Mindestens 80 Flüchtlinge und Migranten sind in den vergangenen Tagen bei mehreren Unglücken vor der Küste Nordafrikas im Mittelmeer Berichten zufolge ums Leben gekommen. Zwei Boote, die aus Tunesien und Libyen gestartet waren, gerieten in Schwierigkeiten, was zu verheerenden Verlusten an Menschenleben führte. Diese Tragödien unterstreichen die anhaltenden Gefahren, denen Menschen ausgesetzt sind, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Unterdessen gelang es der tunesischen Küstenwache, 100 Menschen aus einem dritten Boot zu retten.
Bei einem Vorfall kenterte am Mittwoch ein Boot mit 70 Menschen an Bord kurz nach dem Auslaufen aus dem tunesischen Dorf Salakta südlich von Mahdia. Ein in der Nähe befindliches Fischerboot alarmierte die Behörden, und die tunesische Küstenwache rettete 30 Überlebende, hauptsächlich aus Kamerun, der Elfenbeinküste und Guinea. Die Überlebenden erhielten medizinische Hilfe.
Die übrigen 40 Passagiere sollen ums Leben gekommen sein. Unter den mutmaßlichen Todesopfern befinden sich Berichten zufolge 9 Frauen, 19 Männer und 12 Kinder unter fünf Jahren.
Ein weiteres Boot mit 72 Menschen an Bord lief am Mittwoch von Zouara im Westen Libyens aus und sank vor der Küste Tunesiens. Überlebende berichteten, dass 40 Menschen ums Leben gekommen seien. Die geretteten Personen, darunter Flüchtlinge und Migranten aus dem Jemen, Bangladesch, Ghana, Pakistan, Sierra Leone, Gambia und Guinea, wurden medizinisch versorgt.
Ein drittes Boot mit 100 Menschen an Bord, das ebenfalls aus Zouara kam, wurde dagegen von der tunesischen Küstenwache aufgegriffen. Nach drei Tagen auf See konnten die Passagiere aus Syrien, Irak, Ägypten, Pakistan und Bangladesch lebend in Sfax von Bord gehen.
Am Freitag erklärte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), es sei „entsetzt und zutiefst betrübt über den vermeidbaren und tragischen Verlust von Menschenleben auf See“.
„Wir sprechen den Familien und Freunden der Verstorbenen unser aufrichtiges Beileid aus und danken den Behörden, die Leben gerettet haben“, sagte UNHCR-Sprecher Matthew Saltmarsh in einer Stellungnahme.
Das UNHCR hat wiederholt zu verstärkten internationalen Anstrengungen aufgerufen, um die Such- und Rettungskapazitäten zu verbessern und sichere und legale Wege für Menschen zu schaffen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen. Das Flüchtlingshilfswerk hat betont, wie wichtig solche Wege für Flüchtlinge sind, um Schutz zu erhalten und die Gefahren durch „skrupellose Menschenhändler und Schleuser“ zu vermeiden.
„Wir sind zutiefst besorgt über die hohe Zahl von Menschen, die immer noch auf See ums Leben kommen. In diesem Jahr sind bereits über 1.600 Menschen auf den Routen über das Mittelmeer und Westafrika ums Leben gekommen oder werden vermisst, nach 3.530 im letzten Jahr“, erklärte Saltmarsh.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden allein in diesem Jahr fast 1.000 Todesfälle und Vermisstenfälle im zentralen Mittelmeerraum registriert. Damit beläuft sich die Gesamtzahl der Todesopfer auf dieser Route seit 2014 auf über 25.500, von insgesamt mehr als 32.800 dokumentierten Todesopfern im Mittelmeerraum.
Die zentrale Mittelmeerroute gilt als eine der gefährlichsten Routen weltweit für gemischte Flüchtlings- und Migrantenströme. Die in dieser Woche dokumentierten Tragödien sind zwei der tödlichsten bekannt gewordenen Unglücke auf See entlang der nordafrikanischen Küste in diesem Jahr.
Das UNHCR arbeitet mit den nationalen Behörden zusammen, um einen "routenbasierten Ansatz" zu fördern, der darauf abzielt, den Schutz und die Lösungen entlang der wichtigsten Routen zu verbessern. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Leben zu retten, Menschen zu schützen, Schädigungen zu verringern, Alternativen zu gefährlichen Reisen zu schaffen und Staaten bei der Bewältigung gemischter Wanderungsbewegungen zu unterstützen.
Gemischte Bevölkerungsbewegungen zeichnen sich durch die Komplexität der menschlichen Mobilität aus, bei der Menschen mit unterschiedlichen Beweggründen – wie Migranten, Flüchtlinge, Asylsuchende und Opfer von Menschenhandel – dieselben Routen nutzen oder ähnliche Vorgehensweisen einsetzen.
Der Begriff, der manchmal auch als "gemischte Migration" bezeichnet wird, unterstreicht die Vielschichtigkeit menschlicher Wanderungsbewegungen und die Notwendigkeit, die verschiedenen Gründe zu verstehen und anzugehen, aus denen Menschen von einem Land in ein anderes ziehen.
Im Jahr 2024 wurden weltweit mehr als 9.000 Todesfälle und Vermisste auf solchen "gemischten Migrationsrouten" dokumentiert, was das vergangene Jahr zum tödlichsten seit Beginn der Aufzeichnungen macht. Die tatsächliche Zahl der Todesfälle und Vermissten dürfte jedoch viel höher sein, da viele aufgrund fehlender offizieller Quellen nicht dokumentiert wurden.
In Wirklichkeit ist das Ausmaß des Problems jedoch noch weitaus größer. So riskieren beispielsweise jedes Jahr Tausende von Flüchtlingen und Migranten ihr Leben auf gefährlichen Landwegen quer durch den afrikanischen Kontinent. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Todesfälle von Flüchtlingen und Migranten allein in der Sahara doppelt so hoch ist wie die Zahl der Todesfälle auf See.