Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) berichtet, dass in den vergangenen Wochen über 25.000 Menschen in Mosambik vertrieben wurden. Sie gesellen sich zu fast 1,3 Millionen Mosambikanern, die von Vertreibungen aufgrund bewaffneter Konflikte, tropischer Wirbelstürme und Dürre betroffen sind. Angesichts der knappen Finanzmittel schlägt das Hilfswerk Alarm und warnt, dass seine Fähigkeit, Menschen in Not zu schützen und zu versorgen, an ihre Grenzen stößt.
Die Provinz Cabo Delgado im Norden des Landes, die über bedeutende Gasvorkommen und andere wertvolle natürliche Ressourcen wie Edelsteine und Mineralien verfügt, ist nicht nur Standort multinationaler Unternehmen, sondern auch Epizentrum eines andauernden bewaffneten Konflikts, der zu einer Zunahme der Binnenvertreibungen führt.
„Angriffe nichtstaatlicher bewaffneter Gruppen auf Zivilisten und Infrastruktur halten an, zwingen Menschen zur Flucht und behindern Bemühungen um Lösungen und Entwicklung“, sagte Xavier Creach, UNHCR-Vertreter in Mosambik, am Freitag vor Journalisten in Genf.
„Tausende haben ihr Zuhause verloren, viele zum zweiten oder dritten Mal, und suchen Schutz in bereits überlasteten Gemeinden.“
Creach fügte hinzu, dass die erneute Verschärfung des Konflikts auch Gebiete betrifft, die zuvor als relativ stabil galten, und dass die Feindseligkeiten nun auf neue Provinzen übergreifen.
„Ancuabe und Montepuez gehören mit 14.929 bzw. 5.370 neu Vertriebenen zu den am stärksten betroffenen Gebieten, Stand April. In der Provinz Niassa, wo die Vertreibungen bisher begrenzt geblieben waren, mussten seit dem 19. März mehr als 2.000 Menschen fliehen“, sagte er.
Diese Entwicklungen ereignen sich zu einer Zeit, in der die humanitären Hilfsmaßnahmen in Mosambik extrem unter Druck stehen.
„Überall sehen sich die Organisationen mit schrumpfenden Budgets konfrontiert, während der Bedarf weiter steigt. Das Ergebnis ist eine gefährliche Gleichung: weniger Mittel und mehr Menschen in Not“, sagte der UNHCR-Vertreter.
Er warnte, dass die Hilfsorganisationen aufgrund des akuten Mangels an Finanzmitteln nur sehr begrenzt reagieren können. Der Bedarf an Schutz für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt, psychologischen Betreuung und Zugang zu amtlichen Dokumenten übersteigt die verfügbaren Ressourcen bei weitem.
Das UNHCR äußerte sich besonders besorgt über die Auswirkungen der Mittelkürzungen auf die Flüchtlingshilfe. Bislang hat das Flüchtlingshilfswerk in diesem Jahr nur 32 Prozent der benötigten 42,7 Millionen US-Dollar erhalten.
Mosambik beherbergt etwa 25.000 Flüchtlinge und Asylsuchende, vor allem aus der Demokratischen Republik Kongo, zusätzlich zu etwa 700.000 Binnenvertriebenen und über 600.000 Menschen, die inzwischen in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrt sind.
Creach nannte als Beispiel die Flüchtlingssiedlung Maratane in der Provinz Nampula, wo das UNHCR aufgrund fehlender Mittel möglicherweise die Bereitstellung grundlegenderDienste wie Gesundheitsversorgung und Bildung einstellen muss.
Mosambik hat mit einer vielschichtigen Krise zu kämpfen, die bewaffnete Konflikte und Vertreibungen, wiederkehrende extreme Wetterereignisse im Zusammenhang mit der Klimakrise und politische Unruhen nach monatelangen Protesten im Anschluss an die Wahlen umfasst.
Im März traf der Zyklon Jude auf die Provinz Nampula und war damit der dritte schwere Zyklon, der das Land innerhalb von drei Monaten heimgesucht hat. Die tropischen Stürme haben Gebiete verwüstet, in denen Familien vor bewaffneten Konflikten Zuflucht gesucht hatten, und die ohnehin schon prekäre humanitäre Lage weiter verschärft.
Zuvor, Ende 2024, hatten Unruhen einige Mosambikaner dazu veranlasst, in das benachbarte Malawi zu fliehen. Die meisten sind inzwischen freiwillig zurückgekehrt, doch dies erinnert auf schmerzhafte Weise daran, wie fragil die politische Lage des Landes geworden ist.
„Die Regierung und die Bevölkerung Mosambiks haben sich trotz ihrer Armut als eines der ärmsten Länder der Welt stets für die Aufnahme und Unterstützung von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen engagiert“, sagte Creach.
„Auch die Gemeinden im ganzen Land haben große Solidarität gezeigt. Aber es ist weder fair noch realistisch, von Mosambik zu erwarten, dass es diese Last allein trägt.“
Er fügte hinzu, dass die bestehende Notlage eine „stille wirtschaftliche Krise“ weiter anheize. Die ohnehin schon hohen Lebensmittelpreise seien in den letzten Monaten um 10 bis 20 Prozent gestiegen, während die Einkommen der Bevölkerung weiter zurückgingen.
"Es braut sich ein perfekter Sturm zusammen. Wenn wir jetzt wegschauen, wird das Land mit einer noch viel größeren humanitären Notlage konfrontiert sein. Die Krise ist bereits im Gange. Wir haben die Wahl. Wir können handeln, um zu verhindern, zu unterstützen und zu schützen. Oder wir können untätig bleiben", sagte er.
Derzeit benötigen 5,2 Millionen Menschen im Land humanitäre Unterstützung, doch der Humanitäre Bedarfs- und Reaktionsplan für Mosambik 2025 ist nur zu etwa 15 Prozent der erforderlichen 352 Millionen US-Dollar finanziert, sodass erhebliche Fehlbeträge bestehen.
Die Finanzmittel für den Soforthilfeaufruf für die tropischen Wirbelstürme in Mosambik 2025 und den Soforthilfeaufruf für die Dürre in Mosambik 2025 sind sogar noch geringer.