Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, warnt davor, dass die "Situation in Äthiopien außer Kontrolle gerät". In einer Stellungnahme heute vor Reportern am Sitz der Vereinten Nationen in New York äußerte Guterres seine große Besorgnis über die Eskalation der Kämpfe in der äthiopischen Region Tigray, die verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in einer ohnehin schon katastrophalen humanitären Lage haben. Der UN-Generalsekretär rief außerdem zu einer sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten auf.
"Gewalt und Zerstörung haben ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Das soziale Gefüge ist zerrissen. Die Feindseligkeiten in der Region Tigray in Äthiopien müssen jetzt beendet werden - einschließlich des sofortigen Abzugs der eritreischen Streitkräfte aus Äthiopien", sagte Guterres.
Nach Angaben der Vereinten Nationen kommen bei wahllosen Angriffen in dem Kriegsgebiet - auch in Wohngebieten - täglich Zivilisten ums Leben, werden wichtige Infrastrukturen beschädigt und der Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen eingeschränkt. Hunderttausende von Menschen in Nordäthiopien mussten seit der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen im August aus ihren Häusern fliehen, viele von ihnen bereits zum zweiten Mal. "Es gibt keine militärische Lösung", sagte der Generalsekretär und fügte hinzu: "Die Zivilbevölkerung zahlt einen entsetzlichen Preis. "
Der UN-Generalsekretär erinnerte die Kriegsparteien ferner an ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht. "Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden - und damit auch die humanitären Helfer, die angegriffen und sogar getötet werden, wenn sie lebensrettende humanitäre Hilfe leisten", sagte Guterres und bezog sich dabei auf den Tod eines humanitären Helfers in der Region Tigray am Freitag.
Bereits vor der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen waren 13 Millionen Menschen in den Regionen Tigray, Amhara und Afar auf Nahrungsmittel und andere Unterstützung angewiesen. Die Lieferungen von humanitärer Hilfe in die Region Tigray sind seit mehr als sieben Wochen unterbrochen, und auch die Hilfe für Amhara und Afar wurde eingestellt. Die humanitären Konvois entlang der Hauptroute nach Tigray sind seit dem 24. August ausgesetzt, was den Transport von humanitären Hilfsgütern verhindert. Auch die Flüge des Humanitarian Air Service der Vereinten Nationen (UNHAS) sind gestoppt, wodurch die Rotation humanitärer Helfer erschwert wird.
"Alle Parteien müssen die rasche und ungehinderte Beförderung humanitärer Hilfsgüter für alle Zivilisten in Not ermöglichen und erleichtern. Die Vereinten Nationen sind bereit, die Afrikanische Union auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen, um diesen Alptraum für die äthiopische Bevölkerung zu beenden. Wir brauchen dringend die Wiederaufnahme der Gespräche über eine wirksame und dauerhafte politische Lösung. Die internationale Gemeinschaft muss sich jetzt gemeinsam für den Frieden in Äthiopien einsetzen", forderte der UN-Generalsekretär.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Bemerkungen des UN-Generalsekretärs vor der Presse zu Äthiopien, veröffentlicht am 17. Oktober 20222 (in Englisch)
https://www.un.org/sg/en/content/sg/press-encounter/2022-10-17/secretary-generals-remarks-the-press-ethiopia-delivered