Der Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator, Martin Griffiths, hat 125 Millionen US-Dollar aus dem Zentralen Nothilfefonds (CERF) der Vereinten Nationen freigegeben, um unterfinanzierte humanitäre Maßnahmen in vierzehn Ländern in Afrika, Asien, Nord- und Südamerika und im Nahen Osten zu unterstützen. Afghanistan und Jemen stehen mit jeweils 20 Millionen US-Dollar an der Spitze der Empfängerliste.
Die Ankündigung vom Dienstag kommt zu einer Zeit, in der weltweit der Bedarf an humanitärer Hilfe sprunghaft ansteigt. Im Juni ist die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr humanitäre Hilfe benötigen, auf schwindelerregende 362 Millionen angestiegen. Das bedeutet, dass inzwischen 1 von 22 Menschen weltweit auf Nothilfe angewiesen ist.
Nach Angaben des UN-Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wird die Mittelzuweisung aus dem Zentralen Nothilfefonds einen zusätzlichen Schwerpunkt darauf legen, die Bemühungen um eine bessere Einbeziehung der betroffenen Menschen in die humanitäre Entscheidungsfindung voranzutreiben. Darüber hinaus werden die Mittel für humanitäre Krisen auf der ganzen Welt eingesetzt, die nicht ausreichend finanziert sind.
Mit der CERF-Zuweisung erhöht sich die Gesamtunterstützung des Nothilfefonds für unterfinanzierte Notsituationen in diesem Jahr auf mehr als 270 Millionen US-Dollar. Laut OCHA ist dies der höchste Betrag, der jemals bereitgestellt wurde. Darin spiegeln sich der steigende Bedarf an humanitärer Hilfe und die Tatsache wider, dass die reguläre Finanzierung durch die Geber nicht Schritt halten kann.
"Es ist eine grausame Realität, dass die Hilfsorganisationen bei vielen humanitären Einsätzen mit sehr wenig Geld zurechtkommen müssen, und das in einer Zeit, in der die Nöte der Menschen sie zwingen, die Mittel aufzustocken", sagte der Leiter der humanitären Hilfe der Vereinten Nationen Martin Griffiths am Dienstag.
"Dank der Großzügigkeit einer Vielzahl von Gebern können wir auf den CERF zählen, um einige der Lücken zu schließen. Dadurch werden Menschenleben gerettet. Aber wir brauchen auch individuelle Spender, die sich engagieren - dies ist ein Fonds von allen und für alle."
Im Jahr 2023 werden weltweit mehr als 55 Milliarden US-Dollar benötigt, um 250 Millionen Menschen zu unterstützen, die von Konflikten, Vertreibung, den Auswirkungen der Klimakrise, Naturkatastrophen, Krankheitsausbrüchen und anderen Krisen betroffen sind. In Anbetracht dieses Rekordbedarfs wurden bisher weniger als 30 Prozent der erforderlichen Mittel bereitgestellt.
Die jüngste CERF-Zuweisung wird zur Aufstockung der humanitären Hilfe in einigen der am längsten andauernden und am meisten vernachlässigten Krisen der Welt beitragen: Afghanistan und Jemen (jeweils 20 Millionen US-Dollar), Burkina Faso (9 Millionen US-Dollar), Mali (8 Millionen US-Dollar), Myanmar (9 Millionen US-Dollar) und Haiti (8 Millionen US-Dollar). Mit den Mitteln werden auch Flüchtlingsoperationen in Bangladesch (8 Mio. US-Dollar) und Uganda (6 Mio. US-Dollar) unterstützt.
Darüber hinaus werden Mittel für Venezuela (8 Millionen US-Dollar), die Zentralafrikanische Republik (6,5 Millionen US-Dollar), Mosambik (6,5 Millionen US-Dollar), Kamerun (6 Millionen US-Dollar), die besetzten palästinensischen Gebiete (6 Millionen US-Dollar) und Malawi (4 Millionen US-Dollar) zur Verfügung gestellt.
