Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Freitag einen Nothilfeaufruf der Stufe 3 für den Großraum Horn von Afrika gestartet. Die Organisation der Vereinten Nationen ersucht um die Bereitstellung von 178 Millionen US-Dollar (167 Millionen Euro) für dringende, lebensrettende Gesundheitsmaßnahmen im Jahr 2023 in der Region am Horn von Afrika. Die WHO-Region Großraum Horn von Afrika umfasst die sieben betroffenen Länder Äthiopien, Dschibuti, Kenia, Somalia, Südsudan, Sudan und Uganda.
In einer Pressekonferenz am Freitag in Genf warnte Liesbeth Aelbrecht, Notfallmanagerin der WHO, vor einer Zunahme von Krankheitsausbrüchen und der höchsten Zahl unterernährter Kinder seit Jahren. Millionen von Menschen seien davon betroffen, vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Ernährungslage.
Das Horn von Afrika ist eine der am stärksten durch die Auswirkungen des Klimawandels gefährdeten Regionen der Welt und erlebt derzeit eine der gravierendsten Situationen der Ernährungsunsicherheit seit Jahrzehnten, die auf extreme Klimaereignisse wie Dürre und Überschwemmungen, aber auch auf Konflikte und schwankende Lebensmittel- und Kraftstoffpreise zurückzuführen ist.
In Äthiopien, Dschibuti, Kenia, Somalia, Südsudan, Sudan und Uganda sind derzeit 48 Millionen Menschen von krisenhafter Ernährungsunsicherheit betroffen, was auf der Ebene der Haushalte bedeutet, dass sie Mahlzeiten ausfallen lassen und vermutlich ihre Ersparnisse und lebensnotwendigen Vermögenswerte aufgebraucht haben. Unter diesen 48 Millionen Menschen befinden sich sechs Millionen, die von einer Notlage der Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Etwa 11,9 Millionen Kinder unter fünf Jahren werden im Jahr 2023 wahrscheinlich von akuter Unterernährung bedroht sein.
Durch Konflikte, Klimaveränderungen und die Nahrungskrise seien 18 Millionen Menschen in der Region vertrieben worden, erklärte Aelbrecht in ihrer Stellungnahme von Nairobi aus. Die großflächigen Vertreibungen gingen häufig mit einer Verschlechterung der hygienischen und sanitären Verhältnisse einher und trugen in Verbindung mit der akuten Wasserknappheit wesentlich zu einem erhöhten Risiko von Krankheitsausbrüchen bei. Zu den 18 Millionen Menschen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen, gehören 13,5 Millionen Binnenvertriebene und 4,5 Millionen Flüchtlinge.
Gegenwärtig kämpfen alle sieben Länder der Region mit Masernausbrüchen, während in vier Ländern Choleraausbrüche zu verzeichnen sind. Malaria ist in der Region endemisch und mancherorts die Haupttodesursache. Weitere aktuelle Krankheitsausbrüche sind Dengue-Fieber, Hepatitis E und Meningitis.
Allein in Somalia benötigen schätzungsweise 1,8 Millionen Kinder unter fünf Jahren eine Behandlung gegen Unterernährung, darunter fast 478.000 Kinder mit schwerer Auszehrung. Die humanitären Bemühungen hätten einen großen Beitrag zur Abwendung der Hungersnot in Somalia und anderswo geleistet, aber es sei noch nicht vorbei, sagte Aelbrecht.
Nach Angaben der WHO leben die am meisten gefährdeten Menschen sowohl in Somalia als auch im Südsudan. Im Südsudan sind schätzungsweise 1,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren akut unterernährt, darunter rund 346.000 Kinder unter fünf Jahren, die von schwerer akuter Unterernährung betroffen sind.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: World Health Organization (WHO): Appeal Greater Horn of Africa (in Englisch)
https://www.who.int/emergencies/funding/outbreak-and-crisis-response-appeal/2023/2023-appeals/appeal-horn-of-africa
Vollständiger Text: PRESSEBRIEFING DES INFORMATIONSDIENSTES DER VEREINTEN NATIONEN in Genf, 10. März 2023 (in Englisch)
https://www.ungeneva.org/en/news-media/bi-weekly-briefing/2023/03/press-briefing-united-nations-information-service-1