Laut der internationalen Nichtregierungsorganisation (NGO) Aktion gegen den Hunger (Action Against Hunger) werden nur 47 Prozent des Finanzierungsbedarfs für Hunger durch das humanitäre System der Vereinten Nationen gedeckt, so dass eine Finanzierungslücke von 53 Prozent besteht. Der am Mittwoch veröffentlichte Bericht über die Finanzierungslücke im Jahr 2023 stellt außerdem fest, dass Länder, die die schlimmsten Hungerkrisen durchleben, weniger Mittel erhalten als Länder mit geringeren Hungerraten.
Während die Mittel für humanitäre Hilfe im Jahr 2022 insgesamt leicht angestiegen sind, wurde die Unterstützung angesichts des wachsenden Bedarfs noch spärlicher verteilt, heißt es in dem Bericht. Zwar erhöhten einige Geber im Jahr 2022 ihre Zuwendungen, doch die Zahl der Menschen, die von einer Hungerkrise betroffen waren, stieg weitaus schneller als die Mittel.
Im Jahr 2022 wurden nur 3 Prozent des Bedarfs an Hungerprogrammen vollständig finanziert, und die Mehrheit (65 Prozent) der Appelle wurde nicht einmal zur Hälfte erfüllt. Im Jahr 2021 wurden 7 Prozent der Hungerprogramme vollständig finanziert und 57 Prozent der Aufrufe wurden nicht einmal zur Hälfte erfüllt. Im Jahr 2022 wurden keine ernährungsbezogenen Aufrufe vollständig finanziert, gegenüber 15 Prozent im Jahr 2021.
Der Bericht "Action Against Hunger 2023 Hunger Funding Gap" wurde kurz vor dem einjährigen Jahrestag des Krieges in der Ukraine veröffentlicht, der die Kosten für Lebensmittel, Dünger und Energie in die Höhe getrieben hat. Schätzungen zufolge ist einer von drei Haushalten in der Ukraine von Ernährungsunsicherheit betroffen, und der Krieg hat auch weitreichende Auswirkungen hinterlassen. Etwa 828 Millionen Menschen - jeder Zehnte weltweit - sind unterernährt, und bis zu 50 Millionen Menschen in 45 Ländern stehen am Rande einer Hungersnot.
Für den Bericht hat Aktion gegen den Hunger 13 Länder ermittelt, die im Jahr 2021 ein "krisenhaftes" oder noch schlimmeres Ausmaß an Hunger erlebten, und analysiert, wie viele Mittel diese Länder anschließend sowohl für laufende als auch für Notfallprogramme zur Bekämpfung des Hungers im Jahr 2022 erhielten. Die 13 Länder sind: Äthiopien, Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Guatemala, Haiti, Honduras, Kenia, Madagaskar, Mosambik, Pakistan, Somalia, Sudan und die Zentralafrikanische Republik.
Die Analyse stützt sich auf Daten zur Ernährungsunsicherheit aus dem Jahr 2021, um zu zeigen, welche Finanzierungsentscheidungen getroffen werden, wenn die Geber erfahren, wo der Hunger am größten ist. Mit diesem Ansatz wird die Möglichkeit berücksichtigt, dass die Hungersnöte in Ländern, die mehr Mittel erhalten, geringer sind. Der Bericht ist das Ergebnis einer Analyse der Finanzierungsdaten des Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) sowie des Integrated Food Security Phase Classification (IPC) Population Tracking Tool durch Aktion gegen den Hunger.
Aktion gegen den Hunger ist eine globale humanitäre NGO, die sich für die Beendigung des Hungers in der Welt einsetzt. Ihr Hauptziel ist es, entschlossen gegen die Ursachen und Auswirkungen des Hungers vorzugehen. Die 1979 von einer Gruppe französischer Ärzte, Wissenschaftler und Schriftsteller unter dem Namen "Action Contre La Faim" gegründete Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, unterernährte Kinder vor dem Hungertod zu bewahren, den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen und nachhaltige Lösungen für den Hunger zu schaffen. Die NGO ist derzeit in 50 Ländern tätig.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: 2023 Hunger Funding Gap Report, Aktion gegen den Hunger, veröffentlicht am 22. Februar 2023 (in Englisch)
https://www.actionagainsthunger.org/app/uploads/2023/02/02.22.23_Hunger-Funding-Gap-Report-Winter-2023.pdf