilisten weiter einschränken.
Seit April 2023 mussten mehr als 600.000 Menschen aus El Fasher und den umliegenden Vertriebenenlagern fliehen. Da die Lebensmittelvorräte aufgebraucht sind, ernähren sich die Familien nun von Tierfutter und Baumlaub.
Obwohl Hilfsgüter in der Nähe bereitstehen, werden die Bemühungen der humanitären Hilfsorganisationen, diese nach El Fasher zu transportieren, behindert. In den letzten Monaten kam es wiederholt zu Angriffen auf Helfer und humanitäre Einrichtungen in Nord-Darfur.
Am Freitag forderte UN-Generalsekretär António Guterres einen sofortigen Waffenstillstand in und um El Fasher. Er betonte, dass Zivilisten geschützt, ein sicherer Durchgang gewährleistet und humanitärer Zugang ohne Verzögerung ermöglicht werden müsse.
Sudans beispiellose humanitäre Katastrophe
Seit dem 15. April 2023 führen die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und die sudanesischen Streitkräfte (SAF) einen verheerenden Krieg, der eine beispiellose humanitäre Katastrophe verursacht hat. Derzeit benötigen über 30 Millionen Menschen dringend Hilfe, was dies zur größten humanitären Krise der Welt macht.
Dieser Konflikt wird mit schockierender Gewalt und Brutalität gegen Zivilisten geführt, speziell in Darfur. Insbesondere die RSF wird beschuldigt, Massenmorde und Vergewaltigungen als Mittel der Kriegsführung einzusetzen. Beide Parteien werden schwerster Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt.
Tausende Menschen wurden aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit ins Visier genommen, was zu Tod, Verletzungen, Missbrauch und Ausbeutung geführt hat und immer mehr Menschen dazu zwingt, vor der Gewalt zu fliehen. Seit Kriegsbeginn wurden mehr als 12 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Über 4 Millionen dieser Vertriebenen sind in Nachbarländer wie den Tschad, Ägypten, Äthiopien, Libyen, den Südsudan und die Zentralafrikanische Republik geflohen.
Bis heute haben die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisationen nur 25 Prozent der 4,2 Milliarden US-Dollar erhalten, die benötigt werden, um fast 21 Millionen der am stärksten gefährdeten Menschen im Sudan lebensrettende Hilfe zu leisten.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: SUDAN: Erdrutsch in Sharg Aj Jabal, Bundesstaat Süd-Darfur, Flash Update #1, Stand: 2. September 2025, OCHA-Bericht, veröffentlicht am 2. September 2025 (in Englisch)
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