Unter dem Begriff Kollektivstrafe (oder kollektive Bestrafung) versteht man die Verhängung von Strafen, Sanktionen oder Strafmaßnahmen gegen eine Gruppe von Menschen - wie Familien, Gemeinschaften, ethnische Gruppen, Bevölkerungsgruppen oder Nationen - als Ganzes und nicht gegen Einzelpersonen, die für eine bestimmte Straftat verantwortlich sein könnten. Diese Praxis wird als Verstoß gegen die Prinzipien der Gerechtigkeit und der Menschenrechte betrachtet, da die strafrechtliche Verantwortung nur Einzelpersonen zugeschrieben werden kann. Das Konzept der kollektiven Bestrafung besteht darin, eine ganze Gruppe für die Handlungen einer einzelnen Person oder einiger weniger Personen innerhalb dieser Gruppe zur Rechenschaft zu ziehen.
Im Zusammenhang mit dem humanitären Völkerrecht (HVR, IHL) und bewaffneten Konflikten ist die Kollektivbestrafung ausdrücklich verboten. Die Vierte Genfer Konvention von 1949, die sich mit dem Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegszeiten befasst, verbietet ausdrücklich Kollektivstrafen und Repressalien gegen Zivilpersonen. Der Konvention zufolge müssen die Zivilbevölkerung und einzelne Zivilisten mit Menschlichkeit behandelt werden, und jede Form von Kollektivstrafen wird als Verstoß gegen diese Grundsätze betrachtet. Diejenigen, die sich in bewaffneten Konflikten an solchen Praktiken beteiligen, können wegen Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.
Das Verbot von Kollektivstrafen findet sich auch in anderen Menschenrechtsinstrumenten wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte. Diese Rechtsdokumente betonen die Bedeutung der individuellen Verantwortung und eines ordnungsgemäßen Verfahrens und lehnen die Bestrafung ganzer Gemeinschaften oder Bevölkerungsgruppen für die Taten einiger weniger ab.
Beispiele für kollektive Bestrafung sind Ausgangssperren, Bewegungseinschränkungen, die Unterbrechung wesentlicher Versorgungsleistungen oder der Zugang zu humanitärer Hilfe für eine ganze Gemeinschaft als Reaktion auf die Handlungen einiger weniger Personen. Solche Maßnahmen können schwerwiegende humanitäre Folgen haben und unschuldige Zivilisten treffen, die an den mutmaßlichen Straftaten nicht beteiligt waren. Nach dem humanitären Völkerrecht gilt die kollektive Bestrafung als Verstoß gegen die Gesetze und Gebräuche des Krieges und kann als Kriegsverbrechen eingestuft werden.