Vor dem Hintergrund, dass das derzeitige Waffenstillstandsabkommen zwischen den Kriegsparteien im Jemen am 2. Oktober 2022 ausläuft, forderten heute mehr als 40 nationale und internationale humanitäre Organisationen alle Konfliktparteien auf, die Waffenruhe zu verlängern und auszuweiten. Sie erinnerten die Parteien auch daran, dass die Zukunft der Menschen im Jemen in ihren Händen liegt.
"Als Organisationen, die im Jemen tätig sind, anerkennen und begrüßen wir die wichtigen Schritte, die alle Konfliktparteien unternommen haben, um den Waffenstillstand aufrechtzuerhalten. Gemeinsam haben Sie die längste Phase der Ruhe seit mehr als sieben Jahren ermöglicht und den Menschen im Jemen Erleichterung und Hoffnung gebracht. In den vergangenen sechs Monaten ist die Zahl der Opfer um 60 Prozent zurückgegangen", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) weisen darauf hin, dass zwar bereits wichtige Fortschritte erzielt wurden, aber noch mehr Zeit benötigt wird, um sicherzustellen, dass die Jemeniten mit dem Wiederaufbau beginnen und ihr Leben wieder in den Griff bekommen können. Nach mehr als sieben Jahren des Konflikts sind 23,4 Millionen Menschen im Jemen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Ein längerer Waffenstillstand wäre der erste Schritt zur Schaffung eines dauerhaften Friedens, der es den Menschen ermöglichen würde, über die Nahrungsmittelhilfe hinauszugehen und ihre Selbstständigkeit zu stärken.
Die humanitären Organisationen betonen, dass die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung während des Waffenstillstands zwar zurückgegangen ist, die Zahl der Verletzungen und Todesfälle durch Landminen und nicht explodierte Sprengkörper jedoch weiter steigt. Eine längere Friedensperiode würde den humanitären Minenräumern die nötige Zeit geben, um wichtige Minenräumgeräte zu importieren, Personal auszubilden und die Räumung durchzuführen, um die Zivilbevölkerung zu schützen, den Landwirten zu ermöglichen, ihr Land wieder zu nutzen und sicherzustellen, dass Kinder ohne Lebensgefahr zur Schule gehen können.
Die NGOs hoffen, dass eine Ausweitung des Waffenstillstands im Jemen der erste Schritt wäre, um auf den Erfolgen der letzten sechs Monate aufzubauen und die Stabilität zu schaffen, die für die Durchführung längerfristiger Hilfsmaßnahmen erforderlich ist. Sie warnen davor, dass ein Wiederaufflammen des Konflikts nicht nur die bereits erzielten Erfolge zunichte machen, sondern auch die künftige Entwicklung des Jemen gefährden würde.
Der seit mehr als sieben Jahren andauernde bewaffnete Konflikt im Jemen hat Zehntausende von Opfern unter der Zivilbevölkerung gefordert und Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen, was den Jemen zu einer der größten humanitären Krisen der Welt gemacht hat, für viele sogar zur schlimmsten humanitären Krise der Welt. Im März 2022 kündigte eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition an, alle Feindseligkeiten im Jemen einzustellen, um politische Gespräche und Friedensbemühungen zu erleichtern. Die Friedensbemühungen gewannen im April 2022 an Schwung, als Houthi Rebellen und die Koalitionstruppen einen zweimonatigen Waffenstillstand vereinbarten, den ersten landesweiten Waffenstillstand seit Jahren. Im Juni 2002 stimmten die Konfliktparteien im Jemen einem Vorschlag der Vereinten Nationen zu, die Waffenruhe um weitere zwei Monate zu verlängern. In letzter Minute verlängerten die Kriegsparteien Anfang August den Waffenstillstand erneut um zwei Monate (bis zum 2. Oktober).
Die unterzeichnenden Organisationen sind:
Al Tathamon Foundation for Development, Abna Saada Association for Development Social & Charity, ACTED, Action Contre la Faim (ACF), Action For Humanity International, ADRA, Alamal Women's Sociocultural Foundation (AWSF), All Girls Foundation, CARE, Civilians In Conflict ( CIVIC), Diakonie Katastrophenhilfe, Dänischer Flüchtlingsrat, Friedrich Ebert Stiftung (FES), Field Medical Foundation, Generationen ohne Qat, HALO, Handicap International - Humanity and Inclusion, International Medical Corps, INTERSOS, International Rescue Committee (IRC), Islamic Relief Worldwide, Life Makers Meeting Place Organisation, Light Foundation for Development, Mercy Corps, MSI Jemen, Norwegian People's Aid, Norwegian Refugee Council, Oxfam, Polish Humanitarian Action (PAH), PU-AMI (Premiére Urgence - Aide Médicale Internationale), Qudrah Organization for Sustainable Development, Rawahel Foundation for Development, Relief International, Rescue Foundation for Development, Samaritan's Purse, Save the Children, She4Society Intiative, Tamdeen Youth Foundation, Vision Hope International, War Child UK, Yemen Center for Human Rights Studies, Yemen Family Care Association, ZOA
Weitere Informationen
Vollständiger Text: 44 nationale und internationale NGOs fordern Erneuerung und Ausweitung des Waffenstillstands im Jemen, gemeinsame Erklärung, veröffentlicht am 29. September 2022 (in Englisch)
https://www.nrc.no/globalassets/pdf/statements/jointtrucestatement_290922_en.pdf