Die Vereinten Nationen, humanitäre Hilfsorganisationen und die somalische Regierung haben am Dienstag den Humanitären Bedarfs- und Reaktionsplan (HNRP) für Somalia für das Jahr 2024 veröffentlicht. Dieser sieht 1,6 Milliarden US-Dollar vor, um 5,2 Millionen der 6,9 Millionen Menschen zu unterstützen, die in diesem Jahr lebensrettende humanitäre Hilfe und Schutz benötigen. Obwohl eine historische mehrjährige Dürre im Jahr 2023 endete und Somalia eine Hungersnot abwenden konnte, ist der humanitäre Bedarf im Land nach wie vor hoch.
"Neben klimatischen Schocks, Konflikten und Unsicherheit werden auch die weit verbreitete Armut und der Ausbruch von Krankheiten den humanitären Bedarf in diesem Jahr weiter erhöhen", sagte George Conway, Koordinator für humanitäre Hilfe in Somalia.
"Die Partner der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit werden ihre gegenseitige Zusammenarbeit verstärken und auf gemeinsame Ergebnisse hinarbeiten, die dazu beitragen werden, den Bedarf, die Risiken und die Anfälligkeit zu verringern, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und sicherzustellen, dass künftige Schocks nicht zu einer Katastrophe führen."
Im Jahr 2023 wurde Somalia von mehreren Schocks heimgesucht, darunter eine verheerende Dürre, noch nie dagewesene schwere Regenfälle und Überschwemmungen sowie neue Vertreibungen. Obwohl die Regenfälle auch eine gewisse Linderung gebracht haben, wird es noch Jahre dauern, bis die historische Dürre überwunden ist. Die Zahl der von den schweren Überschwemmungen - sowohl Flussüberschwemmungen als auch Sturzfluten - betroffenen Menschen wird auf 2,5 Millionen geschätzt, von denen 1,2 Millionen aus ihren Häusern vertrieben wurden.
Die Dürreperiode 2020-2023, die im zweiten Quartal des vergangenen Jahres zu Ende ging, war eine der gravierendsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Die schweren Überschwemmungen, die durch die von El Niño verschärfte Regenzeit von Oktober bis Dezember verursacht wurden, waren die schlimmsten seit Jahrzehnten.
Nach Angaben des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wird der Bedarf an humanitärer Hilfe in Somalia auch im Jahr 2024 hoch bleiben, und zwar aufgrund der zugrundeliegenden Ursachen und wiederkehrenden Schocks wie klimatischen Ereignissen, Konflikten und Unsicherheit, weit verbreiteter Armut - 55 Prozent der somalischen Bevölkerung leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze - und Krankheitsausbrüchen.
Infolgedessen leiden weiterhin Millionen von Menschen an Hunger und Unterernährung.
Zwar hat sich die Lage seit dem letzten Jahr verbessert, aber 4,3 Millionen Menschen - fast ein Viertel der Bevölkerung - sind in Somalia nach wie vor akut von Ernährungsunsicherheit betroffen. Zwei von fünf Kindern unter 5 Jahren leiden an akuter Unterernährung. In mehreren Gebieten grassiert eine Choleraepidemie, wobei im Jahr 2023 mehr als 18.000 Fälle gemeldet wurden. Etwa 3,8 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene.
"Mehr als 80 Prozent der Vertriebenen sind Frauen und Kinder, die ernsthaften Schutzbedrohungen ausgesetzt sind", sagte Mohamud Moalim, Kommissar der somalischen Katastrophenschutzbehörde (SODMA).
"Die somalische Regierung ist besorgt über die humanitäre Situation, die sich durch die klimabedingten Krisen noch verschlimmert. Wir sind entschlossen, die Ursachen für die Krisen in Somalia zu bekämpfen, die Lebensbedingungen zu verbessern und langfristige, dauerhafte Lösungen zu schaffen", fügte er hinzu.
Aufgrund der massiven Unterfinanzierung und des Drucks seitens der Geberländer werden die Hilfsorganisationen in diesem Jahr gezielter vorgehen und sich auf die Unterstützung von Frauen, Männern und Kindern in "extremer" und "katastrophaler" Not konzentrieren, was bedeutet, dass die gravierenden Notlagen von Millionen anderer Menschen unberücksichtigt bleiben werden.
Der Mittelbedarf sinkt um 37 Prozent gegenüber den 2,6 Mrd. US-Dollar, die zur Deckung der Bedürfnisse von 7,6 Millionen Menschen im Jahr 2023 erforderlich waren. Humanitäre Maßnahmen in Somalia sind nach wie vor stark unterfinanziert. Im Januar 2024 war der Humanitäre Reaktionsplan (HRP) 2023 für Somalia nur zu 44 Prozent finanziert. Wenn die Mittel knapp sind, müssen die Hilfsorganisationen den am stärksten gefährdeten Menschen in den Regionen mit dem größten Bedarf Vorrang einräumen.
Derweil die Zahl der Hilfsbedürftigen von 8,25 Millionen im letzten Jahr zurückgegangen ist, ist auch der Anteil der Menschen, denen geholfen werden soll, von 92 Prozent im Jahr 2023 auf 75 Prozent im Jahr 2024 reduziert worden, da mit einer unzureichenden Finanzausstattung gerechnet wird.
Somalia, das sich gerade von der historischen Dürre, die 2020 begann, erholt, ist eines von vielen Ländern, die in den kommenden Monaten weiterhin einem erhöhten Risiko von Überschwemmungen, Dürre und extremer Hitze ausgesetzt sind, gefördert durch das El-Niño-Phänomen.
Das El-Niño-Ereignis, das zwischen Oktober und Dezember 2023 zu heftigen Regenfällen und Überschwemmungen geführt hat, wird voraussichtlich anhalten, was im März und Anfang April (Gu Regenzeit) zu überdurchschnittlichen Regenfällen führen dürfte, mit dem Risiko von neuerlichen Sturzfluten und Überschwemmungen der Flüsse.
Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) wird das Phänomen vermutlich mindestens bis April 2024 andauern, das Wettergeschehen beeinflussen und zu einem weiteren Temperaturanstieg sowohl an Land als auch im Meer beitragen.
Weitere Informationen
Vollständiger Text: Somalia 2024 Humanitärer Bedarfs- und Reaktionsplan (HNRP), Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, veröffentlicht am 30. Januar 2024 (in Englisch)
https://reliefweb.int/attachments/8ef2c38f-e21a-4f23-ad9d-bb6452b804fe/Somalia%202024%20Humanitarian%20Needs%20and%20Response%20Plan%20%28HNRP%29.pdf