Internationale Geber sind heute in Genf zusammengekommen, um die Finanzierung der humanitären Maßnahmen im Jemen voranzutreiben. Gastgeber der hochrangigen Veranstaltung waren der UN-Generalsekretär sowie die Regierungen Schwedens und der Schweiz. Trotz eines sechsmonatigen Waffenstillstands im Jahr 2022 ist das Leid der Bevölkerung im Land nach wie vor groß, vor allem wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage und des Zusammenbruchs der Grundversorgung.
Nach Jahren des Krieges ist Jemen nach wie vor eine der schwersten humanitären Krisen der Welt. 21,6 Millionen Menschen - zwei Drittel der Bevölkerung des Landes - werden im Jahr 2023 humanitäre Hilfe und Schutz benötigen. Unter ihnen befinden sich 12,9 Millionen Kinder. Fast 6 Millionen Menschen mussten seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2015 aus ihren Häusern fliehen. 4,3 Millionen Menschen sind Binnenflüchtlinge im Jemen, darunter schätzungsweise 2 Millionen Kinder.
Obwohl ein von den Vereinten Nationen vermittelter sechsmonatiger Waffenstillstand zwischen dem 2. April und dem 2. Oktober letzten Jahres der Zivilbevölkerung etwas Erleichterung verschaffte, hält das weit verbreitete Leid an, vor allem wegen der sich verschlechternden Wirtschaft des Landes und der zusammenbrechenden Grundversorgung. Der Jemen steht auch an vorderster Front der globalen Klimakrise, da wiederkehrende Naturkatastrophen wie schwere Dürren und Überschwemmungen das Leben, die Sicherheit und das Wohlergehen der Menschen bedrohen.
"Wir haben das vergangene Jahr mit einem gewissen Maß an Hoffnung für die Zukunft des Jemen beendet", sagte UN-Generalsekretär António Guterres. "Nach Jahren des Todes, der Vertreibung, der Zerstörung, des Hungers und des Leids hat der Waffenstillstand für die Menschen einen echten Gewinn gebracht."
Die Hilfsorganisationen benötigen in diesem Jahr 4,3 Milliarden US-Dollar (4,05 Milliarden Euro), um 17,3 Millionen Menschen im ganzen Land zu unterstützen. Ohne eine nachhaltige Unterstützung der Hilfsmaßnahmen im Jemen steht das Leben von Millionen von Jemeniten auf dem Spiel, und die Bemühungen, den Konflikt ein für alle Mal zu beenden, werden noch schwieriger.
"Die Menschen im Jemen verdienen unsere Unterstützung. Aber noch mehr als das verdienen sie einen glaubwürdigen Ausweg aus dem Dauerkonflikt und eine Chance zum Wiederaufbau ihrer Gemeinden und ihres Landes. Humanitäre Hilfe ist eine Notlösung. Sie rettet Leben, aber sie kann den Konflikt selbst nicht lösen", so Guterres.
Im Jahr 2022 stellten die internationalen Geber mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar zur Verfügung und ermöglichten es den Hilfsorganisationen, jeden Monat fast 11 Millionen Menschen im ganzen Land mit lebensrettender Hilfe zu versorgen, darunter Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Unterkünfte, Schutz und Bildung. Mehr als 200 humanitäre Organisationen haben in allen 333 Bezirken des Jemen Hilfe geleistet.
Martin Griffiths, der Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator, sprach ebenfalls auf der hochrangigen Geberkonferenz für den Jemen und wies auf die "kleinen Lichtblicke" hin. Griffiths betonte, dass der im vergangenen April unterzeichnete Waffenstillstand zu einem Rückgang der Zahl der zivilen Opfer und der Vertreibungen geführt habe, und er rief dazu auf, den Waffenstillstand zu verlängern und auszuweiten.
Auch die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, sei leicht gesunken, wobei einige der schlimmsten Nöte zurückgegangen seien. Dies zeige auf sehr positive und konstruktive Weise, dass im Jemen, wie auch in anderen chronischen Krisen auf der ganzen Welt, Fortschritte möglich seien, so Griffiths.
Gegen Ende des Jahres 2022 deuteten neue Daten auf eine leichte Verbesserung der Prognosen für die Ernährungssicherheit hin, da die Zahl der Menschen, die von einer Hungersnot betroffen sind, von 161.000 auf Null sank. Diese Fortschritte sind jedoch nach wie vor äußerst fragil und könnten sich schnell umkehren, wenn die Hilfsorganisationen aufgrund von Finanzierungslücken gezwungen sind, ihre Programme zu reduzieren oder auszusetzen.
Die Geberkonferenz endete heute mit einer Gesamtzusage von 1,2 Mrd. US-Dollar von rund 30 Gebern; damit sind erst rund 28 Prozent der erforderlichen 4,3 Mrd. US-Dollar aufgebracht. Im Jahr 2022 hatten die Vereinten Nationen zu 4,27 Milliarden US-Dollar für die Jemen-Krise aufgerufen. Bis Ende des Jahres waren nur 2,28 Milliarden US-Dollar von den Gebern eingegangen (Deckungsgrad 53 Prozent).