Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) haben am Montag gemeinsam mit der Regierung von Bangladesch ihren Gemeinsamen Reaktionsplan (Joint Response Plan,JRP) für eine Million Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch vorgestellt. Der Plan sieht vor, dass die internationale Gemeinschaft 934,5 Millionen US-Dollar bereitstellt, um Schutz, Unterkünfte und die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge in Lagern zu finanzieren und Möglichkeiten zur Selbstversorgung zu unterstützen.
Die humanitäre Krise der Rohingya, die sich nun bereits im achten Jahr befindet, ist weitgehend aus dem internationalen Rampenlicht verschwunden, aber die Not ist nach wie vor groß. In Bangladesch leben immer noch mehr als eine Million Rohingya-Flüchtlinge in Lagern in der Region Cox's Bazar, in einem Küstengebiet am Golf von Bengalen, das extrem anfällig für Wirbelstürme, Überschwemmungen, Erdrutsche, Brände und die Auswirkungen des Klimawandels ist.
Angesichts der zunehmenden Unsicherheit in Myanmar und der anhaltenden Vertreibungen riefen die beiden UN-Organisationen und ihre humanitären Partner heute die internationale Gemeinschaft dazu auf, ihre Unterstützung für die Rohingya-Flüchtlinge und ihre Gastgeber in Bangladesch zu verstärken.
„Solange die Lage im myanmarischen Bundesstaat Rakhine nicht friedlich und einer sicheren und freiwilligen Rückkehr förderlich ist, muss die internationale Gemeinschaft weiterhin lebensrettende Hilfe für die Flüchtlinge in den Lagern finanzieren“, so IOM und UNHCR.
Der anhaltende Konflikt in Myanmar, schwindende finanzielle Ressourcen und konkurrierende globale Krisen haben es für die internationale Gemeinschaft dringend erforderlich gemacht, sich für die Rohingya-Flüchtlinge einzusetzen, die sich nach wie vor in einer prekären Lage befinden und für ihr Überleben vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, da sie die Lager nicht verlassen und nicht legal arbeiten können, um ihre Familien zu unterstützen.
Der Gemeinsame Reaktionsplan bringt 113 verschiedene Partner zusammen und ist erstmals ein zweijähriger Aufruf, der im ersten Jahr 934,5 Millionen US-Dollar für rund 1,48 Millionen Menschen, darunter Rohingya-Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften, vorsieht.
UNHCR und IOM erklärten, dass Finanzierungsengpässe in kritischen Bereichen, darunter Kürzungen bei der Nahrungsmittelhilfe, Kochbrennstoff oder grundlegenden Unterkünften, verheerende Folgen für diese stark gefährdete Bevölkerungsgruppe haben werden und viele dazu zwingen könnten, zu verzweifelten Maßnahmen zu greifen, wie etwa die gefährliche Überfahrt auf Booten, um in größerer Entfernung Schutz zu suchen.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnte kürzlich, dass die monatlichen Rationen ohne sofortige neue Finanzmittel von 12,50 US-Dollar pro Person auf 6 US-Dollar pro Person halbiert werden müssten. Um die vollen Rationen aufrechtzuerhalten, benötigt das WFP dringend 15 Millionen US-Dollar für April und 81 Millionen US-Dollar bis Ende 2025.
Unter den mehr als eine Million Rohingya-Flüchtlingen, die in der größten Flüchtlingssiedlung der Welt leben, befinden sich mindestens 500.000 Kinder, wobei viele Familien von einer akuten Unterernährung betroffen sind.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) berichtete Anfang des Monats, dass mehr als 15 Prozent der Kinder in den Flüchtlingslagern unterernährt sind, der höchste gemessene Wert seit der Massenvertreibung der Rohingya-Flüchtlinge im Jahr 2017.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den Lagern sind Frauen und Mädchen, die einem erhöhtem Risiko von geschlechtsspezifischer Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt sind, während jeder dritte Rohingya-Flüchtling in Bangladesch zwischen 10 und 24 Jahre alt ist. Ohne Zugang zu formaler Bildung, angemessener Berufsausbildung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung bleibt ihre Zukunft ungewiss.
Im August 2017 suchten mehr als 740.000 Rohingya in Cox's Bazar Zuflucht, um der Gewalt und Verfolgung in Myanmar zu entkommen. Sie schlossen sich Hunderttausenden anderer Rohingya an, die zuvor geflohen waren. Bereits nach den Gewalttaten in den Jahren 1978, 1992, 2012 und 2016 kam es zu massiven Zwangsvertreibungen von Rohingya aus dem Bundesstaat Rakhine.
Seit mehr als 50 Jahren fliehen Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya in Nachbarländer, darunter Bangladesch, um der Verfolgung und Diskriminierung im mehrheitlich buddhistischen Myanmar zu entkommen. Schätzungsweise 500.000 bis 600.000 ethnische Rohingya leben noch immer im myanmarischen Bundesstaat Rakhine, können sich dort aber nicht frei bewegen und sind Verfolgung, Vertreibung und Gewalt ausgesetzt.
Die Unabhängige Internationale Untersuchungsmission der Vereinten Nationen zu Myanmar ist zu dem Schluss gekommen, dass die Ursachen für diese Zwangsvertreibung Verbrechen gegen die Menschlichkeit und andere schwere Menschenrechtsverletzungen sind, die stark auf eine Absicht zum Völkermord hindeuten.
Im November 2024 kündigte der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) an, dass er einen Haftbefehl gegen den amtierenden Präsidenten Myanmars, General Min Aung Hlaing, wegen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Deportation und Verfolgung der Rohingya im Jahr 2017 erwirken wolle.
Die seit Ende 2023 wieder auflebende Gewalt zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und die verstärkten Kämpfe haben seitdem Hunderttausende Menschen innerhalb Myanmars vertrieben. Bis Ende 2024 hat der Konflikt mehr als 3,5 Millionen Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen.
Myanmar ist in einen blutigen Bürgerkrieg verwickelt, der seit 2021, als das Militär des Landes durch einen Putsch die Macht übernahm, zudem Tausende Zivilisten das Leben gekostet hat. In den letzten Monaten hat eine Koalition ethnischer Rebellen ihre Offensive zur Vertreibung der Junta verstärkt.
Die Rohingya sehen sich nun, sieben Jahre nach der vom Militär angeführten Kampagne im Jahr 2017, einer weiteren Welle tödlicher Gewalt gegenüber. Im vergangenen Jahr wurden Zehntausende Rohingya aus ihren Häusern in Myanmar vertrieben, als Rakhine von heftigen Kämpfen zwischen Junta-Truppen und der Arakan Army, einer bewaffneten ethnischen Gruppe, heimgesucht wurde.
Seit 2024 sind erneut große Gruppen von Rohingya-Flüchtlingen, möglicherweise mehr als 100.000 Menschen, nach Bangladesch gekommen, um der erneuten Verfolgung und dem eskalierenden bewaffneten Konflikt im benachbarten Myanmar zu entkommen. Allerdings waren Ende 2024 nur etwa 1.006.000 Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch offiziell registriert.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Gemeinsamer Reaktionsplan (JRP) 2025-26 für die humanitäre Krise der Rohingya, UNHCR, Bericht, veröffentlicht am 24. März 2025 (in Englisch)
https://reporting.unhcr.org/joint-response-plan-rohingya-humanitarian-crisis-bangladesh