Nach Angaben von Jens Laerke, Sprecher des OCHA, sind die humanitären Aktionspläne für diese Länder derzeit zu 18 Prozent (Venezuela) bis 36 Prozent (Zentralafrikanische Republik) finanziert.
Die Freigabe der Mittel erfolgte, während am Dienstag das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) bekannt gab, dass es gezwungen sei, im September weitere 2 Millionen hungernde Menschen in Afghanistan von der Nahrungsmittelhilfe auszuschließen, wodurch sich die Zahl der von der Unterstützung ausgeschlossenen Menschen auf 10 Millionen erhöhte.
Die Zuweisung von 20 Millionen US-Dollar durch den CERF für Afghanistan liegt jedoch weit hinter dem Bedarf zurück. In den nächsten sechs Monaten benötigt die UN-Organisation 1 Milliarde US-Dollar, um lebensrettende Nahrungsmittel- und Ernährungshilfe sowie Unterstützung zur Sicherung des Lebensunterhalts für voraussichtlich 21 Millionen Menschen zu leisten.
Das WFP, der größte Empfänger von Mitteln aus humanitären Appellen, befindet sich inmitten einer lähmenden Finanzierungskrise, die die Organisation dazu zwingt, die lebensrettende Hilfe zu einer Zeit zu reduzieren, in der der akute Hunger weltweit ein Rekordniveau erreicht hat.
Wie die meisten UN-Hilfsorganisationen leidet auch das WFP unter einem ernsthaften Geldmangel für seine Aktivitäten. Seit März hat die UN-Nahrungsmittelhilfe daher die Hilfe für Millionen von Menschen gekürzt und die Nothilfe für weitere Millionen Menschen weltweit ausgesetzt.
Zu den Ländern und Situationen, die am stärksten von diesen Einschnitten betroffen sind, gehören Bangladesch (Rohingya-Flüchtlinge), Somalia, Syrien, Afghanistan, Haiti, die besetzten palästinensischen Gebiete, Nigeria und Jemen. Aber auch für kongolesische Flüchtlinge in Burundi oder für Flüchtlinge im Tschad haben diese anhaltenden Finanzierungsengpässe zu reduzierten Rationen geführt.
Die UN-Organisation teilte am Dienstag mit, dass fast die Hälfte ihrer Ländereinsätze den Umfang und die Reichweite von Nahrungsmittel-, Bargeld- und Ernährungshilfeprogrammen bereits gekürzt haben oder dies in Kürze planen. Da der Bedarf weltweit sprunghaft ansteigt, fordert das WFP die Regierungen der Geberländer dringend auf, der Finanzierung humanitärer Maßnahmen Vorrang einzuräumen.
Der Zentrale Nothilfefonds, der 2005 von der UN-Generalversammlung eingerichtet wurde, ist eines der wirksamsten Finanzierungsinstrumente zur Unterstützung von Menschen, die von Notsituationen betroffen sind. Der vom OCHA verwaltete Fonds ermöglicht rasche und lebensrettende humanitäre Maßnahmen der UN-Organisationen und anderer Hilfsorganisationen, um die Krisenreaktion überall dort in Gang zu setzen oder zu verstärken, wo sie erforderlich ist.
Der CERF hat ein jährliches Finanzierungsziel von 1 Milliarde US-Dollar. Die Finanzierungsentscheidungen für unterfinanzierte Notsituationen beruhen auf einer detaillierten Analyse von mehr als 90 humanitären Indikatoren und einer umfassenden Konsultation der Beteiligten. Der Zentrale Nothilfefonds wird hauptsächlich von den UN-Mitgliedstaaten finanziert. Der CERF nimmt aber auch Spenden von Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen entgegen.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Poorly funded humanitarian crises to receive US$125 million from UN emergency fund, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Pressemitteilung, veröffentlicht am 5. September 2023
https://reliefweb.int/report/world/poorly-funded-humanitarian-crises-receive-us125-million-un-emergency-fund
Website: Zentraler Nothilfefonds der Vereinten Nationen (CERF)
https://cerf.un.org/
Spenden Sie jetzt an den Zentralen Nothilfefonds
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https://crisisrelief.un.org/t/cerf
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